Südafrika: Stille Integration inmitten des „Rassenkriegs“

Südafrikaner sind definitiv nicht farbenblind. Gut vierzig Jahre Apartheid haben sichergestellt, dass sich das Rassenprinzip tief in die Herzen und Gedanken vieler Bürger von Mzansi (wie das Land vor Ort genannt wird) eingegraben hat. Der Beginn der Demokratie im Jahr 1994 gab Anlass zur Hoffnung auf eine gleichgestellte Gesellschaft, frei von den Vorteilen diskriminierender Gesetze, die die Südafrikaner so lange trennten. Sechszehn Jahre später wird jedoch zunehmend klar, dass Rasse und die damit verbundenen Stigmata eine Hürde darstellen, die von Südafrikaner nur schwer überwunden wird.

Together as one! Quelle: myweku.com

Nach der Blogosphäre zu urteilen, scheint es, dass Südafrikaner es Leid sind, abgestempelt zu werden und sich wirklich danach sehnen, zueinander zu finden. Ryland Fisher drückt diese Gefühle aus:

Ich war in der Tat erstaunt, als ich ins Ausland reiste und wir dort alle nur als Südafrikaner betrachtet werden, weil das das Land ist, aus dem wir kommen. Sobald wir jedoch nach Hause kommen, nehmen wir wieder unsere unterschiedlichen Identitäten an. Dann werden wir also afrikanisch oder afrikanisch-schwarz oder schwarz-afrikanisch, farbig oder so genannt farbig, indisch, chinesisch (oder schwarz), weiß oder für einige, die gerne die Apartheid fortbestehen lassen würden, europäisch.
Wir zerfallen in Xhosas und Zulus, Tswanas und Pedis, Vendas oder Sothos. Wir werden zu Tamilen oder Hindus, Muslimen oder Christen oder Juden. Ich sage nicht, dass etwas falsch wäre an all diesen vielfältigen Identitäten, wenn wir aber unsere Identitäten als Waffe gegen andere einsetzen, wozu wir in Südafrika neigen, gibt es meiner Meinung nach ein Problem.

Die Nutzung von „Identitäten als Waffe“, wie Ryland es ausgedrückt hat, ist etwas, womit sich Südafrikaner nur allzu gut auskennen. Es wird manchmal als „Ziehen der Rassenkarte“ bezeichnet. Es scheint, als ob die Rasse oft genutzt wird, um eine Diskussion für sich zu entscheiden oder ein bestimmtes Argument zu vertreten. Der Begriff „Rassenkarte“ wurde in der Tat so beliebt, dass unternehmenslustige junge Südafrikaner tatsächlich echte Karten herstellten und sie, wie hier zu sehen, beschrifteten.

Wie immer man das auch auffassen mag, bekommt man, wenn man weiter in die Matrix des Internets vordringt, eine greifbare Vorstellung davon, dass Veränderungen in der Luft liegen. Es scheint, als ob Südafrikaner aus allen Schichten sich wandeln, unabhängig von den Unterschieden, über die so viel in den traditionellen Medien berichtet wird.

Die Worte von David Gemmell über den Zustand der Rassenbeziehungen in Südafrika sind wirklich optimistisch:

Vor ein paar Jahren, als meine Tochter in die Grundschule ging, sollte ich sie und eine Freundin abholen, um ins Kino zu gehen. Als ich bestätigend unsere Pläne mit ihr besprach, fragte ich sie, welche Freundin sie mitbringen würde.
„Mel“, sagte sie. „Wer ist nochmal Mel?“, fragte ich wage, wie Väter das so tun. „Sie ist das etwas mollige Mädchen mit Brille, das zu meiner Party kam – du hast sie getroffen.“
Als ich sie abholte, was das Auffallendste an Mel, dass sie schwarz war. Meine 14-jährige Tochter schien nicht zu denken, dass die Hautfarbe nützlich dabei war, jemanden zu beschreiben. Alle meine Freunde haben Ähnliches erlebt.

One-Eye-Only hat eine ähnlich Erfahrung gemacht:

Jep, die weißen Leute und die schwarzen Leute und die farbigen Leute und die alten Leute und die jungen Leute und die homosexuellen Leute und die brütenden Leute tanzten alle zusammen.

2 Kommentare

  • […] Beitrag erschien zuerst auf Global Voices. Die Übersetzung erfolgte durch Tina Seidenberger, Teil des “Project Lingua”. Die Veröffentlichung […]

  • Thommen60

    Guten Tag! Aus der Schweiz kann ich berichten, dass wir uns zuerst als Basler, Zürcher oder Berner, etc. verstehen und erst in zweiter Linie als “Schweizer”.
    Das fällt mir auf im Vergleich zu Deutschen. Sie bezeichnen sich immer zuerst als “Deutsche” und ich muss nachfragen: Ja aus welcher Stadt oder Gegend in Deutschland?”
    Zudem ist ja ein Teil der Schweiz auch “deutsch” im Sinne der Sprache und unterscheidet sich von “Deutsch-Land” nur durch eine Dialektvarietät.
    Die reformierte oder katholische Religion spielt überhaupt keine Rolle mehr, im Gegensatz zur Vergangenheit.
    Das mag aber für jüngere Generationen hier wieder anders sein, vor allem wohl auch für jüngere Migranten.

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