Wie die Kluft zwischen den Armen und Reichen in Afrika verringert werden kann

Tausende Menschen gehen auf die Straße, um gegen niedrige Löhne, hohe Lebenshaltungskosten, Arbeitslosigkeit und unzureichende Sozialversicherungen zu demonstrieren. Sind dies Folgen der Sparpolitik in Griechenland oder Nachwehen des Arabischen Frühlings? Nein, diese Demonstrationen richten sich gegen die Ungleichheit in Subsahara-Afrika, kürzlich vor allem in Burkina Faso.

Die immer größer werdende Lücke zwischen den Armen und Reichen ist in Afrika genauso besorgniserregend wie in anderen Teilen der Welt. Viele Afrikaner denken, dass sich die Ungleichheit immer weiter zuspitzt, während sich eine kleine Minderheit an den Verhältnissen bereichert und die Zahl der Armen zunimmt. Dieser Kontrast ist in Afrika besonders frappierend, da das Armutsniveau schon seit Jahrzenten hoch ist, das Bruttoinlandsprodukt aber seit einigen Jahren wächst.

Die zweitteuerste Yacht der Welt gehört dem Sohn von Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, dem Präsidenten von Äquatorialguinea. Bild lizenzfrei

Ein Autor des unabhängigen “L'Observateur Paalga” in Burkina Faso erklärt die allgemeine Unzufriedenheit [fr]:

Auf der einen Seite steigen Leute ins Flugzeug, um ihren Heuschnupfen behandeln zu lassen und auf der anderen Seite beißen manche ins Gras, weil sie sich selbst einfache Behandlungen wie die von Malaria nicht leisten können.

Trotzdem wird Afrika als das neue El Dorado der Weltwirtschaft angesehen. So zeichnet zum Beispiel die Weltbank ein sehr optimistisches Bild des Potentials von Afrika, warnt aber [en] vor der weiterhin existierenden Ungleichheit:

Die Wirtschaft im südlichen Afrika wächst 2013 mit 4,9 Prozent weiterhin stark. Fast ein Drittel der Länder der Region steigern ihr Wachstum sogar um sechs Prozent oder mehr und afrikanische Länder sind fast schon selbstverständlich unter den am schnellsten wachsenden der Welt.[…] [Nichtsdestotrotz] stellt der Bericht heraus, dass das Weiterbestehen von Armut und Ungleichheit “unannehmbar hoch und die Geschwindigkeit der Bekämpfung dessen unannehmbar langsam verlaufen.” Fast jeder zweite Afrikaner lebt heute in extremer Armut.

Einkommensungleichheit in afrikanischen Städten nach einer französischen Dokumentation. Bild ist lizenzfrei

Denis Cogneau, zuständig für Forschung am Institut für Forschung und Entwicklung (IRD), erklärt, dass diese Ungleichheit in Afrika einen historischen Ursprung hat [fr]:

Die postkolonialen Staaten haben ökonomische und soziale Strukturen geerbt, die von einem Dualismus geprägt sind, der sich durch einen kleinen formellen Sektor charakterisieren lässt und durch einen großen informellen, unter anderem der Landwirtschaft. Dementsprechend lassen sich auch viele Länder durch einen Dualismus bezüglich Bildung und Gesundheit beschreiben, der dadurch gekennzeichnet ist, dass neben öffentlichen und privaten Eliteinstitutionen in der Hauptstadt, der ländliche Bereich der Länder nur rudimentär mit Personal ausgestattet ist (Grundschulen und Gesundheitszentren), die des Weiteren einen geringen finanziellen Spielraum besitzen und ungleich über das Territorium verteilt sind. Dabei spielt die Schule eine so bedeutende Rolle, da sie (schon immer) ein wichtiger Zugang “nicht nur zu Jobs im modernen Sektor ist, sondern auch zu Positionen im Staatsapparat und der politischen Führung”. Als Endeffekt lässt sich feststellen, dass diese Berufe vor allem von Nachfahren der politischen Eliten übernommen werden…

Aber was kann unternommen werden, um diese Ungleichheiten zu verringern?

Auf lokaler Ebene werden oft nicht die nötigen Schritte unternommen, um die genauen Zusammenhänge zu verstehen, die zur wachsenden Ungleichheit führen. Verschiedene Organisationen haben dazu Wege gefunden, mit denen das Leben der von Armut gefährdeten Personen nachverfolgt und verstanden werden soll.

In Madagaskar bietet die Organisation CIRAD an, ein solches Beobachtungszentrum zu errichten um die Lebensstandards in vor allem ländlichen Gegenden zu verbessern [fr]:

Das lokale Netzwerk zur Beobachtung ländlicher Entwicklung (ROR) richtete eine Methode ein, die die Lebensbedingungen der ländlichen Haushalte beobachtet und analysiert. Eines der Hauptaugenmerke liegt darauf, die Entwicklung dieser Haushalte und den Einfluss auf diese durch öffentliche Leistungen und externe Hilfen zu verstehen. Jedes Observatorium ist dabei für 500 Haushalte zuständig, die vorher mit den Verpächtern abgesprochen werden. Der Fragebogen enthält die wichtigsten Aspekte des Lebens über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Die Ergebnisse ermöglichen somit einen jährlichen Vergleich und das Beobachten der Entwicklung auch in den verschiedenen Gebieten.

In Burkina Faso gilt vor allem die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen als eine der wichtigsten Blockaden der Entwicklung. Studien haben bewiesen, dass der weibliche Anteil am aktiven öffentlichen Leben Indikator dafür ist, wie weit ein Land entwickelt ist. Bougnan Naon erklärt, was die Organisation Dakupa zu diesem Thema in der Provinz Boulgou unternimmt:

Das Ziel des Projektes ist es, ein funktionales Netzwerk mit kompetenten Mitarbeitern aufzubauen, um die Einstellungen/traditionellen Praktiken, sowie lokalen Politiker und Strategien zu beeinflussen, damit die Geschlechterungleichheit bekämpft wird. […] (Dabei sollen) 50 lokale Schlüssel-Akteure etabliert werden, die strategisch zur Stärkung des Bewusstseins gegenüber dieser Problematik vorgehen, wenn beispielsweise neue Projekte initiiert werden. Nichtregierungsorganisatoren sollen ihren Zielen näher kommen können, indem sie einen Kontrollmechanismus einrichten, der eine effektive Anwendung des Ansatzes ermöglicht (Beherrschung der entsprechenden Werkzeuge und angemessene Schritte zu identifizieren, die zu Geschlechtersensibilität führen).

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