Irak: Militante Islamisten bringen Mosul unter ihre Kontrolle

Thousands of Iraqis flee their homes as Mosul falls under ISIS control today. Photo source: Twitter user @mohsinani

Tausende Iraker fliehen, nachdem die Organisation ISIS die Stadt Mosul unter ihre Kontrolle gebracht hat. Foto von Twitternutzer @mohsinani

Die zweitgrößte Stadt des Iraks, Mosul, ist am 10. Juni in die Hände militanter Islamisten gefallen. Berichten nach gehören die Angreifer zu der Organisation Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIS), einer Gruppe, die sich von al-Qaida abgespalten hat und die ebenfalls in Syrien kämpft.

Tausende Iraker sind im Zuge der Auseinandersetzungen in der gesamten Stadt geflohen. Auf Twitter beschreibt die irakische Bloggerin Maryam Al Dabbagh, die sich zur Zeit in den Vereinten Arabischen Emiraten aufhält, wie ihre Familie die schwere Zeit erlebte und kämpfen musste.

In ihren Twitternachrichten vom 7. Juni ist zu lesen:

Mosul unter Beschuss. Explosionen und Schüsse sind in verschiedenen Gebieten zu hören und in den internationalen Medien findet das kaum Erwähnung.

Verschiedene Solidaritätskampagnen kursieren auf unterschiedlichen Plattformen sozialer Medien, um auf die Situation in Mosul aufmerksam zu machen.

Dabbagh schreibt auch von Gesten der Hilfsbereitschaft:

Es wird berichtet, dass Hotels ihre Türen öffnen, um vertriebenen Familien aus Mosul und Ninive Obdach zu bieten

Bäckereien in verschiedenen Regionen (Adnan, Al-Thubbat und al-Sukkar) verteilen an die Bevölkerung von Mosul und Ninive gratis Brot.

Als die Kämpfe in der Stadt andauern, beziehen sich die Twitternachrichten von Dabbagh auf ihre Familie, die sich weiterhin im Irak aufhält:

Ich habe seit 2003 nicht mehr gesehen, wie meine Eltern so am Fernsehen kleben. Ich bete für die Sicherheit meiner Familie und der Iraker in Mosul und dem Irak.

Sie zieht Parallelen zu den weiterhin andauernden Kämpfen im benachbarten Syrien:

Die Berichterstattung der Medien verwirrt die Massen jetzt auch im Irak. Ähnliche Muster wie im syrischen Krieg.

Und sie schaut zurück auf die jüngste Geschichte, um den Terror, der ihre Heimatstadt erfasst hat, vergleichen zu können:

Diese Vertreibung ist eine erste in der Geschichte der Stadt Mosul. Selbst im Jahr 2003 hat die Stadt derart extreme Maßnahmen nicht erlebt.

Am 9. Juni nehmen ihre Twitternachrichten eine Wendung. Sie schreibt:

Berichte der Familie in Mosul, dass die Elektrizität ausgefallen ist. Komplett abgeschaltet.

Bald darauf entscheidet ihre Familie, sich den tausenden Menschen anzuschließen, die aus der Stadt fliehen:

[Meine] Familie räumt ihre Häuser in Mosul. Es gibt keine Stärke und keine Kraft außer bei Gott, dem Höchsten, dem Großen.

Und dann…

Nachrichten bestätigen, dass es sich nur noch um Stunden handelt, bis die Stadt völlig unter die Kontrolle der bewaffneten Kämpfer fällt. Die Streitkräfte sind an diesem Morgen aus Mosul geflohen.

Ihre Twitternachrichten vom 10. Juni erzählen, dass ihre Familie in der Nähe der kurdischen Grenzen gestrandet sei. Sie erklärt:

[Meine] Familie steckt in einem Auto an der Grenze zu Dohuk. Kein Auto wird eingelassen. Berichten nach werden für die Vertriebenen Zelte vorbereitet.

Das Gebiet al-Kharez an der Grenze zu Erbil ist komplett abgesperrt. Chaos! Die Telefonleitungen sind unterbrochen. Die Menschen sind abgeschnitten.

Unterdessen versucht Dabbagh, aus sich widersprechenden Berichten schlau zu werden:

Der kurdische Ministerpräsident sagt, Kurdistan stehe offen für Flüchtlinge aus Mosul. Aber von vor Ort wird berichtet, dass Iraker behaupten, die Grenzen seien geschlossen.

Zaid Benjamin schaut Fernsehen und ist überrascht zu sehen, dass der irakische Kanal ein Lied spielt, während seine zweitgrößte Stadt unter die Kontrolle von Militanten fällt:

So berichtet jetzt das irakische Fernsehen, während die Regierung die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt des Iraks verliert, Berichten des Provinzgoverneurs Atheel al-Nujaifi nach.

Der Journalist Hassan Hassan kommentiert:

Das irakische Staatsfernsehen bringt ein Interview mit dem Sänger Abdulhusain Allami, während Bagdad die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt [des Iraks] verliert.

Zur gleichen Zeit schaut die arabische Welt zu, wie sich Chaos ausbreitet. Huda Al Mahmood fragt sich aus Bahrain [ar]:

Eine neue Katastrophe befällt die arabische Welt… Ich kann mir nicht vorstellen, dass mit der Ankunft von al-Qaida in Mosul irgendeinem gedient ist. Wo sind die, die den Terror in Mosul bekämpfen.

Der Palästinenser Maath Musleh fragt:

ISIS lässt 2.725 Gefangene einer Haftinstalt in Mosul frei. Wieviele von denen werden sich der ISIS anschließen?

Der saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi spricht aus, was offensichtlich ist:

ISIS kontrolliert Mosul. Ich gehe davon aus, dass diese Nachricht auch für die Welt außerhalb des Iraks Nachwirkungen haben wird.

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