Kambodscha: Massenohnmacht in Bekleidungsfabriken

Das Asien-Mindestlohn-Netzwerk organisiert Kamdodschas erstes Volkstribunal [en] für Mindestlöhne und angemessene Arbeitsbedingungen für Bekleidungsarbeiter. Das Tribunal ist für den 8. Februar 2012 in Phnom Penh geplant:

Die Bekleidungsindustrie [en] in Kambodscha stellt 90% aller Exporte. Doch trotz ihrer relativen wirtschaftlichen Bedeutung erhalten die Arbeiter nur die Hälfte dessen, was nötig wäre um ihre Familien zu ernähren, und der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn ist zur Zeit der niedrigste der Mekong-Region.

Eines der Hauptthemen, das in dem Tribunal diskutiert werden wird, betrifft die schlechten Arbeitsbedingungen [en] in den Fabriken, die zu Ohnmachtsvorfällen [en] in zahlreichen Arbeitsstellen führten:

Ein anderer Gegenstand der Sorge betreffend Bekleidungsfabriken und -arbeiter war die Massenohnmacht [en]. Allein im Jahr 2011 berichtete die Freie Gewerkschaft der Arbeiter von etwa 2.300 Arbeitern die in fünf kambodschanischen Fabriken das Bewusstsein verloren… Ermittlungen und Firmenangaben kamen zu verschiedenen Schlüssen, was die entscheidenden Faktoren betrifft, doch viele betonten physiologische Gründe, wie niedrige Blutzuckerwerte, Unterernährung, Dehydration, Lebensmittelvergiftung und Überanstrengung.

Arbeiter der King-First-Fabrik nach einem Ohnmachtsanfall auf dem Weg zum Krankenhaus. Foto von Community Legal Education Center auf Facebook.

Arbeiter der King First Fabrik nach einem Ohnmachtsanfall auf dem Weg zum Krankenhaus. Foto von Community Legal Education Center auf Facebook.

Joel Preston [en] nennt die prominenten weltweiten Kunden der King-First-Fabrik:

Im gleichen Jahr bestätigte King First Industrial, dass ihre Liste großer Kunden die Folgenden beinhalte:

“Wal-Mart, Target, Reebok, JC Penny, Urban Outfitters, Simply Vera, Abercrombie & Fitch, Anthropology, Cold Water Creek, Chico's, Catherines, Express, Federated/May Department Store, P.V.H, Hollister, Ruehl, L&T, Cato, George, Bisou Bisou, Greendog, Lane Bryant, Alfant, Charter Club, Metro 7, East 5th and American Rag.”

Trotz der riesigen Profite, die von den kambodschanischen Bekleidungsfabriken, ihren Gründerunternehmen und internationalen Kunden gleichermaßen eingefahren werden, scheint Kings First Industrial Co. Ltd nicht in der Lage zu sein, ihren Arbeitern einen sicheren und gesunden Arbeitsplatz zu bieten. Verstöße gegen Arbeitsschutzgesetze und Sicherheitsmittelwerte stehen in Beziehung zu den erbärmlichen Löhnen die diese Arbeiter erhalten.

Das Community Legal Education Center hat auch Fotos von Arbeitern hochgeladen, die in Fabriken von Hung Wah (Cambodia) Garment Mfg. [en] und Huey Chuen [en] das Bewusstsein verloren. Die Fair Labor Association (etwa: Gesellschaft für Faire Arbeit) untersuchte die Ohnmachtsfälle in Huey Chuen, und entdeckte [en], dass die Arbeiter gezwungen wurden, Überstunden zu machen:

Die Betriebsleitung und die Arbeiter gaben an, dass Arbeiter an Werktagen in der Periode vom 27. März bis zum 9. April, und am 25. März, 1. April und 8. April vier Überstunden abarbeiteten. Arbeiter im ersten Stockwerk gaben an, dass sie sich gezwungen fühlten, die ganze Nacht durchzuarbeiten, von 7 Uhr am Freitagmorgen bis 7 Uhr am Samstagmorgen. Sie berichteten auch, dass sie an den Sonntagen vom 27. März und 3. April gearbeitet hatten. Arbeiter im ersten und vierten Stockwerk arbeiteten nicht über Nacht, aber machten vier Überstunden an Wochentagen, Samstagen und Sonntagen.

LTO Cambodia denkt, dass die Massenohnmacht auf eine Massenhysterie [en] zurückzuführen sein könnte:

Die Massenohnmacht ist, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks, ‘Massenhysterie’, aber damit möchte ich ihre Bedeutung nicht herabmindern. Diese Fabrikarbeiter sind zum größten teil arme junge Frauen, häufig vom Land, die unter grauen, staubigen, unangenehmen Bedingungen arbeiten müssen, Heimweh haben, von ihrer Familie und strengen Aufsehern unter Druck gesetzt werden und todlangweilige, repetitive Arbeit für sehr wenig Geld (im Schnitt 55 bis 61 $ im Monat) erledigen müssen, oft mit Überstunden.

Kampagne zur Verbesserung der Arbeitsbedingung von Bekleidungsarbeitern. Foto von der Clean Clothes Gruppe.

Kampagne zur Verbesserung der Arbeitsbedingung von Bekleidungsarbeitern. Foto von der Clean Clothes Gruppe.

Abgesehen von dem Ohnmachtsthema hofft das Tribunal auch, die Beschwerden von 200.000 Bekleidungsarbeitern in Kambodscha anzugehen, die letztes Jahr gestreikt hatten. Im Folgenden stehen die weiteren Ziele [en] des Tribunals:

- Die Lage der angemessenen Arbeitsbedingungen in der globalen Bekleidungsindustrie, mit besonderem Fokus auf weibliche Arbeiter, festlegen, inklusive dem Thema der fairen Preisbildung für die Hersteller
– Den Einfluss des Geschlechts als Faktor in der Bestimmung der politischen Wirtschaft der globalen Versorgungskette aufzeigen
– Durch Tarifverhandlungen für die Bauarbeiterkollektivität einen Ausgleich innerhalb der globalen Versorgungskette schaffen und dazu beitragen, dass die Basisbewegung gestärkt wird
– Dazu beitragen, die Bedingungen der Arbeiter, besonders der weiblichen Arbeiter, in der globalen Bekleidungsversorgungskette zu stärken

Eine Petition wurde in die Wege geleitet, in der die Bekleidungsfirma H&M dazu aufgefordert wurde, sich dem Tribunal anzuschließen:

H&M entschied sich in den Jahren 2010 und 2011 bei einem Anstieg der Baumwollpreise dazu, dass sie die Kosten übernehmen würden, sodass ihre Kunden keine höheren Preise bezahlen müssten. Leider dehnte sich ihr Entgegenkommen nicht auf ihre Lieferanten aus, die in kambodschanischen Bekleidungsfabriken arbeiten, und von denen 90% Frauen sind.

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