Russland: Wählen oder nicht wählen?

Wählen – oder nicht wählen? “Mit den Füßen abstimmen” oder Mikhail Khodorkovskys Rat (RUS, englische Übersetzung) folgen und eine der kleinen Parteien wählen, die man nicht ‘verachtet'? Die Wahl boykottieren – oder ungültig wählen? Ordentlich ein Kästen ankreuzen oder frech ein Schimpfwort auf den Stimmzettel schreiben?

Eine ganze Reihe von russischen Bloggern befasst sich derzeit mit diesen Fragen.

Vor einem halben Monat sah LJ-Blogger tvoron ein handgemachtes Plakat an einer Bushaltestelle in Moskau hängen, dass den Leser mit groben Worten aufforderte, ein unzüchtiges Wort auf den Wahlzettel zu schreiben, um unter anderem gegen die Abschaffung des ‘Gegen alle’-Feldes und der Mindestwahlbeteiligung zu protestieren.

Es folgt ein Gespräch zwischen zwei Lesern von tvoron:

odalizka:

Ich bin mit dem Urheber des Plakats einer Meinung. Ich werde etwas ähnliches tun, wenn ich denn überhaupt zur Wahl gehe […]

jarud_braOn:

Ist dir klar, dass jeder ungültige Wahlzettel mehr Sitze für die [kremlfreundliche] Partei Einiges Russland bedeutet?

odalizka:

Oh, ist das ein neues Gesetz? Interessant.

Aber selbst wenn es so ist, was schlägst du vor? Einfach für Grigory Yavlinskys Yabloko stimmen? Ganz ehrlich, ich werde überhaupt nicht wählen gehen. Diese Farce, deren Ergebnisse schon jetzt klar sind, wird ohne mich stattfinden. Einiges Russland wird eh bekommen, was sie brauchen.

jarud_braOn:

Ja, das ist geltendes Recht. Wer nicht kommt, ungültig wählt oder seine Stimme für eine chancenlose Partei vergibt, der verschenkt seine Stimme an die Herrschenden (in unserem Fall Einiges Russland).

Ich schlage vor, für eine der anderen Parteien zu stimmen, die die 7-Prozent-Hürde schaffen könnten. Am besten für die Partei mit den zweit- oder dritt-meisten Stimmen. All diese Parteien sind schlecht. Aber der einzige mögliche Protest ist, für sie zu stimmen.

Ich denke, ich stimme für die Kommunistische Partei der Russischen Förderation. Und dass, obwohl ich mich noch vor ein paar Jahren wohl selbst dafür geschlagen hätte. […]

odalizka:

[…] Vielen Dank, junger Mann, aber ich habe nicht als Kind nächtelang [Samsidat-Exemplare] von Aleksandr Solzhenitsyn und Joseph Brodsky gelesen, um mit 37 Jahren dann die Kommunisten zu wählen. Ausgeschlossen.

Geschrieben von Veronica Khokhlova.

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