Jemeniten durch Krieg mittellos im Ausland und obdachlos im eigenen Land

A Yemeni quotes human rights articles to plead with world organisations to help return stranded Yemenis abroad home. Photograph shared by @NuhaSanhani on Twitter

Ein Jemenit zitiert Menschenrechtssatzungen und richtet damit einen Appell an die Weltorganisationen, vertriebene Jemeniten zu helfen, wieder nach Hause zurückzukehren. Foto getwittert von @NuhaSanhani

Das Original zu dieser Übersetzung ist bereits am 29. April 2015 erschienen.

Seit die saudiarabische Koalition am 26. März mit den Bombardements des Landes begann, sitzen tausende Jemeniten im Ausland fest, ohne Möglichkeit nach Hause zurückzukehren. Weitere 300.000 sind obdachlos in ihrem eigenen Land, mit wenig bis keiner Unterstützung.

Jemeniten, die für medizinische Behandlungen oder wegen anderer Gründe außer Landes waren als der Krieg im Jemen ausbrach, werden schon seit einem Monat durch eine Verordnung der Kriegskoalition daran gehindert, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Das auferlegte Embargo über die Luft-, Land- und Seerouten zwingt Jemeniten dazu, mittellos im Ausland zu verbleiben. Durch neu auferlegte Einreisebeschränkungen von Ländern, in denen sie zuvor herzlich willkommen waren und ohne finanzielle Mittel sind sie nun Flüchtlinge. Zusätzlich dazu kommen schätzungsweise 300.000 Vertriebene und Obdachlose, die nun auch Flüchtlinge im eigenen Land sind.

Ali Almurtada aus Sanaa:

Zahlreiche Jemeniten sitzen an Flughäfen fest. Sie können nicht nach Hause (Flugverbotszone) und auch nicht in andere Länder (Probleme mit dem Visum). #Jemen #Decisive_Storm

Seit dem 26. März quält die arabische Koalition Jemen mit Luftangriffen. Ihre Angriffe waren aber nicht nur auf die Militärinfrastruktur oder ihr Hauptziel – die Huthi-Stammesrebellen – beschränkt, welche im Januar die Kontrolle über die Hauptstadt Sanaa dem Präsidenten Abd-Rabbu Mansour Hadi entrissen.
Zusätzlich dazu gibt es in der südlichen Hafenstadt Aden massive Zerstörungen. Dort haben die Huthis, zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten Ali Abdullah Saleh loyalen Truppen, ihre Kämpfe intensiviert.

Nach drei Jahrzehnten im Amt trat Saleh zurück, was 2011 öffentliche Proteste auslöste, und übergab das Amt an Hadi. Die Übergabe des Amtes wurde durch eine Abmachung des Gulf Cooperation Councils und unter Federführung Saudi-Arabiens geregelt. Genau diese Länder bombardieren nun Jemen. Saleh kontrolliert noch immer den Großteil der jemenitischen Armee und übt damit weiterhin Einfluss im weltweit ärmsten arabischen Land aus.

Zu Krisenzeiten suchen Menschen üblicherweise Zuflucht in den Nachbarländern. Jemeniten streben aber auch zu Kriegszeiten danach, wieder nach Hause zurückzukehren. Bassam Hassan twittert:

Währen einige Menschen nach Wegen suchen, um zu fliehen, flehen andere trotz der Entbehrungen darum, wieder nach Hause zurückzukehren.

Der Nachrichtendienst Alaraby Aljadeed beruft sich auf Aussagen der Fluggesellschaft Yemen Air, nach der sich zwar etwa 10.000 Jemeniten zur Zeit im Ausland befinden, die Medien sich aber hauptsächlich auf die Evakuation von Ausländern aus dem Jemen konzentrieren würden. Die im Jemen lebenden Ausländer wurden von ihren Heimatländern, vornehmlich darunter China, Russland und Indien, zurückgeholt. Allerdings nahm Indien mit seiner Anzhal an Evakuationsflügen für im Jemen gestrandete Inder und andere Staatsangehörige eine Vorreiterrolle ein.

Indien hat 4.741 Inder aus dem Jemen evakuiert – aber auch 1.947 anderer Nationalitäten aus 48 verschiedenen Ländern.

Unterdessen lässt die Weltmacht USA, die für den Krieg im Jemen sowohl logistische als auch Aufklärungsdienste beisteuert, seine Bürger zurück.

Während andere Länder ihre Bürger aus dem Jemen holen, rät die USA Amerikanern durchzuhalten.

Viele Aktivisten haben auf die Notlage der gestrandeten Jemeniten aufmerksam gemacht, besonders auf jene in Ägypten, Jordanien und Indien. Dort sitzen sie an den Flughäfen fest oder müssen ihre Krankenhausaufentalte mit einem stetig sinkenden Budget bestreiten und fürchten, aus ihren Unterkünften rausgeschmissen zu werden, ohne Hilfe der jemenitischen Botschaften.

BITTE helft jenen #Jemeniten, die in vielen Teilen der Welt festsitzen. #Rettung #SOS #Jemen #DecisiveStorm @Flüchtlinge #RT

#Menschenrechte #Menschenrechtskomitee @VereinteNationen @UNICEF @IOM_news bitte helft den #gestrandeten #Jemeniten wieder nach Hause zu kommen.

In Ägypten:

Viele Jemeniten beschwerten sich über den Mangel an Hilfestellung ihrer eigenen Botschaften, die ihnen die Türen vor der Nase zuknallten.

Mazen Al Hebshi spricht über die gestrandeten Jemeniten auf BBC Arabia. #Jemeniten sitzen in #Kairo fest und protestieren heute vor der jemenitischen Botschaft. #Jemen

Der Fernsehsender France24 brachte einen Bericht über die Jemeniten in Kairo und ihre Notlage:

Ägypten: Jemeniten sitzen in Kairo fest.

Mit Fotos und Videos, gestrandete Jemeniten sammeln Unterschriften, um rechtliche Schritte gegen den Botschafter einzuleiten.

In Jordanien:

Hier einige Fotos von Jemeniten, die in Amman festsitzen. Ein Beweis für den Leidensweg.

Belquis Alsalami, eine der wenigen Glücklichen, die per Charterflug flüchten konnten, erinnert sich auf ihrer Facebookseite noch genau an den unfreundlichen Empfang, den sie und andere Reisende bekamen, als ihr Flugzeug in Amman, Jordanien landete:

حاولنا نتفاهم مع الموظفة الأردنية. ردت علينا بكل وضوح: أنتم غير

مرغوب فيكم في الاْردن!!
قلنا: ليش؟؟
قالت: أنتم لاجئين..
ردينا عليها وقلنا: ما فيش أحد مننا الموجودين يشتي يدخل الاْردن.. كلنا معنا فيز إلى دول أخرى.. ومعنا تذاكر طيران من الاْردن إلى جهات أخرى (دبي – لندن- اثيوبيا – الهند – نيوزلندا – أمريكا)
هذه كانت الجهات اللي كنا متجهين إليها..
قالوا مافيش نزول من الطيارة خااااااااااااالص

Wir versuchten mit der jordanischen Angestellten vernünftig zu diskutieren.
Sie antwortete unmissverständlich: Ihr seit in Jordanien nicht erwünscht.
Wir fragten: Warum?
Sie sagte: Ihr seit Flüchtlinge…
Wir antworteten: Niemand von uns hier will nach Jordanien. Wir haben alle Visa für andere Länder und wir haben Flugtickets, die uns von Jordanien aus zu anderen Zielen bringen sollten (Dubai, London, Äthiopien, Indien, Neuseeland und USA). Dahin wollten wir reisen…
Sie sagten, wir dürften das Flugzeug auf KEINEN FALL verlassen.

Die Passagiere wurden für sieben Stunden im Flugzeug festgehalten. Hisham Al-Omeisy beschreibt die Tortur:

#PT Meine Cousins und Cousinen, viele davon Kinder, durften das von Soldaten umstellte Flugzeug in Amman, Jordanien für sieben Stunden nicht verlassen. Danach bekamen sie einen temporären Pass.

In Indien:

Vertrieben und obdachlos im eigenen Land

Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für die Koordination humanitärer Angelegenheiten waren im Jemen selbst mehr als 300.000 Menschen dazu gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, in andere Städte oder Dörfer zu flüchten und bei Familie oder Freunden unterzuschlüpfen, um der Gewalt zu entkommen.

Data compiled by OCHA as of 28 April shows that the number of people displaced by the escalating conflict in the 19 governorates has increased significantly. Humanitarian partners had estimated that at least 150,000 people were displaced as of 17 April but that number has now more than doubled. Available data shows that governorates with the highest numbers of those displaced include Hajjah, Al Dhale’e and Abyan.

Die bis zum 28. April von dem Amt für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten [eine Abteilung des UN-Sekretariats] gesammelten Daten zeigen, dass die Anzahl der obdachlosen und vertriebenen Personen in den 19 Gouvernements durch die Ausschreitungen beträchtlich angestiegen ist. Humanitäre Partnerorganisationen schätzten, dass seit 17. April mindesten 150.000 Menschen obdachlos sind, doch diese Zahl hat sich nun mehr als verdoppelt. Nach vorhandenen Angaben sind die Gouvernements Hajjah, Al Dhalee und Abyan jene mit der höchsten Anzahl an Obdachlosen und Vertriebenen.

Bushra Aldukhainah, Koordinator des humanitären Projektes Care Yemen bekam am eigenen Leib zu spüren was es bedeutet, ein Binnenflüchtling zu sein. Sie schreibt darüber im Guardian:

I never thought I would know what it’s like to be an internally displaced person, but I do now. Working at Care, I am usually the one helping displaced people but almost two weeks ago, after air strikes began in Yemen, my family and I felt the fear and pain of suddenly having to gather your things, leave your home and run for your life.

Ich hätte mir nie gedacht einmal selbst erfahren zu müssen was es bedeutet, ein Binnenflüchtling zu sein, aber ich weiß es jetzt. Durch meine Arbeit bei Care Yemen bin ich es normalerweise, die Flüchtlingen hilft. Doch vor etwas mehr als zwei Wochen, als die Luftangriffe im Jemen begannen, machten meine Familie und ich die beängstigende Erfahrung, plötzlich die Sachen packen zu müssen, um das Zuhause zu verlassen und um das eigene Leben zu rennen.

Flüchtlinge in Dschibuti und Somalia:

Viele Jemeniten flüchteten sich auch in ärmere Nachbarstaaten, wo sie willkommen geheißen wurden. Die internationale Organisation für Migration berichtete, dass die Gesamtzahl der Ankünfte am Horn von Afrika, einschließlich Dschibuti, Somaliland und Puntland, aus dem Jemen sich diese Woche um 8.344 Personen erhöht hat, was sich seit der Eskalation des Konfliktes Mitte März auf eine Gesamtzahl von
10.263 Personen beläuft.

Um seine Mutter, seine Frau und zwei seiner Kinder zu retten, musste Fairuz seinen Sohn zurücklassen, als er in der Hafenstadt Aden versuchte, dem Kugelhagel der Scharfschützen zu entkommen.

Fairuz, ein Tischler, erzählt von seiner Flucht:

To save five lives is better…,” he recalls shouting to Adeeb from a neighbour’s house they were visiting when the attack began, begging him to run.
“I’m worried that my son is there now and afraid of the bullets,” he says. “The shooting was all day and all night. You cannot describe how strong the sound of bombs and missiles was.

“Fünf Leben zu retten ist besser…,” erinnert er sich, Adeeb vom Haus eines Nachbarn, bei dem sie auf Besuch waren, zugerufen zu haben und dass er ihn anflehte zu rennen.
“Ich habe Angst, dass mein Sohn im Moment dort sein könnte und Angst vor den Kugeln hat,” sagt er. “Die Schießereien haben den ganzen Tag und die ganze Nacht angehalten. Man kann den unglaublichen Lärm der Bomben und Raketen gar nicht beschreiben.

Wir sehnten uns danach zurückzukehren, aber wir sahen die Bomben und wussten, es war unmöglich.

Enttäuschung

Zahlreiche Jemeniten äußerten ihre Unzufriedenheit über den Mangel an Empathie und humanitärer Unterstützung für jemenitische Flüchtlinge im Ausland, die keine Möglichkeit hatten nach Hause zurückzukehren.

Im Norden und Osten von reichen Ländern umgeben und doch müssen Jemeniten nach Dschibuti und Somalia flüchten.

Die Koalition startete den Krieg, um die Leute im #Jemen von ihren Leiden zu befreien. Sie nimmt jedoch keine Flüchtlinge auf und bietet auch keine humanitäre Unterstützung!

Die Welt sollte sich schämen! Sie versucht den Jemen “zu retten”, indem sie Waffen zur Verfügung stellen, doch kein Land will die Visa verlängern, Binnenvertriebene oder Flüchtlinge aufnehmen.

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