Südafrika: HIV-positives Muppet in der Sesamstraße klärt auf

Die Kindersendung Sesamstraße wird diesen Monat 40 Jahre alt und auch in der heute gestarteten neuen Staffel kämpft ein süßes, knuddeliges Muppet in der südafrikanischen Ausgabe gegen Vorurteile und hilft bei der Aufklärungsarbeit über HIV/AIDS.

Während die Sesamstraße in mehr als 140 Ländern verfolgt wird, werden in jeder Version lokale Themen besprochen und es gibt dafür jeweils verschiedene Muppets. Die goldgelbe Kami hatte 2002 als Reaktion auf das HIV/AIDS-Problem im Land ihr Debüt in Takalani Sesame, einer Co-Produktion der südafrikanischen Sesamstraße. Als weltweit erstes, HIV-positives Muppet hilft sie dabei, Kinder über die Krankheit aufzuklären, und spricht Probleme von Menschen mit HIV an. Der Name Kami ist von dem Wort „Kamogelo“ abgeleitet, das in Setswana „Akzeptanz“ heißt. Sunshinestar110 bloggt auf U Don't Like My Opinion…That's Fine! Und erzählt mehr über Kami:

„Kami ist eine gesunde, HIV-positive, liebevolle, 5-jährige Waise, die etwas schüchtern ist, aber schnell mitmacht, wenn sie freundlich angesprochen wird. Sie weiß außerdem sehr viel über HIV, sie verlor ihre Mutter an die Krankheit. Als Kami zum ersten Mal mit ihrem Mopp brauner Haare – sie trug auch eine Weste – auftrat, lief sie in die Sesamstraße und fragte sich nervös, ob die Bewohner wohl mit ihr spielen wollten. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen, denn die anderen Muppets hießen Sie begeistert willkommen.“

Kami wurde geschaffen, um vielen Kindern in Südafrika zu helfen, die mit der HIV/AIDS-Krise umgehen müssen. Es wird angenommen, dass Südafrika die höchste Zahl HIV-infizierter Menschen weltweit aufweist – geschätzte 5,7 Million. Ungefähr 280.000 der Infizierten sind Kinder unter 14 Jahren und aufgrund von AIDS gibt es 1,4 Millionen Waisen im Land. Zusätzlich zu den körperlichen Komplikationen, die mit einer HIV-Infektion einhergehen, kommt das Problem der Stimatisierung und Tabuisierung, wodurch es schwerer wird, angemessenen behandelt und unterstützt zu werden. Takalani Sesame, bei dem alle 11 offiziellen Sprachen Südafrikas einfließen, versucht Kindern zu helfen, diese Probleme mithilfe von Kami direkt anzugehen.

Nach der Einführung von Kami kam es jedoch besonders in den USA zu starken Kontroversen, da viele darüber schockiert waren, dass in einer Kindersendung eine HIV-positive Figur vorkam. Haven on Earth erörtert die Debatte:

„Obwohl berichtet wurde, dass die Einführung von Kami in die Sesamstraße in Südafrika willkommen geheißen worden sei (mir fällt es schwer, dies zu glauben, da in dieser Beziehung immer noch starke Ablehnung herrscht), kam es hier in den Vereinigten Staaten definitiv zu einer Kontroverse. Ich erinnere mich, wie ich darüber gelesen habe (weshalb ich so erfreut war, auf eine Sendung zu stoßen, die ausgestrahlt wurde als ich in Südafrika war – ich wäre nie auf die Idee gekommen, danach zu suchen). Offenbar schickte eine Gruppe republikanischer Kongressabgeordneter einen Brief an den Präsidenten des PBS (Public Broadcasting Service), der die Sesamstraße ausstrahlt. In dem Brief wurde gegen die geplante Einführung einer ähnlichen HIV-positiven Figur in den Vereinigten Staaten protestiert. Dies sei angesichts des Alters des Publikums unangemessen. Es wurde angedeutet, dass durch ein solches Vorgehen möglicherweise die öffentlichen Mittel für den PBS [Public Broadcasting Service] gefährdet sein könnten.“

Kami erschien nie in der amerikanischen Sesamstraße, obwohl sie sich auf Takalani Sesame und darüber hinaus als sehr erfolgreiche Figur erwiesen hat. UNICEF ernannte sie 2003 zu einem weltweiten „Champion for Children“. In diesem Video sendet sie zusammen mit dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton eine Botschaft über HIV/AIDS. Jamie bloggt auf No day but today… und diskutiert Kamis weitere Erfolge.

„Da die meisten Kinder in Südafrika jemanden kennen, der AIDS hat, wird die Figur zu einer nationalen Heldin, die von allen Menschen im Land geliebt wird. Kami erschein bei den Vereinten Nationen und der Weltbank und wurde von Katie Couric [Anm. d. Übers.: Moderatorin des amerikanischen Fernsehsenders CBS] interviewt. Sie wurde außerdem zur UNICEF-Botschafterin für Kinder ernannt und erschien in Takalani-Beiträgen zusammen mit Desmond Tutu und Nelson Mandela.“

Trotz Kamis Erfolg glauben einige Blogger immer noch, dass sie keine angemessene Figur für die amerikanische Version der Sesamstraße ist. Emily Meyer, die für ihre Honors Class bloggt, sagt:

„Obwohl es für Amerikaner wichtig ist, über HIV/AIDS und die Bedeutung der Krankheit Bescheid zu wissen, denke ich, dass es etwas extrem ist, Kinder im Alter von zwei oder drei Jahren darüber aufzuklären. Kinder in einem so jungen Alter verstehen höchstwahrscheinlich nicht, was HIV ist und welche Bedeutung dessen Konsequenzen hat. Wenn Kami in den Vereinigten Staaten eingeführt werden würde, um Wissen darum zu verbreiten und AIDS zu bekämpfen, glaube ich nicht, dass das erwünschte Ergebnis eintreten würde…Kinder in Amerika sind nicht gezwungen, sich mit dem Problem HIV/AIDS in einem so frühen Alter auseinanderzusetzen. Ich denke, dass es für Kinder in Amerika angemessener ist, über die Bedeutung von HIV zu lernen, wenn sie etwas älter sind, etwa zehn oder elf Jahre alt oder wenn Schüler sexuell aktiv werden.“

Viele Blogger, wie dieser, der auf Muppets and History schreibt, sehen Kami als weiteres Beispiel, in dem die Sesamstraße Grenzen überwunden hat. Andere gestehen ihre Liebe für das Muppet und die Botschaft, die sie Kindern bringt. Wieder andere denken, sie sollte auch in anderen Versionen der Sesamstraße eingeführt werden. Auf ihrem persönlichen Blog schreibt Steisha Pintado:

„Sie zeigt Kindern, dass es in Ordnung ist, jemanden, der HIV-positiv ist, zu umarmen und sie erklärt, was zu tun ist, wenn sie sich in den Finger geschnitten hat oder wenn man sich selbst geschnitten hat. Sie lehrt ihr junges Publikum, mit Krankheit und Verlust umzugehen…Obwohl Sex nie erwähnt wird, wenn über Kamis Krankheit gesprochen wird, sagen einige, dass eine HIV-positive Figur für ein junges Zuschauerpublikum nicht angemessen sei. Ein Gesetzgeber behauptete sogar, dass die öffentlichen Mittel für den Sesam-Workshop gestrichen werden würden, sollte eine solche Figur in unserem Land ausgestrahlt werden. Es schockiert mich so sehr, diese Worte zu hören. Eltern verbringen immer weniger Zeit mit ihren Eltern und lassen immer häufiger zu, dass das Fernsehen die Erziehung übernimmt. Offensichtlich lehren viele Eltern ihre Kinder also nicht, mit sensiblen Themen wie Aufklärung und Akzeptanz umzugehen. Eltern haben dem Sesam-Workshop bereits erlaubt, Aktzeptanz gegenüber Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten einzuführen, und auch denjenigen gegenüber, die einer anderen Rasse oder Religion angehören. Worin besteht der Unterschied?“

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