LED-Kirschblüten werden im energiebewussten Japan mit aufbereitetem Speiseöl betrieben

東京、けやき坂のイルミネーション。画像:FlickrユーザーのDick Thomas Johnsonより。CC-BY-2.0.

Straßenbeleuchtung in Keyakizaka, Tokyo. Foto von Flickr-Nutzer Dick Thomas Johnson. CC-BY-2.0

Ein innovativer Ansatz im Hinblick auf Recycling und alternative Energiequellen lässt die Kirschbäume, die an den Ufern des Meguro-Flusses in Tokyo wachsen, auch im Winter “blühen”.

Im vergangenen Winter wurde das bereits benutzte Speiseöl privater Haushalte und Restaurants eingesammelt, um damit kirschblütenfarbene LED-Lichter für das sogenannte ‘Megurogawa Minnano Illumi 2014′ [was übersetzt etwa ‘Der für alle beleuchtete Meguro-Fluss’ bedeutet] zu betreiben. Anschließend wurde das Speiseöl aufbereitet und zu Biodiesel umgewandelt, der wiederum dazu verwendet wurde, Elektrizität zu erzeugen.

Megurogawa Minnano Illumi: Eine Veranstaltung im Winter, in der Gegend um Gotanda (Fußgängerwege entlang des Meguro-Flusses in Gotanda, Tokyo), bei der am Flussufer wachsende Kirschbäume mit einzigartigen, kirschblütenfarbenen (zartrosa) LEDs geschmückt werden.

Auch die Lastwagen, mit denen das Altöl eingesammelt wurde, werden mit gebrauchtem Speiseöl angetrieben.

In letzter Zeit hat Biodiesel — Treibstoff, der aus aufbereiteten Ölen und Fetten gewonnen wird — in Japan einige Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Grund dafür ist die steigende Anzahl an Fahrzeugen, die den Treibstoff verwerten können. Inzwischen ist die Technologie brauchbarer geworden und bietet damit auch normalen Bürgern die Möglichkeit, positiv auf die Umwelt einzuwirken.

Einem Bericht des japanischen Umweltministeriums zufolge werden jedes Jahr in ganz Japan mindestens 450.000 Tonnen gebrauchtes Speiseöl eingesammelt:

日本を例にとると、230万トンの食用油脂が消費され、45万トン程度が廃食用油として回収・処理されている。食品工場や飲食店から排出される廃食用油の回収率は高く、飼料や肥料、石けん、インク原料、ボイラー燃料などとして有効利用されている。一般家庭からの廃食用油はその殆どは、そのまま排水として一緒に流される、または燃やす、埋めるといった形で処分されており、家庭からの回収率は低い。(source)

In Japan werden jedes Jahr 2,3 Millionen Tonnen Speiseöl verbraucht. Von diesem benutzten Öl werden ungefähr 450.000 Tonnen als Müll eingesammelt, um aufbereitet oder beseitigt zu werden. Es ist relativ einfach und effizient, das gebrauchte Speiseöl von Lebensmittelfabriken und Restaurants einzusammeln. Dieses Öl kann dann wirkungsvoll als Ausgangsmaterial für Treibstoff, Dünger, Seife, Rohstoff für Tinte und Treibstoff zum Heizen eingesetzt werden. Die Menge an Öl, die aus dem häuslichen Gebrauch eingesammelt wird, ist jedoch gering, da hier das meiste benutzte Speiseöl direkt beseitigt wird. Dies geschieht, indem es in den Abfluss gegossen, mit dem restlichen Abfall verbrannt, oder auf eine Mülldeponie transportiert wird. (Quelle)

Ein weiterer bedeutender Vorteil von Biodiesel beruht auf der Tatsache, dass bei dessen Verbennung kein Schwefeloxid freigesetzt wird, welches schwere Luftverschmutzung verursacht.

Es gibt sogar Slogans für Biodiesel: “Umweltfreundliche, saubere Energie für die nächste Generation”; “Eine Generation lokaler Energie für den lokalen Verbrauch”; und “Eine Generation, die zu 100% unabhängig vom Stromnetz ist”.

Megurogawa Minnano Illumi: Winterliche Kirschblüten blühen an den Ufern des Meguro-Flusses.

Winter-Magie oder Stromverschwendung?

Aber nicht nur die Speiseöl-betriebenen Kirschblüten beleuchten Tokyo im Winter. Jedes Jahr werden zwischen dem Spätherbst und der Weihnachtssaison die Straßen der Stadt nachts durch eine farbenfrohe Festbeleuchtung erhellt. Die japanischen Bürger freuen sich in dieser dunkelsten Zeit des Jahres nicht nur auf weihnachtliche Veranstaltungen und das Schauspiel des Herbstlaubs, sondern auch auf die nächtliche Beleuchtung der Straßen in der Stadt.

Letzten Samstag habe ich den Kiyomizu-dera (einen Tempel im östlichen Teil von Kyoto) besucht, um die Sonder-Nachtbesichtigung mitzumachen! Es war bildschön! Die Sonder-Besichtigungen gibt es noch bis zu diesem Wochenende.

Dennoch halten einige die nächtliche Beleuchtung für Stromverschwendung.

Seit der “dreifachen Katastrophe“, die durch das Erdbeben in Tohoku und den nachfolgenden Tsunami am 11. März 2011 ausgelöst wurde, hat sich die Meinung der Nation immer mehr gegen Kernkraft gewendet. Stattdessen wird die Hinwendung zu alternativen Arten von Energie vermehrt unterstützt.

Ein Grund für diesen Wandel in der öffentlichen Meinung ist, dass ein Teil der dreifachen Katastrophe von 3/11 [in Anlehnung an die amerikanische Katastrophe von 9/11, den 11. September] ein gewaltiger, anhaltender Reaktorunfall in einer großen Kernkraftanlage in Fukushima war.

Im Anschluss an das Unglück von Fukushima wurde der Betrieb in sämtlichen japanischen Kernkraftanlagen eingestellt. Dies geschah aus der Angst heraus, dass ein weiteres schweres Erdbeben erneut Reaktorunfälle auslösen könnte. Die Schließung dieser Betriebe stellte die japanische Gesellschaft vor ungeheure Herausforderungen: Bis zum 11. März hatten die Anlagen über die Hälfte der Stromversorgung der Nation sichergestellt.

Unmittelbar nach Erdbeben, Tsunami, Reaktorunfall und dem Einstellen des Betriebs sämtlicher Kernkraftwerke der Nation kam es folglich zu Stromausfällen. Diese gingen mit landesweiten Energiesparkampagnen einher, die sich selbst auf Schulen und Bürogebäude erstreckten.

Weitläufige, geplante Stromausfälle wurden angewandt, um den Energieverbrauch zu drosseln und sicherzustellen, dass die Ausfälle gleichmäßig verteilt auftraten. Zudem bemühte sich die japanische Gesellschaft darum, den Gebrauch von Klimaanlagen und Heizkörpern zu reduzieren. Die Bürger wurden ermutigt, Treppen statt Aufzügen zu benutzen und die Innenbeleuchtung von Geschäften zu dimmen.

An Wänden und in Schaufenstern im öffentlichen Raum tauchten häufig Schilder mit der Aufschrift “Wir sparen Energie!” (節電, setsuden) auf.

Toll, wie ihr Energie spart! RT @TokyoAcademy: “Der Examens-Vorbereitungsraum spart Energie.” [Bild: Fächer, die im Inneren von Gebäuden (ohne Klimaanlage) verwendet werden können.]

Nachdem einige Zeit seit dem Unglück verstrichen war, wurden viele besondere Veranstaltungen, die zwischenzeitlich aufgegeben worden waren, wieder aufgenommen. Zu diesen zählt beispielsweise die nächtliche Beleuchtung der Städte.

Zeitgleich äußern einige Bürger die Ansicht, dass Japan sich mehr darum kümmern sollte, eine stabile Stromversorgung für den täglichen Bedarf sicherzustellen, anstatt besondere Veranstaltungen zu ermöglichen.

Sollten wir uns wirklich darauf konzentrieren, dass es genug Strom gibt, um die nächtliche Beleuchtung stattfinden zu lassen? Wenn wir uns diese Beleuchtung leisten können, sollten wir es uns auch leisten können, damit aufzuhören, in unserem Alltag Energie zu sparen.

Ein weiterer Twitter-Nutzer wies auf den Widerspruch hin, der sich zwischen der gesellschaftlichen Bewegung zur Reduktion des Stromverbrauchs und dem gleichzeitigen Versuch, Besucher mit der nächtlichen Beleuchtung anzulocken, auftut.

Ich finde es wirklich unverzeihlich wenn sie sagen “Wir bezahlen diesen Strom selbst. Alles kein Problem!!” RT @uk_dfz: Drei Jahre sind seit dem Unglück vergangen. Wo immer ich auch hingehe, sehe ich Beleuchtungen. Momentan sind keine Kernkraftwerke in Betrieb, oder? Geplante Stromausfälle? Energiesparen? Wozu machen wir das alles noch gleich?

Wie viele andere Länder hatte Japan schon immer mit begrenzten natürlichen Ressourcen und der Suche nach neuen Energiequellen zu kämpfen. Es existiert ein gewisses Bewusstsein für alternative Energiequellen, dennoch steckt die Bewegung der “sauberen Energie” noch in den Kinderschuhen. Vielleicht liefern die mit Biodiesel betriebenen Kirschblüten-Lichter am Meguro-Fluss einen Hinweis darauf, wie mit dem Dilemma, das zwischen der Anti-Beleuchtungs-Kritik und dem Wunsch nach hübschen, nächtlichen Winterlichtern besteht, umgegangen werden kann.

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