Kuba: Blogger diskutieren über das “Offline-Internet” bei Radio Martí

Am 22. September 2011 hat die Radio-Martí-Moderatorin Karen Caballero [es] ein Gespräch zwischen dem Ethnologen und Blogger Ted Henken [en] von der City University of New York (CUNY), mehreren kubanischen Bloggern, unter anderem Yoani Sánchez und Orlando Luis Pardo Lazo, und Henkens Studenten geführt.

Dies war ein einzigartiges Erlebnis bei Radio Martí. Die Finanzierung und die Aufsicht für den Sender kommen vom Broadcasting Board of Governors [en], einer Behörde der USA, welche die Aufgabe hat, Radio und Fernsehen in den Ländern auszustrahlen, in denen vom Staat unabhängige Medien rar sind und stark zensiert werden. Ein großer Teil des Programmes bei Radio Martí ist explizit gegen Castro und unterstützt die US-Politik gegenüber Kuba. Der Sender wird von vielen als Symbol der politischen Blockade, welche die Beziehungen zwischen den USA und Kuba seit vielen Jahren definiert, gesehen.

Aber diese spezielle Sendung konzentrierte sich auf eine Gruppe Kubaner, die sich selbst nicht als Dissidenten sehen oder den Sturz der kubanischen Regierung befürworten: Blogger. Die Teilnehmer diskutierten die zunehmende Sichtbarkeit von Bloggern und Social Media in Kuba sowie die einzigartigen Wege, wie diese neuen Medien auf der Insel, wo die Verbreitung von Internet und Mobiltelefonen extrem niedrig ist, genutzt werden.

Orlando Luis Pardo Lazo, Fotograf des Blogs “Boring Home Utopics”, beschreibt das “Offline-Internet”, welches junge medienaffine Kubaner gebildet haben:

Es muy bajo el nivel de conectividad en Cuba… Pero sin embargo hay mecanismo alternativos. Este es Internet “offline,” el Internet sin Internet…circulan las columnas por [el sistema de] los correos electrónicos internos que tiene cuba…Circulan los blogs offline como [en] discos, en CDs, memorias flash, DVD, y entonces de mano a mano esta información pasa…

Das Niveau der Konnektivität ist in Kuba sehr niedrig … Trotzdem gibt es alternative Mechanismen. Das ist das Internet “offline,” das Internet ohne Internet … Blog-Beiträge zirkulieren durch Kubas internes E-Mail-System … Blogs zirkulieren offline auf CDs, Festplatten, DVDs, sodass Informationen von Hand zu Hand weitergegeben werden …

Sánchez beschreibt ihre “Blogger Akademie”, in der sie Freunden und Bekannten zeigt, wie man die neuen Medien benutzt, die für die meisten Kubaner sehr neu sind. Sie beschreibt [es] “Saquen el máximo potencial de su móvil” [Hol das meiste aus deinem Handy heraus], einen Workshop, in dem sie den Teilnehmern beibringt, wie man Fotos, Videos und Tweets per SMS verschickt.

Einer von Henkens Studenten fragte Sánchez über ihre Ziele als Bloggerin.

Wen soll deine Botschaft erreichen? Die USA, Europa, Asien oder die Kubaner? Und warum verbreitest du deine Botschaft über das Internet, wo es doch so schwer für die Kubaner ist, einen Internetzugang zu erhalten?

[M]i lector preferido sería el vecino al lado…pero Internet no fue una decisión. Internet era la única posibilidad. […] Llegamos a la conclusión de que nunca nos iban a dar un minuto en la radio, un minuto en la television, ni siquiera unas líneas en la prensa nacional. Entonces tuvimos que usar el Internet como el unico camino ahora mismo de expresión cívica.

Mein bevorzugter Leser würde mein Nachbar sein … aber das Internet war keine Entscheidung. Internet war die einzige Möglichkeit. […] Wir haben realisiert, dass sie uns keine Minute Sendezeit, weder im Radio noch im Fernsehen, geben werden, genausowenig wie ein paar Zeilen in der nationalen Presse. Also mussten wir das Internet nutzen, da es der einzige Ort für politische Äußerungen ist.

Tatsächlich ist das Internet als Ort für Ausdruck und Informationsaustausch nicht gerade perfekt. Für viele Kubaner ist das Internet immer noch ein unbekannter Ort und das Konzept eines Blogs oder von Twitter ist für viele schwer verständlich. Aber für die Kubaner, die einen Zugang zum Internt haben sowie im “Offline-Internet” teilhaben, haben Blogs und soziale Netzwerke einen Ort für Kommunikation und Ausdruck geöffnet, der völlig unabhängig vom Staat ist. Das ist eine Neuheit und eine sehr mächtige Sache, und während die sozialen Auswirkungen gering und langsam sein mögen, so glauben doch einige Blogger, dass die Dinge auf der Insel anfangen sich aufgrund der Technologie zu verändern.

Der kubanische Dichter und Autor Antonio José Ponte, der auch an dem Gespräch teilnahm, unterstützte diese Idee.

[C]ada vez se hace más visible la informacion—la gente tienen menos temor en informarse ahora. Todo eso se va eliminando a través de nuevos modos de comunicación.

Informationen werden immer mehr sichtbar – die Menschen haben jetzt weniger Angst, sich zu informieren. All diese [Angst] wird durch die neuen Formen der Kommunikation ausgelöscht.

* Während diese Radiosendung den Hörern ermöglichte, etwas über die einzigartige Position der neuen Medien in Kuba zu lernen, stellte sie selbst eine seltene Begegnung innerhalb der weiteren Landschaft von auf Kuba konzentrierten Medien dar. Der zweite Beitrag dieser Serie wird ein Interview mit Ted Henken sein, in dem er seine Arbeitserfahrung mit Radio Martí, einem US-finanzierten Sender, beschreibt.

* Das Titelbild stammt von Phil Guest, und wurde unter CC Licence BY-SA 2.0 veröffentlicht.

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