One Billion Rising: Ein weltweiter Aktionstag gegen Gewalt an Frauen

Screenshot aus dem Kurzfilm "One Billion Rising" von Eve Ensler

Screenshot aus Eve Ensler's Kurzfilm “One Billion Rising”

Jede dritte Frau wird im Laufe ihres Lebens Opfer von Vergewaltigungen oder Misshandlungen. Mit einer Weltbevölkerung von 7 Milliarden ergibt das mehr als eine Milliarde Frauen und Mädchen, die alltäglich mit Gewalt konfrontiert werden oder diese am direkten Leibe erfahren. Über 603 Millionen Frauen leben in Ländern, in denen häusliche Gewalt nicht als Verbrechen angesehen wird. Laut einem Pressebericht [en] in Zusammenhang mit der Kampagne “Vereint zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen” (UNiTE to End Violence against Women) von UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon, erfahren sogar bis zu 70% der Frauen die eine oder andere Form von Gewalt. Weiter steht in diesem Pressebericht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau im Alter zwischen 15 und 44 Jahren vergewaltigt wird oder häusliche Gewalt erfährt, höher ist, als die Wahrscheinlichkeit, dass sie an Krebs oder Malaria erkrankt, einen Verkehrsunfall hat oder von Krieg betroffen ist.

Das Logo von One Billion Rising auf Deutsch

Das Logo von One Billion Rising auf Deutsch

Die Organisation V-Day, die angesichts dieser erschreckenden Zahlen nicht mehr tatenlos zuschauen wollte, initiierte daraufhin die internationale Kampagne One Billion Rising. Diese schnell wachsende Bewegung fordert ein Ende der Gewalt an Mädchen und Frauen sowie ihre Gleichstellung und Gleichberechtigung und möchte ein gemeinsames Signal setzen, um möglichst viele Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren.

Am 14. Februar 2013 sind darum weltweit eine Milliarde Menschen aufgerufen, sich gemeinsam zu erheben und an Protestkundgebungen teilzunehmen. Auf der ganzen Welt werden Frauen und Männer streiken, auf öffentlichen Plätzen tanzen und durch andere gezielte Aktivitäten ihre Solidarität bekunden.

One Billion Rising ist eine Kampagne, die uns alle etwas angeht. Mittlerweile sind mehr als 13.000 verschiedene Aktionen in über 190 Ländern geplant und täglich kommen neue Aktivitäten hinzu.

Die Schweizer Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann schreibt im Online-Magazin Clack über diese “feministische Welle“:

Zurzeit feiern weibliche Proteste grosse Erfolge – zumindest in den Medien. Nach ≠Aufschrei kommt jetzt der Aufstand. Lokale Aktionen und globale Resonanz zeichnen «One Billion Rising» aus: Um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren, werden 190 Länder am «day to rise», dem 14. Februar 2013 an einem gigantischen Flashmob teilnehmen. Niemand ist darüber mehr überrascht als Eve Ensler, Initiantin und Autorin der «Vagina-Monologe». «Es geht über Klassen, soziale Gruppen und Religion hinaus. Es ist wie ein enormer feministischer Tsunami.» berichtete sie dem englischen «Guardian» gerührt.

Lokale Proteste reichen vom ersten somalischen Flashmob der Weltgeschichte in Mogadishu über Protestmärsche auf der schottischen Insel Bute bis hin zu Grossdemos in Indien und einer riesigen Tanzveranstaltung in Bangladesh [en].

Karte mit allen geplanten Veranstaltungen in Deutschland

Karte mit allen bisher geplanten Veranstaltungen in Deutschland

Alleine in Deutschland werden mehr als 120 Events wie Tanzdemos, Menschenketten, Theateraufführungen, Antigewalt-Seminare etc. stattfinden. In der Schweiz haben die feministische Friedensorganisation (cfd) und PeaceWomen Across the Globe (PWAG) eine gemeinsame Plattform initiiert, auf der sich die Organisatorinnen und Organisatoren aus der Schweiz vernetzen und ihre Ideen und Projekte austauschen können. Außerdem wird dort laufend veröffentlicht, welche Veranstaltungen in der Schweiz stattfinden werden. Bisher sind Tanz-Flashmobs in Basel, Bern, Zürich, Genf, WorbThun, Lugano, Biel, Lausanne und Gümligen geplant. Die Bewegung ist unglaublich dynamisch, da sich die Leute via Social Media verbinden und mit viel Engagement und Kreativität einen persönlichen Beitrag zu dieser weltumspannenden Bewegung leisten wollen.

Karte mit allen bisher geplanten Veranstaltungen in der Schweiz

Karte mit allen bisher geplanten Veranstaltungen in der Schweiz

 

 

Auf dem Youtube-Kanal von V-Day gibt es schon 138 Videobeiträge von Frauen und Männern aus der ganzen Welt, die erklären, warum sie am 14. Februar auf die Straße gehen werden. Auch die Bloggerin Helga Hansen aus Braunschweig, die für die Mädchenmannschaft schreibt, hat ein persönliches Videostatement aufgenommen:

Sharon Adler, die 2012 mit dem Berliner Frauenpreis ausgezeichnet wurde und das Online Magazin AVIVA-Berlin gegründet hat, nahm ebenfalls an der Videoaktion teil:

Auf dem Blog Die Münchnerin findet man weitere Statements von Männern und Frauen aus Deutschland.

Die Bloggerin Luziehfair bloggt bei den Ausrufern:

Nachdem ich in der letzten Zeit unter anderem Diskussionen um Unwörter des Jahres verfolgen durfte und die aktuelle Sexismusdebatte in den Medien (vermutlich auch an den Stammtischen, aber das ist ja nicht mehr mein Millieu) die skurrilsten Formen annimmt und sich zeitgleich überall auf der Welt Tragödien wie in Indien abspielen, möchte ich mal konstruktiv werden:

„Eine von drei Frauen auf diesem Planeten wird im Laufe ihres Lebens geschlagen oder vergewaltigt. Das sind eine Milliarde Frauen, denen Gewalt angetan wird … ein unfassbares Greuel. Am 14. Februar 2013 läd der V-Day eine Milliarde Frauen dazu ein, raus zu gehen, zu tanzen und sich zu erheben, um das Ende dieser Gewalt zu fordern. […] Wir zeigen der Welt unsere kollektive Stärke und unsere globale Solidarität über alle Grenzen hinweg. […]“

Das ist der Aufruf der Kampagne One Billion Rising und ich finde, er gehört gehört. Soll Gehör bekommen.

Luziehfair verweist auch auf den Trailer von Eve Enslers berührendem Kurzfilm (Achtung Triggerwarnung):

Auf dem Frauenblog macht man sich derweil Gedanken zum Danach:

Und hier kommt die Frage nach dem Danach ins Spiel. Macht es Sinn, diese Entwicklungen in Gang zu setzen und danach die Aktion zu beenden? Wünschenswert wäre es mit Sicherheit, hier eine Kontinuität anbieten zu können. Doch nicht jeder Event kann auf Dauer angelegt werden, dafür haben wir einfach nicht genug Kapazitäten und Kraftreserven. Aber: Ein solcher „Event“ entsteht ja auch nicht aus dem Nichts, sondern es ist eingebettet in bereits vorhandene Strukturen, die auch am Tag danach noch existieren und ihre gewohnte Arbeit fortsetzen. Sollten sich im Anschluss an One Billion Rising […] Frauen finden, die sich dieser Bewegung anschließen, sei es als regionale V-Day-Gruppe oder als Verstärkung in den bereits existierenden Frauengruppen vor Ort, so wäre dies neben unserem öffentlichen Statement:„Wir sind hier, wir sind überall, wir sind stark, wir sind laut, wir lassen uns nicht mehr zum Schweigen bringen“ ein großartiger Erfolg.

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