AIDS – Ein Tabu in der arabischen Welt

AIDS ist ein Tabu in der arabischen Welt. Trotzdem hat dieses furchteinflößende Wort diese Woche seinen Weg in mehrere Blogposts gefunden: In Jordanien, Irak, Palästina, Bahrain und Jemen.

Der jordanische Blogger und Arzt Hareega berichtet von einem ‘unangenehmen Gespräch’, dass er mit einem Bekannten über seine Arbeit in der HIV-Aids-Klinik führte:

Ein Freund fragte, “Was macht die Arbeit diesen Monat?”

“Es läuft gut, ich bin dreimal pro Woche in der HIV-Klinik”

“HIV? Wie Aids?”

“Genau”

“Pass bloß auf.”

“Worauf soll ich aufpassen?”

Er sah mich an, als ein ich ein Idiot: “Pass auf das HIV auf!”

“Warum sollte ich denn besonders aufpassen?”

“Na, sei einfach vorsichtig, es ist HIV, es ist AIDS!”

“Aber warum denn? Ich schlafe nicht mit meinen Patienten in der Klinik.”

“Das weiß ich doch, Scherzkeks, aber pass einfach auf, es geht um Aids.”

“Ich nehme auch nicht gemeinsam mit ihnen Drogen.”

“Ich weiß, ich weiß. Aber pass auf.”

“Auf was?!”

“Hör zu: Ich bin kein Wissenschaftler (offensichtlich), aber du musst aufpassen, oder ich muss auf dich aufpassen.”

Hareega fährt fort:

 Seit Neujahr sind in Jordanien 22 neue HIV Fälle diagnostiziert worden. Dabei wissen die Jordanier, vor allem die ‘gebildeten’ fast nichts über HIV: Tendenz fallend!

Die Irakerin Layla Anwar istebenfalls zornig, wie das Thema in der arabischen Welt geschnitten wird – trotz steigender Verbreitung der Krankheit. Während die Bloggerin einen TV-Beitrag zum Thema sieht, schreibt sie:

 Vor einigen Monaten habe ich eine Sendung über HIV und andere Geschlechtskrankheiten in der arabischen Welt bei Al-Jazeerah gesehen. Der Produzent hat geschickt versucht, die “sensiblen” Tabuthemen zu schneiden, in dem er es als religiöses Programm verkauft hat. Als Gast hatte er jemanden eingeladen, der sowohl Mediziner als auch Theologie war (islamische Theologie).

Layla erklärt:

 Es gibt immer mehr HIV Infizierte in der arabischen Welt. Niemand gibt das gerne zu, aber es stimmt. Wir alle wissen, wie HIV übertragen wird, und wir alle wissen, das Safer-Sex und Bluttests in Blutbanken unumgänglich sind.

Das war es also nicht, was mich an dem Programm besonders interessiert hat. Was mich überraschte war, das HIV und Geschlechtskrankheiten nicht nur unter Homosexuellen auf dem Vormarsch sind, sondern auch unter verheirateten heterosexuellen Paaren.

Das Spezialgebiet des Gastes war Epidemiologie und Infektionskrankheiten. Er berichtet von mehreren Fällen (die nicht in den öffentlichen Statistiken auftauchen) verheirateter Paare mit Geschlechtskrankheiten. In 99% der Fälle war die Frau vom Mann infiziert worden. Die Männer hatten außerehelichen ungeschützten Verkehr gehabt, manchmal auch mit anderen Männern.

In 99% der Fälle hatte der Mann geglaubt, Schutz, wie etwa durch Kondome, nicht nötig zu haben.

Der Mann kommt also von seiner Geschäftsreise nachhause und gibt seiner Frau oder Freundin den ‘Kuss des Todes’.

Zu Tabus sagt Layla:

Natürlich ist es in der arabischen Welt ein Tabu über dieses Thema zu reden. Das Thema ist umgeben von Leugnung und Relativierungen: “In der muslimischen Gesellschaft gibt es sowas nicht!”, “Sprich nicht darüber, was sollen die Nachbarn denken?” etc.

Die Mauer der Traditionen und Kultur ist so massiv, dass es fast unmöglich ist über dieses Thema in der Öffentlichkeit zu sprechen, ohne als ‘dekadent, unzüchtig und amoralisch’ zu sein.

Währenddessen sterben leise die AIDS-Opfer, isoliert in Quarantäneräumen aus Scham und Schuld.

Amal A aus Palästina spricht auch über Aids. Sie war entsetzt zu hören, dass ein ägyptischer Staatsanwalt einem in den Fall verstrickten Mann sagte, ein HIV-positiver wie er solle “bei lebendigem Leibe verbrannt werden. Ihr habt das Leben nicht verdient!”

 Wenn die Ägypter alle Männer einsperren wollen, die mit anderen Männern schlafen, werden sie viele neue Gefängnisse brauchen. […]

Es ist furchtbar, wie AIDS kriminalisiert wird!!! Es wird nicht helfen, die Ägypter zu schützen, wenn man HIV-Positive und AIDS-Kranke ausstößt oder dämonisiert. Aber es geht dabei gar nicht darum, Ägypter zu schützen. Der Staat sucht einen Sündenbock, um seine Macht “uber alles” zu steigern.

Aber langsam ändern sich die Dinge, und es gibt Hoffnung am Horizont. Der Bahrainer Blogger Butterfly wird bald an einer Konferenz in Kairo teilnehmen: “Unabhängige Künstler und Blogger reagieren auf AIDS in der arabischen Region.

وستضم الورشة مجموعة من المدونين والمبدعين العرب في مجال التصوير وصناعة الافلام السينمائية وغيرها من الفنون الإعلامية.
هذه هي المرة الأولى التي سيتسنى لي فيها حضور فعالية تخص برنامج الامم المتحدة الانمائي في البحرين، كما ستكون المرة الأولى ايضا التي ستتاح لي فيها فرصة اللقاء بالمدونين والمبدعين العرب من مختلف الاقطار العربية. وسأشارككم بالطبع بما سأكتشفه من اسرار ودهاليز تتعلق بهذا المرض المخيف الذي لايزال الحديث عنه محظورا في معظم دولنا العربية

Der Workshop wird Blogger und kreative Araber zusammenbringen. Die Kreativen kommen aus den Bereichen Fotografie, Film und anderen Medien. Ich werde zum ersten mal an einem Event des UN Entwicklungsprogramms in Bahrain teilnehmen und Blogger und Künstler aus der ganzen “Arab world” treffen. Ich werde auf jeden Fall mit euch die Geheimnisse teilen, die ich über die furchtbare Krankheit erfahre – in den meisten unserer arabischen Länder sit es ja schon verboten, nur darüber zu reden.

Last but not least, verweist Armies of Liberation auf Berichte über Wunderheilung von Aids auf Kräuterbasis. Die Prozedur wurde im Jemen entwickelt und soll angeblich den tödlichen Virus heilen können …

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