Russland: Persönliche Daten veröffentlicht, wer ist schuldig?

Am 3. Oktober 2011 wurden Dokumente etlicher russischer Staatsbürger auf der Webseite rusleaks.com [ru] veröffentlicht, darunter Einkommenserklärungen und Passnummern.

Kurz nachdem die Masse an Dokumenten bemerkt worden war, haben der russische Generalstaatsanwalt und die Agentur für die Überwachung von Informationstechnologien (auch Roskomnadzor genannt) angekündigt, dass die Ermittlungen, wie die persönlichen Daten auf die sogenannte “Antikorruptionsseite” Rusleaks gelangt sind, begonnen wurden. Einige Rusleaks-Domains sind im Moment nicht abrufbar.

Veröffentlichte persönliche Daten

Die russische Nachrichtenseite Vedomosti schreibt, dass zwei Mitglieder ihrer Redaktion persönliche Daten von sich in dem veröffentlichten Material fanden [ru]:

Корреспондент «Ведомостей» нашел в базах Rusleaks данные своего старого паспорта и помесячные данные о зарплате за вторую половину 1990-х гг., а его коллега — номера двух старых паспортов и некоторые данные, удаленные из «В контакте».

Tropfen. Foto von Flickr-Benutzer kaffeetrauma

Tropfen. Foto von Flickr-Benutzer kaffeetrauma

Ein Korrespondent von Vedomosti hat in den Dokumenten auf Ruskleaks Information aus seinem alten Pass, und monatliche Einkommenserklärungen aus der zweiten Hälfte der neunziger Jahre gefunden, und sein Kollege hat zwei alte Passnummern und einige eigentlich gelöschte Informationen vom sozialen Netzwerk VKontakte gefunden.

Die russische Regierung hat verlauten lassen, dass die Veröffentlichung solcher Informationen gegen Datenschutzgesetze verstößt. Die Staatsanwaltschaft hat gegen die Website eine Klage beim Moskauer Stadtgericht eingereicht (wenn sie erfolgreich ist, wird die Website von allen Servern in Russland verbannt) und verlangt [ru], dass Internet.BS Corp (das Unternehmen, bei dem Rusleaks registriert ist) die Registrierung aufhebt.

Nur in den zwei bekannten früheren Fällen hat die russische Regierung Domainraub genutzt: die Seiten sochi.ru und torrents.ru, das größte russische Torrent-Portal, das 2010 gesperrt wurde, weil es gegen Artikel 146 des russischen Strafgesetzbuches verstoßen hat.

Die Agentur bemerkte außerdem, dass einige der persönlichen Daten, die aus den Jahren 1999 bis 2007 stammen, gefälscht sein könnten [ru].

Wer ist verantwortlich?

Der bekannte russische Blogger Anton Nosik, dessen Kontoinformationen der Citibank aus dem Jahr 2003 veröffentlicht wurden, lud einen Screenshot der entwendeten Informationen auf sein Blog [ru]. Er deutet an, dass die Information über viele Ebenen des russischen Staates in die Öffentlichkeit gelangt sein muss.

Круг чиновников и силовиков, с которыми коммерческий банк в России обязан делиться всеми данными своих клиентов, невозможно установить. Зато теперь понятнее становится характер информации, сливаемой банками государству, и способ её хранения.

Es ist unmöglich alle Bürokraten und Beamten zu überwachen, denen eine Geschäftsbank in Russland alle Daten aller Kunden zur Verfügung stellen muss. Nun wird klarer, was für Informationen die Banken dem Staat
geben, und wie diese Informationen gesichert werden.

Eine Umfrage [ru],die auf der Seite Habrakhabr veröffentlicht wurde, zeigt, dass 67,55% der Befragten der folgenden Aussage zustimmen:

Опубликование подобных данных, скорее зло чем польза, даже в России

Die Veröffentlichung solcher Information bringt mehr Schaden als Nutzen, selbst in Russland.

Viele Kommentatoren haben zwischen Rusleaks und dem, der die Daten dort hochgeladen hat, unterschieden. Der User CLR vermutete [ru], dass die Daten “nicht gestohlen wurden, sondern Leuten abgekauft wurden, die Zugang zu diesen Daten hatten,” und betonte, dass es nötig ist, diese Leute zu bestrafen und nicht nur die Seite, die die Informationen dann letztenendes veröffentlichte.

Der User Himari meinte [ru]:

Проблема не в том, что существуют такие сайты, а в том что эти данные утекают. Вы как наше правительство, боритесь с последствиями, а не причинами. Тем более раз утекло, то уже всё — оно будет переодически всплывать.

Das Problem ist nicht, dass solche Seiten existieren, sondern dass die Daten überhaupt so leicht verfügbar sind. Ihr, wie unsere Regierung, bekämpft die Konsequenzen und nicht die Wurzel des Problems. Und außerdem: sind die Daten einmal öffentlich, so werden sie immer wieder auftauchen.

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