Uganda: Zehn Fragen an den Comrade

Bis vor kurzem war 27th Comrade einer der aktivsten Blogger Ugandas. Er war geliebt für seine fruchtbaren, provokanten Kommentare und seine endlosen, leidenschaftlichen Hinwendungen zu Nord Korea.

Vor zwei Monaten entschied sich Comrade dann, Abstand von seinem Blog zu nehmen und schreibt nur noch gelegentlich im Gruppenblog The Kampalan. Diese Entscheidung wurde mit Überraschung, Trauer und guten Wünschen wahrgenommen und kommentiert. Diese Bloggerin vermisst seine Manifeste so sehr, dass sie ein Gespräch mit ihm führen wollte – übers Schreiben, Reggae und natürlich Kommunismus.

EINS: Wie lange bloggst du schon?

Als ich anfing, mich mit Softwareentwicklung zu befassen, hatte ich ein kleines Blog. Ein klobiges Ding, dass ich nicht mehr pflege. Diese Zeit zählt aber nicht wirklich. Im Grunde hatte ich nur drei Leser – mich selbst und meine zwei Alter Ego. Dann begann das richtige Bloggen, im letzten Quartal 2006 bei CS&B. Ich fürchte, das hat kaum etwas von einem Langen Marsch, über den man Bücher schreiben könnte.

ZWEI: Warum hast du begonnen zu bloggen?

Ich hatte alle nötigen Zutaten: Günstiges Internet, ein bisschen ungenutzte Zeit und Themen, über die man wettern kann.

DREI: Wofür nutzt du dein Blog in erster Linie?

Zuerst dachte ich, das Blog sei so etwas wie ein offenes Journal. Ich habe weitestgehend den Technik-Kram aus dem Blog raushalten können. Vielmehr wollte ich meine interessanteren Momente festhalten. Und dann habe ich eines Tages eine Meinung veröffentlicht. Danach war es eben einem Tagebuch auch ein Ort, an dem ich Dampf ablassen konnte. Am Ende hatten sich die Meinungs-Beiträge durchgesetzt.

VIER: Wer hat dein Schreiben beeinflusst?

Als ich noch zur Schule ging, lass ich immer die Artikel von Ernest Bazanye. Ich mochte diesen … entspannten, frechen Stil. Andere Elemente meines Schreibstils kommen von Mario Vargas-Llosa, Salman Rushdie, Robert McLiam Wilson und vielleicht Adam Thorpe.

FÜNF: Die drei Lieblingsblogger?

Baz, der lustigste Typ unter der Sonne. Leider hat er noch keinen Roman angekündigt, denn ich denke es wird Zeit, dass der Literaturnobelpreis an einen Ugander geht.

Tumwijuke ist so unerhört geschickt im Umgang mit der Kamera, dass ich mir beim Lesen ihrer gut geschriebenen Artikel fast wünsche, ich wäre selbst ein Fotograf.

Ivan. Er ist Grafiker, und das zeigt sich auch in seinen Texten: Er schreibt Bilder mit einer frechen Note.

SECHS: Warum schreibst du nicht mehr für CS&B?

Ich habe meinen Job gekündigt, um ein bisschen Zeit für mich selbst zu haben und jetzt fehlt das das günstige Internet – eine der Zutaten für mein Blog.

SIEBEN: Wirst du bald wieder anfangen zu bloggen?

Ja! Mit sowas hört man nicht einfach auf.  Ich werde vermutlich eine eigene Blog-Software schreiben. Danach werde ich die Seite selbst hosten oder (wenn alles schief läuft) wieder zu CS&B gehen.

ACHT: Warum bist du Kommunist?

Jeder wird als Kommunist geboren. Wenn man aber in einer kapitalistischen Gesellschaft aufwächst wirkt das wie eine Gehirnwäsche, und man glaubt, der Kapitalismus sei normal. Er ist es nicht. Du musstest deine Mutter nicht fürs Stillen bezahlen. Deine Eltern haben dir kein Zimmer vermietet. Wenn du dich später um sie kümmern musst, wirst du keine Rechnungen schreiben.

NEUN: Was denkst du über die Vereinigten Staaten?

Wie würde es dir gefallen, wenn alle Länder der Welt wie die USA wären? Wenn 200 Länder Armeen im Irak hätten, 200 Länder die Umwelt zerstören würden, 200 Länder eine Geschichte der Sklaverei hätten, 200 Jena Sixes (das sind 1200!), 200 Millionen Atombomben, 200 schießwütige Staaten, 200 Massaker an Ureinwohnern, 200 Vormachtstellungen, 200 Ursachen und Ziele des modernen Terrorismus. 200 mal unkontrollierbares Böses. Das einzig gute an Amerika ist, dass sie uns gezeigt haben, zu was Kapitalismus führt, wenn er nicht rechtzeitig vernichtet wird. Wenn ich auf Amerika blicke finde ich es schwerer, die (ziemlich brutalen) Säuberungen in den kommunistischen Staaten des 20. Jahrhunderts zu verurteilen.

Du meinst es also wirklich ernst.

Ich bin Rot. Vielleicht hören die Menschen auf daran zu zweifeln, wenn ich die Kommunistische Partei von Uganda gründe?

ZEHN: Letzte Frage: Du bist Fan von Bob Marley. Willst du etwas zum Tod des südafrikanischen Reggae-Stars Lucky Dube sagen?

Ich war schockiert über das, was niemand über seinen Tod zu sagen scheint. Er wurde vom Kapitalismus ermordet. Das Problem mit der Kriminalität in Süd Afrika beruht auf der Dreifaltigkeit von Armut, Arbeitslosigkeit und Apartheid. Die Skaverei und Rassentrennung sollte den Kapitalismus stützen. Genau wie die Sklaverei in den USA, oder das Ausbeuten der australischen Ureinwohner, die Vernichtung der Umwelt, der Kinder in Nahost. Selbst wenn diese Regime den Revolutionstruppen oder der Menschenrechtsbewegung oder Umkhonto we Sizwe unterliegen werden – die Auswirkungen des kannibalistischen Kapitalismus werden uns noch in 1000 Jahren beschäftigen.

Danke Comrade.

Die Fragen stellte Rebekah Heacock.

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