#FreeZone9Bloggers: Am 31. Juli twittern wir für Menschenrechte – und für Menschen

FreeZone9 Tumblr. Images reused with permission.

FreeZone9-Tumblr. Fotos mit Genehmigung wiederveröffentlicht.

#FreeZone9Bloggers. Es ist, als hätten wir das jetzt bereits tausende Male geschrieben. Aber sie sitzen immer noch im Gefängnis und es steht ihnen eine Klage wegen Terrorismus bevor, wie uns der englischsprachige Blog Zone9ers'Trial’ berichtet.

Sechs der Männer und Frauen gehören zu dem Bloggerkollektiv hinter dem englisch- und amharischsprachigen Blog Zone9, der die Überschrift trägt “Wir bloggen, weil es uns was angeht”. Sie bloggen in Äthiopien, einem Land, in dem staatliche Medien die Informationen vorgeben und angesehene Organisationen, die sich für Pressefreiheit einsetzen, verdrängt und beschuldigt werden, Terrorismus zu unterstützen.

Auf Amharisch und Englisch haben die Blogger vor allem zur schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage in ihrem Land berichtet und über Kunst und Literatur geschrieben. Als ein Kollektiv fingen sie an, sich über die Verfassung ihres Landes zu äußern und zu diskutieren. Die Zone9ners sind davon überzeugt, dass dies der Schlüssel ist: Wenn Bürger ihre Regierung zur Verantwortung ziehen und haftbar machen können auf Grundlage der Gesetze des Landes, dann würden die politischen Strukturen und die Zivilgesellschaft gestärkt werden.

Journalist Reeyot Alemu, jailed in Ethiopia since 2011. Photo used with permission.

Die Journalistin Reeyot Alemu, seit 2011 in Äthiopien in Haft. Nutzung des Fotos genehmigt.

Am 25. und 26. April 2014 wurden die sechs Blogger von Zone9 und drei äthiopische Journalisten inhaftiert [Global Voices-Bericht auf Deutsch] und immer wieder vor einen Richter gebracht, nicht weniger als fünf Mal. Jedes Mal wurde mehr Zeit für die polizeiliche Untersuchung gefordert [Global Voices-Bericht auf Deutsch], um in den Benutzerkonten, Festplatten und anderen Dokumenten, die sichergestellt worden waren, akribisch nach Beweisen suchen zu können.

Seit bereits drei Monaten wird der Alltag der Inhaftierten durch das Strafjustizsystem der Revolutionären Demokratischen Front der Äthiopischen Völker (EPRDF) diktiert, der Parteienkoalition, die das Land seit 1991 regiert. Als Regierung des Landes mit der zweitgrößten Bevölkerung aller afrikanischer Staaten, profitiert die EPRDF von umfangreichen Militär- und Entwicklungshilfen aus dem Ausland, die vor allem garantieren sollen, dass das Land ein sicherer Anlaufspunkt am Horn von Afrika ist, wo der Grad an ethnischen Unruhen, Korruption und Verbrechen hoch ist.

Für Journalisten in Äthiopien sind Anklagen wegen Terrorismus nicht neu. Der Name von Zone9 selbst leitet sich aus dem Gefängnis Kality ab, außerhalb von Addis Ababa, wo der Journalist Eskinder Nega seit 2011 einsaß und die Journalistin Reeyot Alemu [Global Voices Advocacy-Bericht auf Englisch] seitdem immer noch inhaftiert ist. Kality ist in acht unterschiedliche Zonen geteilt, wobei die Zone Acht für Journalisten, Menschenrechtsaktivisten und Dissidenten vorgesehen ist. Endalk, ebenfalls ein Zone9ner, erklärte in einem Global Voices-Bericht auf Deutsch im April: “Als wir zusammenkamen, haben wir uns entschlossen, einen Blog für das sprichwörtliche Gefängnis zu schaffen, in dem alle Äthiopier leben, der Zone Neun.”

Werden sie verurteilt, dann werden sie das Schicksal von nicht weniger als achtzehn anderen Journalisten teilen. Alle befinden sich bis heute im Gefängnis.

Die Anklageschrift der Blogger, auf Amharisch sind das 19 Seiten, liest sich wie eine Liste von Aktivitäten, die unter Aktivisten im digitalen Raum weltweit sehr beliebt sind. In der Anklage werden die Kampagnen detailliert beschrieben, die sie geführt haben, die Blogeinträge, die sie verfasst haben und ihre Bemühungen, sich Wissen zu aktuellen Sicherheitsanwendungen anzueignen, die von Aktivisiten rund um die Welt benutzt werden.

Ab Montag, dem 4. August 2014 beginnt der Gerichtsprozess dieser Blogger, die in einem Land leben, in dem weniger als zwei Prozent der Bevölkerung Internet nutzen. Enge Freunde gehen davon aus, dass sich das Gerichtsverfahren über Monate hinziehen wird und nicht vor den nächsten nationalen Wahlen enden wird, die für den Mai im Jahr 2015 angesetzt sind. Sie müssen jetzt also warten und wir auch.

Heute twittern wir für Gerechtigkeit für die Zone9ners. Das Netzwerk der engen Freunde und Unterstützer der Blogger glaubt daran, dass es etwas bewirken wird, ihre Geschichte ins Licht der Öffentlichkeit zu holen und dass damit der Ausgang des Falls beeinflusst werden kann. Das Funktionieren des Hashtags ist in diesem Moment wesentlich, aber es gibt auch zu denken.

Vor drei Monaten, ohne danach zu fragen oder darüber zu entscheiden, wurden die Zone9ners in die Reihe der Internetnutzer aufgenommen, die die zweifelhafte Ehre haben, ihren Namen hinter einem #Free___-Hashtag zu sehen. Wenn ich einen solchen Hashtag eintippe, dann gibt mir mein Twitterdienst bereits eine Unmenge vorher genutzter Versionen vor: #FreeAlaa, #FreeAlexSodiqov#FreeAnouzla#FreeBassel, Free _____. Immer wieder ein neuer Name, der den Platzhalter einnimmt.

Befeqadu Hailu. Photo used with permission.

Der Zone9ner und Global Voices-Autor Befeqadu Hailu. Nutzung des Fotos genehmigt.

Jeder einzelne dieser Menschen hat etwas wichtiges getan, manchmal etwas einflussreiches. Aber es bereitet mir Schwierigkeiten, wenn ich sehe, wie diese Individuen sich sehr ähnlich werden, wenn sie erst einmal festgenommen, inhaftiert, ins Gefängnis geworfen und zum Schweigen gebracht werden. Aus der Entfernung betrachtet, wer kann eigentlich einen #Free ___-Hashtag von einem anderen unterscheiden?

Wir nutzen diese Hashtags trotzdem alle, denn wir glauben, dass es etwas bewirken kann. Wir planen “inoffizielle Kanäle der Diplomatie” und öffentliche Kampagnen, weil uns alle ein bestimmter Mensch und die Rechte, für die er steht, sehr viel angehen. Wir twittern mit der besten Absicht. Ich hoffe nur, dass wenn unsere Freunde schließlich frei sind und ihre Hashtags nicht länger benötigt werden, sie wissen werden, dass das nicht einfach eine weitere Kampagne war, sondern das über Medien organisierte Bemühen aus tiefstem Herzen.

Ich habe dies im Kopf während ich heute den restlichen Tag damit verbringen werde, über die Blogger von Zone9 zu twittern. Die Gemeinschaft von Global Voices verlangt Gerechtigkeit für sie: Wir wollen, dass sie freikommen und dass sie sich weiter für einen politischen und sozialen Wandel in Äthiopien einsetzen können, ohne von Belästigung, Inhaftierung und Gefängnis bedroht zu sein

Und wir wollen, dass sie frei sind, um sie selbst sein zu können. Vier der Inhaftierten sind aktive Mitglieder der Global Voices-Gemeinschaft. Zelalem sollte wieder alte griechische Texte auf seinem Blog lesen und veröffentlichen können. Edom sollte wieder über die Herausforderungen für die Umwelt seines Landes berichten können. Befeqadu soll wieder provokante Fragen zur Nation und Revolution auf dem Blog Zone9 stellen und Abel soll wieder das Amharisch-Team von Global Voices leiten können, mit mehr Interessierten, Autoren, Übersetzern und Lesern als je zuvor.

Wenn Du heute einen freien Augenblick hast, tu was für die Blogger von Zone9. Twitter, teile ein Bild, schicke einen Brief, schreibe eine Stellungnahme oder einen Blogeintrag. Du kannst etwas bewirken.

Six of the detained bloggers in Addis Ababa. Photo used with permission.

Sechs der inhaftierten Blogger in Addis Ababa. Nutzung des Fotos genehmigt.

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