Pinochets Chile: Der Tod des Chefs der ehemaligen Sicherheitspolizei reißt alte Wunden auf

Detenidos desaparecidos en Chile durante la dictadura de Pinochet. rosario gonzalez

Während der Pinochet-Diktatur verhaftet und verschwunden. Foto von Rosario González (CC BY-NC-ND 2.0)

Der Tod von Manuel Contreras, dem Chef des gefürchteten nationalen Verteidigungsdirektorats – der Geheimpolizei unter der Administration Augusto Pinochets, die zwischen 1973 und 1977 für die Entführung, Folterung und Ermordung tausender Menschen verantwortlich war -, erinnerte Chile daran, dass die Wunden der Militärdiktatur immer noch weit davon entfernt sind, zu heilen.

1973 stürzte Pinochet den sozialistischen Präsidenten Chiles Salvador Allende und markierte damit den Beginn einer Militärdiktatur, die 17 Jahre dauern sollte. Während dieser Zeit starben mehr als 3.000 Personen und Zehntausende wurden eingesperrt und gefoltert.

Contreras war nach Pinochet der zweitmächtigste Mann im Regime. 1993 wurde er durch den Obersten Gerichtshof in Chile für 75 Entführungen, drei Morde, zweimal illegale Mittäterschaft und einem minderschweren Fall von Entführung zu 526 Jahren verurteilt. Er saß seine Strafe im Gefängnis von Punta Peuco ab, bis er wegen medizinischer Probleme in ein Militärkrankenhaus verlegt wurde. Nach langen, schmerzhaften zehn Monaten Krankheit starb er in der Nacht des 7. August 2015.

Die chilenische Polizei verkündete seinen Tod durch eine Pressemitteilung, die manche in ihrer Wortwahl überraschte. Diese ruft im Land immer noch Kontroversen hervor, zum Beispiel die Verwendung des Wortes, mit dem die Machtherrschaft Pinochets beschrieben wurde: “Diktatur” statt “Militärregime”.

Feiner Zug von der chilenischen Polizei. Sie nennen Manuel Contreras einen “Gefangenen” und benutzen das Wort “Diktatur” in ihrer Pressemitteilung zu seinem Tod.

Bald nach dem Bekanntwerden der Nachricht, organisierten dutzende Menschen einen Protest mit Flaggen und Parolen des Missfallens gegen den hochrangigen Militäroffizier vor dem Krankenhaus.

Bald verwandelten sich die Demonstrationen in einigen Teilen der Hauptstadt des Landes in festliche Feierlichkeiten.

JETZT: Die Menschen feiern des Tod von Manuel “Mamo” Contreras auf dem italienischen Platz

Video: Die Menschenmenge in Santiago (Chile) singt “Gerechtigkeit, Wahrheit, Nein zu Straffreiheit @MegafonoPopular #MamoContreras

Auf Twitter äußerten die Nutzer ihre widersprüchlichen Meinungen was die Feierlichkeiten, Beileidswünsche und die Bedeutung angeht, welche der Tod von Contreras auf ein Land haben könnte, das sich immer noch schwertut, mit seiner Vergangenheit Frieden zu schließen. Die Nachricht war so bedeutend, dass der Hashtag #mamocontreras (“Mamo” war der Sptzname von Manuel Contreras) zu dem weltweit beliebtesten Thema wurde.

Da gibt es Nichts zu feiern, wenn so ein unheimlicher Krimineller wie Manuel Contreras stirbt und einen Berg an Informationen zu den Menschrechtsverbrechen und dem Verbleib der verschwundenen Inhaftierten mit sich ins Grab nimmt.

Es gibt Idioten, die nach einer Gedenkminute für Manuel Contreras fragen. War das 42 Jahre lange Schweigen des Militärs nicht schon genug?

Wie Manuel Contreras es schon richtig prophezeit hat, starb er nicht im Gefägnis. Weine, du verfickter Kommunist!

Den Tod eines Folterers und Mörders zu feiern, macht uns nicht zu Kommunisten. Merk dir das.

Interessanter Tribut an die Menschenrechte: Menschen, die ihre geliebten Angehörigen verloren haben, feiern seinen Tod. Naja…

Am weitesten gingen die Meinungen auseinander, wenn über die Beileidswünsche im Vergleich zu der Ablehnung Contreras diskutiert wurde.

Contreras starb als Unterdrücker, Völkermörder, Feigling, ein berüchtigter Mann mit einem Generalstitel, der die Armee und die Gesellschaft beschämt.

Unheimlicher, grausamer, unmenschlicher Auftragsmörder. Soll er uns als das Monster, das die Folterung und das Verschwinden Tausender geplant hat, in Erinnerung bleiben.

Er wurde zu 530 Jahren Haft verurteilt und das sicher nicht, weil er nett war. Er war ein grausamer und blutiger Mörder. Verlangt nicht nach Respekt für einen Hurensohn.

Danke für Ihre Verdienste für unser Heimatland, mein Beileid geht an die Contreras Familie. Möge Manuel “Mamo” Contreras in Frieden ruhen.

Möge General Juan Manuel MAMO Contreras in Frieden ruhen. “Während sie uns bekämpften, haben wir niemanden getötet, der nicht auch ein Terrorist war”.

Mamo Contreras ist verstorben. Ein Soldat, der bei der Ausübung seiner einzigen Pflicht starb; sein Heimatland zu retten.

Einige teilten ihre Gedanken zu dem Weg, der zur Aussöhnung des Landes führen könnte. Der unabhängige Kongressabgeordnete Tucapel Jiménez, Sohn des Führers der Union, der während der Militärdiktatur ermordet wurde, weil er dem Regime kritisch gegenüber stand, sagte in einem Interview für den Fernsehsender TVN:

Los que representamos la defensa a los Derechos Humanos no podemos celebrar esta muerte, eso es lo que nos diferencia de esta gente. Pero no quiere decir que esté triste.
Contreras podría haber muerto más en paz y ayudando a la verdad. Con él se van a la tumba muchos datos relevantes para conocer el paradero de muchos Detenidos Desaparecidos.
Ojalá esto sea un punto de inflexión y hayan militares que rompan el pacto de silencio y entreguen información. Conocer la verdad y hacer justicia da la tranquilidad y si el país quiere sanar el alma, ese es el camino.

Diejenigen unter uns, die für Menschenrechte kämpfen, können seinen Tod nicht feiern. Das ist es, was uns von diesen Leuten trennt. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht auch traurig bin.
Contreras hätte auch friedlicher sterben können. Er hätte bei der Wahrheitsfindung helfen können. Viel relevante Information zu dem Verbleib mehrer verschwundener Inhaftierter ging mit ihm ins Grab.
Ich hoffe auf einen Wendepunkt und dass viele Soldaten ihren Verschwiegenheitspakt brechen werden und und Informationen übergeben. Die Wahrheit zu kennen und Gerechtigkeit walten zu lassen, bringt Frieden und wenn dieses Land seine Seele retten will, dann ist dies der richtige Weg.

Der Journalist Francisco Mendez zeichnet jedoch eine etwas kritischeres Bild über die Bedeutung dieses Ergeignisses in seiner Kolumne “Manuel Contreras, Vorreiter der Interessen einer Gruppe, die ihn verleugnet“:

Pensar que una vez que él muera todo el pasado se irá con él es ser ingenuo y no conocer a Chile y lo que algunos están dispuestos a hacer con tal de mantener sus intereses, sus ideas. El Mamo fue un trabajador de quienes hoy todavía disfrutan de una economía que fue impuesta con tal de aniquilar a todo el que pensara distinto u osara en cuestionar las eternas estructuras de poder en nuestro país. (…)
(…) Separar este personaje del interés particular de un sector es mentirle a la gente. Ponerlo como una muy fea anécdota en nuestra historia es no entender debido a qué intereses surgió. Es seguir negándole a la todos los chilenos, sin importar su clase, cuál es la verdadera razón por la que aún estamos mirando hacia la dictadura y por qué nos costará mucho dejar de hacerlo si es que antes no hay un sinceramiento histórico de quienes tuvieron y tienen el poder hasta el día de hoy.

Zu denken, dass mit seinem Tod auch die ganze Vergangenheit verschwinden wird, ist naiv und zeugt von der Ignoranz Chiles und auch davon, zu was manche fähig sind, nur um an ihren Interessen und Ideen feshalten zu können. Mamo war ein Angestellter von Personen, die noch immer von einer Wirtschaft profitieren, die darauf aufgebaut ist, dass sie jeden, der anders denkt oder es wagt die Gesamtstrukturen der Macht in unserem Land zu hinterfragen, vernichtet.
(…) Seine Person von den bestimmten Interessen einer Gruppe zu trennen bedeutet, die Menschen zu belügen. Ihn als eine unansehnliche Anektode in unserer Geschichtsschreibung zu platzieren bedeutet, die Interessen misszuverstehen, die ihn geschaffen haben. Es würde bedeuten, jedem Chilenen, egal aus welcher sozialen Schicht, die wahre Bedeutung darüber zu verleugnen, warum wir uns immer noch mit dieser Diktatur beschäftigen und warum es uns noch teuer zu stehen kommen wird, wenn wir damit aufhören. Außer diejenigen, die an der Macht waren und bis heute noch sind, machen sich daran eine ehrliche Reflektion unserer Geschichte durchzuführen.

Schlußendlich befanden sich unter den verschiedenen Meinungen auch hoffnungsvolle Aussagen, wie diese:

Dein Tod lässt uns mit der Verpflichtung zurück, für ein Chile zu arbeiten, wo jemand wie du nie wieder existieren kann…

Einige sind freudig, andere betrauern den Tod von Contreras. Ich bin weder traurig noch glücklich: Ich sehe in die Zukunft, ohne Hass oder Liebe für die Vergangenheit.

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