Afganistan: Bhutto, Weihnachten, Kinderehen

Es ist wieder Zeit für einen Überblick über die afghanische Blogosphäre.

Der brutale Mord an Benazir Bhutto spielt für Afghanistan eine wichtige Rolle, denn die Zukunft Afghanistans hängt auch von der Zukunft Pakistans ab. Der frühere pakistanische Beamte und Stipendiat des Harvard Gelfer Center, Hassan Abbas, schrieb eine faszinierende Analyse, wer der Mörder sein könnte:

 Aber hier glaubt kaum einer, LeJ hätte das Attentat ohne die Unterstützung von Teilen des Establishments planen können. Analysten glauben, es sei mittlerweile ein bequemes Täuschungsmanöver, Angriffe auf politische Gegner Al Qaeda zuzuschreiben. Die Leute fragen sich: Welche Gründe könnte das Establishment haben, Benazir zu töten?

Aus hohen politischen Kreisen hat Outlook erfahren, dass Benazir Stunden vor dem Attentat fast ISI-Aktionen offen zulegen, die die Wahlen vom 8. Januar betrafen. Sie habe unanfechtbare Beweise gesammelt, dass in einem Versteck der ISI in Islamabad eine Wahlmanipulation vorbereitet werde.

Ich bin ungerne derjenige, der es sagen muss, aber wie schwer kann es sein, eine gefälschte Wahl in Pakistan aufzudecken? Die letzten Male wurden sie von Musharraf selbst gefälscht. Welchen Unterschied würde eine gefälschte Wahl diesmal machen?  Ich glaube weiterhin nicht, dass Musharraf hinter dem Anschlag steht. Schon allein weil Selbstmordattentäter nicht sein Stil sind. Eine ISI-Aktion mit taktischer Verbindung zu Al Qaeda? Das ist sicher möglich, wobei ich an diesem Punkt nicht den Nutzen sehe, beide zu unterscheiden.

Es gibt natürlich auch die Möglichleit, dass der Mord an Bhutto, zwischen all den Tränen und Klagen, gar nichts bedeutet. natürlich wird es weiterhin Theorien geben, das Musharraf beteiligt war, und vielleicht wird der wahre Mörder keine Rolle spielen: Es zählt die öffentliche Meinung,  wenn alle glauben, dass es Mussharraf war – dann war er es auch.

Ein ganz anderes Thema ist die erbärmliche Behandlung von Frauen. Atash Parcha hat eine furchtbare Auflistung:

Ärzte in einem Krankenhaus in Qalat behandeln eine brutal gefolterte Frau, deren Mann ihr beide Ohren und die Nase abgeschnitten hat, die Zähne ausschlug und den Kopf rasierte – nur drei Monate nach der Hochzeit. Ein Arzt gab an, das 16jährige Opfer Nazia leide wegen ihrer Erlebnisse auch psychische Qualen.

Als wäre Hosseinis Erzählung wahr geworden. Mohammed Fahim Khairy zeigt ein Bild des armen Mädchens, das für den Rest ihres Lebens verstümmelt ist, weil ihr Mann ein Monster war. Er verweist auch auf eine erschreckende Statistik:

 Die meisten Opiumbauern und Warlords heiraten Kinder, indem sie Druck auf die Eltern ausüben, oder ihnen gutes Geld geben.

Laut neuesten Zahlen von UNICEF heiraten etwa 16% der Kinder vor ihrem 15. Lebensjahr. Es gibt Hinweise, dass die Armut das Heiratsalter in den letzten Jahren in manchen Gebieten noch gesenkt hat.

Es geht nicht nur um Mädchen. Im November bemerkte ich das Wiederaufleben von bacha bazi, oder “boy-play“:

Später in der Nacht, wenn keiner mehr tanzt, werden die Jungen oft an enge Freunde weitergegeben, für sexuelle Gefälligkeiten.Es ist nicht unüblich, dass die Jungen am Ende des Abends einen neuen Besitzer haben, da auf solchen Partys auch ge- und verkauft wird.

Hier ist sicherlich die Grenze für aufgeklärte multikulturelle Toleranz. Kein Zweifel, dies ist Sex-Sklaverei in seiner schlimmsten Form: Mit Kindern. Die im Westen so wichtige Unterscheidung zwischen Homosexualität und Pädophilie ist hier in Baghlan bedeutungslos.

Ich wies damals darauf hin, dass eine Gesellschaft, die verarmte Kinder wie Wahren handelt nicht gesund sein kann. Der Vormarsch beider Praktiken – Kinderehen für Mädchen und bacha bazi für Jungen – können auf die Zunehmende Verarmung in den ländlichen Gebieten zurückgeführt werden. Das Muster wiederholt sich überall, wo es krankhafte Armut gibt.

Der Kontrast zu Nassim Fekrats Weihnachtsgrüßen ist hart. Nichtsdestotrotz kann ich ihm von ganzem Herzen zustimmen:

Ich wünsch euch allen Frohe Weihnachten. Auf das 2008 das Jahr des Friedens und der Sicherheit werde. 2007 war für die Afghanen ein blutiges Jahr, Selbstmordattentate und Bomben in Mitten der Städte. Viele Menschen starben. Vergesst Afghanistan nicht. Vergesst nicht die Kinder, die Frauen und die Obdachlosen.

 Geschrieben von Joshua Foust.

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