Welttag der Pressefreiheit: Iraker trauern um den Journalisten Ammar Al Shahbander

Iraqis light candles at the site of last night's blast, which claimed the lives of 17 people in Karrada, including pioneer journalist Ammar Al Shahbander

Iraker zünden am Ort des Anschlags vom 2. Mai Kerzen an. Bei dem Terroranschlag kamen 17 Menschen ums Leben, darunter der Journalist Ammar Al Shahbander. Foto von @Iraqism bei Twitter

Iraker trauerten am Welttag der Pressefreiheit um den Journalisten Ammar Al Shahbander, der in Karrada in Bagdad durch eine Autobombe ums Leben gekommen ist. Zu dem Anschlag bekannte sich der sogenannte Islamische Staat (IS).

Al Shahbander, Verfechter der Meinungsfreiheit, war im Irak Missionsleiter des Institute for War and Peace Reporting (IWPR, Institut für Kriegs- und Friedensberichterstattung). Sein Kollege Emad Al Sharaa wurde bei dem Anschlag, der 17 Menschen das Leben gekostet hat, verletzt. Er befindet sich in “einem ernsten, aber stabilen Zustand”.

Iraqi journalist Ammar Al Shahbander was killed on the eve of the World Press Freedom Day. Source: @superammar (Al Shahbander's Twitter account)

Der irakische Journalist Ammar Al Shahbander ist am Vorabend des Welttags der Pressefreiheit ums Leben gekommen. Quelle: @superammar (Twitter-Konto von Al Shahbander)

Laut IWPR arbeitete der 41-jährige Al-Shahbander, Iraker mit schwedischer Staatsbürgerschaft, seit 2005 für das IWPR im Irak. Ab 2008 war er Projektleiter für das Institut, ein Jahr später wurde er Missionsleiter des IWPR. Zuvor hatte er für die Iraq Foundation gearbeitet. Er hinterlässt eine Frau und vier Kinder.

“Ammars Tod ist eine Tragödie für seine großartige Familie und ein großer Schock für uns alle beim IWPR”, so IWPR-Geschäftsführer Anthony Borden. “Sein Ziel war es, beim Aufbau eines neuen und friedlichen Irak zu helfen. Er war einer der am bestinformierten, kreativsten und leidenschaftlichsten Mitglieder der Zivilgesellschaft vor Ort. Er war bei Regierungsvertretern, westlichen Diplomaten und der internationalen Presse hoch angesehen. Seine Kollegen haben ihn sehr geschätzt. Ammars Tod ist ein großer Verlust für den Irak und für uns alle.”

Menschen aus dem ganzen Irak zollten ihm ihren Respekt.

Der Iraker Mustafa twittert:

Der Mensch Ammar Al Shahbander ist tot.
Der wahre Bruder Ammar Al Shahbander ist tot.
Der gute Mensch ist tot tot tot. Das ist für uns im Irak inzwischen so normal, dass es uns langweilt.

Der Blogger Al Hassan, ebenfalls aus dem Irak, fügt hinzu:

Für diejenigen, die nicht wissen, wer Ammar Al Shahbander ist: Er ist Iraker, der an den Irak glaubt. Er hat London verlassen, um in den Irak zurückzukehren und beim Aufbau eines zivilen Iraks zu helfen. Er hinterlässt vier Kinder. Ruhe in Frieden.

Khawla Ramadan merkt an:

Ammar Al Shahbander und alle, die mit ihm gestorben sind, waren noch vor einigen Stunden am Leben und haben geplant, was sie morgen machen würden. Sie haben von einem besseren Irak geträumt. In einem Moment des Verrats ist Trauer alles, was ihren Angehörigen bleibt.

Und der Iraker Hussein Adam kommt zu dem Schluss:

Wir sind alle verzögerte Todesprojekte.
Eines Tages …
Werden wir zu einem Tweet bei Twitter.
Und werden dann in einer Lawine von Tweets beerdigt werden…
Ruhe in Frieden Ammar Al Shahbander.

Menschen auf der ganzen Welt trauern um Al Shahbander.

Das Gulf Centre for Human Rights (GCHR, Menschenrechtszentrum der Golfstaaten) würdigte Al Shahbander in einer Erklärung als Mensch, “der sich unermüdlich und mit großem Engagement für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte und Pressefreiheit im Irak eingesetzt hat”.

In der Erklärung heißt es weiter:

Human rights defenders in Iraq work in extremely dangerous conditions for the promotion of human rights risking death, imprisonment and torture by security forces or armed groups. Many have sadly lost their lives.

The GHCR urges the authorities in Iraq to guarantee in all circumstances that all human rights defenders are free to carry out their peaceful and legitimate human rights work without fear of reprisals and free of all restrictions.

Menschenrechtsverteidiger im Irak arbeiten unter extrem gefährlichen Bedingungen, um Menschenrechte zu fördern. Dabei riskieren sie ihr Leben und müssen mit Verhaftungen und Folter durch Sicherheitskräfte oder bewaffnete Gruppen rechnen. Viele haben dabei tragischerweise bereits ihr Leben verloren.

Das GHCR fordert die Behörden im Irak auf, zu gewährleisten, dass alle Menschenrechtsverteidiger unter allen Umständen ihre friedliche und rechtmäßige Tätigkeit ohne Angst vor Repressalien und ohne Einschränkungen ausüben können.

Der Jordanier Mohamed Tarakiyee merkt an, dass Al Shahbander am Vorabend des Welttags der Pressefreiheit getötet wurde:

Am Vorabend des Welttags der Pressefreiheit ist Ammar al-Shahbander durch eine Autobombe getötet worden, Emad Al-Sharaa wurde dabei verletzt.

Der Libanese Mohamad Najem, Mitgründer von Social Media Exchange (SMEX), bezeichnet Al Shahbanders Tod als “furchtbar”:

Furchtbare Neuigkeiten aus dem Irak, meine Freunde: @superammar wurde vor einigen Stunden durch eine Autobombe getötet und @emadalsharaa ist verletzt!

Mohammad Al Maskati, Menschenrechtsverteidiger und Berater für digitale Sicherheit aus Bahrain, sagt, er habe einen lieben Freund verloren:

Mein lieber Freund und Kollege Ammar Al Shahbander (Journalist und Missionsleiter des IWPR) ist bei einem Terroranschlag in Bagdad ums Leben gekommen. Ruhe in Frieden, mein Lieber.

Khalid Ibrahim, Direktor des GCHR, sagt Terrorismus würde eines Tages besiegt werden:

Ruht in Frieden, mein lieber Bruder Ammar Al Shahbander und alle, die mit dir bei dem Terroranschlag, der Unschuldige in einem traditionellen Kaffeehaus getötet hat, ums Leben gekommen sind. Wir werden deinen Weg weitergehen und den Terrorismus besiegen.

Viele Menschen haben Al Shahbanders letzten Tweet geteilt, der ironischerweise mit dem Hashtag #no2isis [Sagt Nein zum IS] versehen war:

Sommer in Bagdad … 2 Leute spielen Hotel California auf der Gitarre

In Karrada zündeten Iraker am Anschlagsort Kerzen an und verlasen Verse aus dem Koran:

Iraker zünden am Ort des Bombenanschlags vom 2. Mai im Stadtteil Al-Karrada in Bagdad Kerzen an und lesen den Koran

Der IS, der sich zum dem Anschlag bekannt hat, ist ein Ableger von Al Qaida, der große Gebiete in Syrien und dem Irak unter seine Kontrolle gebracht hat und eine Spur der Verwüstung und des Horrors hinterlässt.

Irak gilt als eines der gefährlichsten Länder für Journalisten. Laut Committee to Protect Journalists [Komitee zum Schutz von Journalisten] wurden im Irak seit 1992 insgesamt 166 Journalisten getötet.

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