Spanien: #KeinenWeiterenEuroMehr für Bankia

Dieser Bericht ist Teil unseres Dossiers über Europa in der Krise.

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Die Internetgemeinde ist in hellem Aufruhr, seit am Montag, dem 7. Mai bekannt wurde, dass die spanische Regierung Pläne hat, Bankia mit öffentlichem Geld zu versorgen. Es handelt sich um die viertgrößte Bank des Landes, die außerdem am stärksten in Immobiliengeschäfte involviert ist. Seit Beginn der Krise, im Jahr 2008, hat der Staat Bankia mit 33 Milliarden Euro unterstützt. Das aktuell diskutierte Rettungspaket könnte bis zu zehn Milliarden Euro enthalten.

Die Nachricht verbreitete sich am selben Tag, wie die des Rücktritts des Vorsitzenden des Bankinstitutes, Rodrigo Rato, ehemaliger Wirtschaftsminister in der Aznar-Regierung und Ex-Präsident des IWF (Internationaler Währungsfonds). Rato stand zwei Jahre lang an der Spitze des Konzerns, zunächst CajaMadrid und dann Bankia. Bankia entstand 2010 durch eine Fusion aus sieben Sparkassen. Für seine Arbeit verdiente er letztes Jahr 2,34 Millionen Euro, und dafür, dass er sie aufgibt, steht ihm eine Entschädigung von 1,2 Millionen Euro zu. Als Nachfolger ist José Ignacio Goirigolzarri im Gespräch, der 2009 die spanische Bank BBVA (Banco Bilbao Vizcaya Argentaria) für eine lebenslange, jährliche Rente von mehr als 3 Millionen Euro brutto verließ.

„Bankia, die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, war auf dem Blog Salmón zu lesen.

Rato no se marcha sin más. El botín en versión indemnización al que tiene derecho alcanza la escalofriante cifra de 1,2 millones de euros. Y perdonad mi inocencia pero esta es una de las cosas que no alcanzaré a entender jamás: llegas a una caja quebrada, haces una gestión pésima que la aboca a una situación aún peor, cuando todo se vuelve negro te marchas, le cuestas a los españoles prácticamente lo mismo que los recortes en Sanidad y Educación, y encima te llevas una indemnización millonaria en el bolsillo.

Rato geht nicht einfach so. Die Beute in Form einer Entschädigung, die ihm zusteht, beläuft sich auf die unglaubliche Summe von 1,2 Millionen Euro. Und entschuldigt meine Unschuld, aber das ist eine der Sachen, die ich nie verstehen werde: Du kommst zu einer bankrotten Bank, führst sie grottenschlecht, was ihre Situation noch verschlimmert, wenn nichts mehr geht, haust du ab, du kostest die Spanier praktisch genauso viel wie die Einsparungen im Gesundheitswesen und in der Bildung, und noch dazu steckst du dir eine Entschädigung in Millionenhöhe in die Tasche.

Die Reaktion der Bürger war unmittelbar und setzte sich im Laufe der Woche fort. #NiUnEuroMas (#KeinenWeiterenEuroMehr) und #Bankia sind zwei der Hashtags, die die Spanier nutzen, um ihre Meinung auszudrücken. Die Empörung hat viele Gründe. Laut der Internetseite Madrilonia.org, die schreibt “Cuando las ratas huyen de Bankia es hora de tomar Bankia” [„Wenn die Ratten Bankia verlassen, ist es Zeit Bankia zu übernehmen“], ist Bankia die Bank, die die meisten Hypotheken in der autonomen Region Madrid besitzt, und eins der Finanzinstitute, das am meisten in die Zwangsräumungen verwickelt ist, bei denen die Familien die Hypotheken nicht mehr bezahlen können:

Caja Madrid y ahora Bankia han ido creciendo con nuestro dinero: nuestros ahorros, nuestras hipotecas, nuestras pocas acciones y ahora, directamente, con nuestras casas robadas en desahucios -Bankia es uno de los bancos con más desalojos- y con dinero público. Ya se han lanzado propuestas de nacionalización -ya que pagamos todo, pues, oiga, que los dividendos no se lo lleven otros.”

Caja Madrid und jetzt Bankia sind mit unserem Geld groß geworden: Unsere Ersparnisse, unsere Hypotheken, unsere wenigen Aktien, und jetzt direkt mit unseren durch Zwangsräumungen geklauten Häusern – Bankia ist eine der Banken mit den meisten Zwangsräumungen – und mit öffentlichen Geldern. Es wurden sogar schon Vorschläge zur Verstaatlichung gemacht – wenn wir schon alles zahlen, dann sollen die Dividenden nicht an andere gehen.

Viele Tweets machen darauf aufmerksam, dass der Betrag für die geplante Rettung von Bankia, das Budget für Bildung und Gesundheitswesen übertrifft, und auf Höhe der Kürzungen in beiden Bereichen liegt.

Dies sind einige der Tweets, die seit letztem Montag im Internet veröffentlicht wurden. Wie immer sind die Beschwerden in vielen Fällen mit Humor gespickt:

LoveWillTearUsAznar@lwtuaznar: ¿Y vender chandals para ayudar al rescate de Bankia? ¿Cómo lo veis? Son muy guapos http://pic.twitter.com/4b00MpRf

LoveWillTearUsAznar@lwtuaznar: Wie wäre es damit, Jogginganzüge für die Rettung von Bankia zu verkaufen? Was haltet ihr davon? Die sind doch sehr hübsch http://pic.twitter.com/4b00MpRf

Dark Vader@pistatxin78: #Bankia, ¿Por qué pides sólo 10.000 millones? Pide 14.000 y ya lo amueblas…. http://pic.twitter.com/M5TinsNI

Dark Vader@pistatxin78: #Bankia, Warum verlangst du nur 10 000? Du kannst 14 000 verlangen und damit noch möblieren…http://pic.twitter.com/M5TinsNI

Raul Gonzalez ‏ @Raulexio: #Bankia ¡¡¡¡¡ Manos arriba, esto es un atraco!!!!!

Raul Gonzalez ‏ @Raulexio: #Bankia Hände hoch, das ist ein Überfall!!!!!

Jose Sanclemente@josesanclemente: ¿cuanto IVA hemos de pagar, cuantas recetas y camas de hospitales, cuantas aulas se han de cerrar…para darle 10.000 millones a Bankia?

Jose Sanclemente@josesanclemente: Wie viel Mehrwertsteuer müssen wir zahlen, wie viele Rezepte und Krankenhausbetten, wie viele Klassenzimmer müssen wir schließen… um Bankia 10 Milliarden zu geben??

Pilar Marroyo@pilar_marroyo: El gobierno rescata a Bankiay sus directivos millonarios, ¿qué dirán los que han visto hundirse sus negocios sin nadie que los ayudara?

Pilar Marroyo@pilar_marroyo: Die Regierung rettet Bankia und seine millionenschwere Chefetage; was sagen die, deren Geschäfte kaputt gegangen sind, ohne dass ihnen jemand geholfen hat?

Joan Baldoví i Roda@joanbaldovi: Presupuesto educación + sanidad en 2012: 5.397 millones de euros. Rescatar Bankia: 7.000 millones de euros #hagamoscomoislandia

Joan Baldoví i Roda@joanbaldovi: Budget für Bildung + Gesundheitswesen 2012: 5,4 Milliarden Euro. Rettung von Bankia: 7 Milliarden Euro #hagamoscomoislandia

Toret @Toret: #HagamoscomoIslandia. Ni un euro más para los bancos, juicio a los culpables de la crisis y una constitución escrita por los ciudadanos!

Toret @Toret: #HagamoscomoIslandia. Keinen weiteren Euro für die Banken, alle Schuldigen der Krise vor Gericht und eine Verfassung, die von den Bürgen geschrieben wurde!

Ángel @A_Cas: Si Bankia vale en bolsa unos 3.000 millones y se le inyectan 8.000 ¿no es de facto pública?

Ángel @A_Cas: Wenn Bankia an der Börse ungefähr drei Milliarden wert ist und man acht reinpumpt, ist die Bank dann nicht schon verstaatlicht?

Jéssica Remón@jess_rr: Recortes en educación y sanidad: 10.000 millones de €; rescate a Bankia: 11465 millones de euros, pero ¿ésto que es?? #NiunEuroMas

Jéssica Remón@jess_rr: Kürzungen in der Bildung und im Gesundheitswesen: 10 Milliarden €; Rettung von Bankia: 11,5 Milliarden Euro, was ist denn da los? #NiunEuroMas

Mrs. ∞ ßϒξn @bren_oo7: #NiUnEuroMas Habrá que volver a guardar los millones bajo el colchón de la cama…están mas seguros que bajo 3 cajas fuertes en un banco.

Mrs. ∞ ßϒξn @bren_oo7: #NiUnEuroMas Man sollte die Millionen wieder unter der Matratze verstecken… da sind sie sicherer als in drei Tresoren in einer Bank.

Renta Básica@Renta_Basica: Si se repartiera el rescate de Bankia entre TODOS los desahuciados tocaría a + de 20.000€ por familia #ConElDineroDeBankia#NiUnEuroMas

Renta Básica@Renta_Basica: Wenn man das Geld für Bankia unter ALLEN aufteilen würde, die bei den Zwangsräumungen ihr Haus verloren haben, dann würde jede Familie mehr als 20 000€ bekommen #ConElDineroDeBankia#NiUnEuroMas

Peich@_Peich: La inyección que necesita #Bankia es la letal.

Peich@_Peich: Die einzige Spritze, die #Bankia braucht, ist die Todesspritze.

Miquel Roig@miquelroig: Ejem… Según #BFA, #Bankia vale 24.000 millones. Según #Deloitte, vale 17.000 millones. Según el mercado: 4.300 millones

Miquel Roig@miquelroig: : Ähm… Laut #BFA ist #Bankia 24 Milliarden wert. Laut #Deloitte 17 Milliarden. Laut Markt sind es 4,3 Milliarden.

Die Zahlen hat der Journalist Ignacio Escolar in einem Eintrag auf seinem Blog zusammengefasst: Das Loch von Bankia in fünf verständlichen Zahlen:

4.600 millones de euros. Es lo que vale Bankia, según su capitalización bursátil de ayer. Es decir: los mercados valoran a esta entidad financiera en un tercio de lo que el Estado tendrá que poner para reflotarla a ella y a su matriz, el BFA, que es una especie de banco malo donde el genio financiero de Rodrigo Rato –aconsejado por MAFO– dejó toda la basura del ladrillo para ver si así podía aguantar. En ese almacén nuclear se guardan 30.000 millones en activos tóxicos, un 3% del PIB nacional o todo el recorte del gasto público de este año. Dentro de esa cifra hay también 5.000 millones en suelo, un patrimonio que se ha devaluado aún más. Es obvio que el dinero público prestado difícilmente va a regresar.”

4,6 Milliarden Euro. So viel ist Bankia laut seiner Börsenkapitalisierung von gestern wert. Das heißt: Die Märkte bewerten das Finanzinstitut mit einem Drittel von dem, was der Staat bezahlen muss, um die Bank und deren Mutterkonzern, BFA, am Laufen zu halten. Das ist eine Art Bad Bank, wo das Finanzgenie Rodrigo Rato – beraten von MAFO [Anm. d. Übers.: Miguel Ángel Fernández Ordóñez, Präsident der spanischen Zentralbank)] – den ganzen Abfall vom Bauboom gelassen hat, um zu sehen, ob das hält. In diesem Atommülllager befinden sich 30 Milliarden toxische Vermögenswerte, also 3 Prozent des spanischen BIP oder die gesamten Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben in diesem Jahr. Diese Summe beinhaltet außerdem 5 Milliarden an Grundstücken, ein Vermögen, dass noch weiter an Wert gesunken ist. Es ist offensichtlich, dass das, von der öffentlichen Hand geliehene, Geld wohl kaum wieder zurückbezahlt wird.

Die konservative katalanische Zeitung La Vanguardia startete im Internet eine Umfrage, in der die Leser befragt wurden, ob sie die Geldspritze für die Rettung Bankias befürworteten. 94 Prozent der bisher 3.243 Teilnehmer antworteten mit Nein.

Dieser Bericht ist Teil unseres Dossiers über Europa in der Krise.

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