Syrien: 25 Tote im Gefängnis von Sednaya

Das Syrian Human Rights Committee (SHRC) (syrisches Menschenrechtskomitee) berichtet von einem Massaker am 5. Juli im Militärgefängnis von Sednaya westlich von Damaskus. Mindestens 25 Gefangene seien von der syrischen Polizei getötet worden, so SHRC, das während des Massakers Anrufe aus dem Gefängnis erhielt. Die Gefangenen hatten seit 7 Uhr morgens für bessere Bedingungen protestiert, doch die Reaktion der syrischen Polizei eskalierte. Die Beamten schossen auf die unbewaffneten Gefangenen, wodurch es zu Toten und Verletzten kam, deren genaue Anzahl noch nicht bestätigt wurde.

Die syrische Nachrichtenagentur SANA veröffentlichte derweil eine Stellungnahme der Behörden, wonach in dem Gefängnis „die Ruhe wieder hergestellt wurde“, nachdem es durch „Terroristen“ und „Extremisten“ zu „Aufständen“ gekommen sei.

Syrische Blogger im Land und in der Diaspora reflektieren das tragische Ereignis. Ahmad (Ar), der aus Syrien bloggt, listet die Namen derer auf, die ihr Leben verloren haben, als die syrische Polizei auf die wehrlosen Gefangenen schoss:

1- Zakariya Affash.

2- Mohammad Majawish.

3- Abdelbaqi Khattab.

4- Ahmad Shalaq.

5- Khaled Bilal.

6- Moayad Al Ali.

7- Muhannad Al Omar.

8- Khodar Alloush.

9- Mahmud Abu Rashed.

Ahmad versichert, dass die Gefangenen keine Waffen trugen, als sie die Kontrolle über das Gefängnis übernahmen und dass sie sich nach Verhandlungen mit der Polizei ergaben. Er erwähnt weiterhin, dass die Neuigkeit verbreitet wurde, dass Verwandte der Gefangenen gestern Abend (06.07.2008, Anm. d. Übers.) ihre Söhne, Ehemänner und Angehörigen im Gefängnis besuchen durften, was aber noch nicht bestätigt wurde.

Im Gegensatz zu Webseiten von Menschenrechtsgruppen, die politische Gründe hinter den Protesten sehen, beschließt Ahmad seinen Post mit einer Erklärung zu den wahren Gründen für diesen zweiten Protest in dem syrischen Gefängnis:

“ الهدف منها تحسين الخدمات و الحد من الاكظاظ المفرط ، و تقليل جولات التعذيب الذي يعاني منه السجناء الإسلاميون بكثرة كما يُشاع في الفترة الأخيرة. بالمناسبة : المدوّن السوري طارق بياسي معتقل في هذا السجن ، سجن صيدنايا ، نسأل الله أن يحميه و يحفظه“

„Der Grund war die Forderung nach verbesserten Bedingungen in den Gefängniszellen, weniger überfüllten Zellen und ein Protest gegen Folter, unter der die „islamistischen“ Gefangenen zu leiden haben… Übrigens, in demselben Gefängnis ist auch der syrische Blogger Tariq Baiasi inhaftiert. Gott schütze ihn.“

Blogger Gottfried Stutz fordert vom syrischen Regime, die sTötung unbewaffneter Gefangener zu stoppen und alle politischen Gefangenen freizulassen:

„Anstatt den Präsidenten und einen Minister zum Sonnenbaden auf der Place de la Concorde mit Nicolas Sarkozy bei der Parade zum Tag der Bastille zu schicken, hat das syrische Regime die Pflicht, sein Volk über dieses Gefängnis zu informieren, sofort das Töten zu stoppen, faire Gerichtsverhandlungen abzuhalten und alle politischen Gefangenen freizulassen.“

Ein weiterer syrischer Blogger, eine der neuen Stimmen auf dem syrischen Blog-Aggregator Syria Planet, ist Disaffection, dessen erster Kommentar zum Massaker war: „Wo Rauch ist, ist auch Feuer.“ Er erklärt:

„Dieser Vorfall muss provoziert worden sein und ist ausgeufert. Die Sicherheitskräfte, die ihn angezettelt hatten verloren aus schierer Inkompetenz die Kontrolle, so dass Verstärkung geholt werden musste, um die Situation um jeden Preis unter Kontrolle zu bringen – um den üblichen Preis.“

Als Letztes sehen wir uns an, was ein weiterer anonymer syrischer Blogger, Jabz, zu sagen hat, der das Regime für sein konstantes „Versagen“ rügt:

„Eine schreckliche Sache, Schande über die Regierung. Es ist nicht das erste Mal, dass die Regierung dieses Jahr versäumt hat, das Nötige zu tun, genauso wie bei Kämpfen zwischen zwei Glaubensrichtungen in Hama zu Beginn des Jahres.“

Es sollte erwähnt werden, dass dies der zweite Protest von Insassen des Gefängnisses in Sednaya gegen ihre schrecklichen Haftbedingungen innerhalb von zwei Monaten ist.

Familien der Gefangenen haben an den syrischen Präsidenten appelliert, die abscheuliche Behandlung unbewaffneter Zivilisten zu stoppen und über das Schicksal ihrer Verwandten in Kenntnis gesetzt zu werden.

Dieses zweite Massaker fällt zusammen mit dem 27. Jahrestag des Massakers im Gefängnis von Tadmur (Palmyra). Hier gibt es weitere Informationen.

Mögen ihre Seelen in Frieden ruhen.

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