Brasilien: Gelbe Pfeifen warnen über Welthunger


Am Donnerstag den 1. Juli wurde in Brasilien offiziell die Kampagne 1billionhungry (1 Milliarde Hungernde) gestartet. Der Zweck dieser Initiative ist es, Druck auf Politiker auszuüben, um den Hunger zu bekämpfen. Gefördert von der Food and Agricultural Organization FAO, erweckt die globale Kampagne mithilfe der sozialen Medien und Web-Tools praktisch überall Aufmerksamkeit. Für diese Kampagne gibt es auch ein Symbol, eine gelbe Trillerpfeife, mit welcher sich das Publikum bemerkbar machen kann.

Podcast: Blas in die gelbe Trillerpfeife und mach Krach!

Genau damit haben die brasilianischen Blogger angefangen: sie kopierten die von der FAO bereitgestellte Veröffentlichung, genauso wie alinemenezes, aber nachdem etwas tiefer gegraben wurde, erschienen einige sorgfältig ausgearbeitete Gedanken. Nicht alle Kommentare beziehen sich auf die 1billionhungry Kampagne, aber sie helfen dabei das Gesamtbild zu sehen und machen einen Versuch, die Gedanken der Blogger in Bezug auf die Hunger-Debatte zu erkennen.

Messias Martins sprach über Statistiken und stellte eine Frage [pt]:

Para você ter uma idéia o Brasil é o 4º maior país em produção de alimentos no mundo. O Brasil é o 6º país no mundo em subnutrição. Para onde vai tanta comida?

Nur um Ihnen eine Idee zu geben, Brasilien ist der 4. größte Nahrungsmittelhersteller. Gleichzeitig befindet sich das Land auf Platz 6 der Rangliste der Unterernährung. Wohin fließt all diese Nahrung?

Wilke Lima zitierte [pt] Josette Sheeran vom Nahrungs-Programm der Vereinten Nationen:

Um mundo faminto é um mundo perigoso…. sem comida as pessoas tem apenas três opções: fazer protestos violentos, emigrar ou morrer. Nenhuma dessas opções é aceitável

Eine hungrige Welt ist eine gefährliche Welt … ohne Nahrung bleiben den Menschen nur drei Dinge übrig: gewalttätige Proteste, Auswandern oder Sterben. Nichts davon ist akzeptierbar.

Er argumentierte, dass die Nationen wahrscheinlich wissen, was getan werden muss, um den Hunger zu bekämpfen, aber [pt]:

É mais cômodo e mais seguro responsabilizar o crescimento populacional, a preguiça do pobre ou ainda as adversidades do meio natural como causas da miséria e da fome.

Es ist doch viel bequemer und auch sicherer die Schuld für das Elend und den Hunger dem Bevölkerungswachstum in die Schuhe zu schieben, oder der Faulheit der Armen, oder sogar ökologischen Ungleichheiten.

Zelmar Guiotto und Socialismo e Democracia haben auf ihren Blogs einen Bericht des Carta Maior Magazins veröffentlicht, in dem ein Interview mit dem französischen Agraringenieur Marcel Mazoyer präsentiert wurde, der erklärte [pt]:

A falta de alimentos para grande parte da população é fruto de um processo histórico de desenvolvimento agrícola desigual e não pode ser resolvida com o simples aumento da produção(…) a parcela da população global que tem menos acesso aos alimentos é justamente a dos camponeses.

Der Mangel an Nahrung für einen großen Teil der Bevölkerung stammt aus einem historischen Prozess der ungleichen Entwicklung der Landwirtschaft, der nicht einfach durch eine Erhöhung der Produktion gelöst werden kann (…) der Teil der Weltbevölkerung, der weniger Zugang zu Nahrungsmitteln hat, sind die Bauern.

Mr. Mazoyer hat seine eigene Auffassung über die Auswirkungen der Markpraktiken bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten, wie die beiden Blogger berichten [pt]:

Atualmente, o mercado equilibra a oferta e demanda daqueles que podem pagar e não a oferta e a necessidade.

Derzeit liefert der Market gemäß Angebot und Nachfrage an diejenigen, die es sich leisten können (für die Nahrungsmittel] zu zahlen und nicht gemäß Nachfrage und Notwendigkeit.

Manifest in den Straßen von Porto Alegre, Brasilien (2009). CC von Paulo Paiva

Marcão Tilápia – O Pescador, ein Fischer-Blog, diskutiert einige Daten über die Armut und legt seine Meinung über die Frage des Hungers in Brasilien dar [pt]:

(…) existe um conluio disfarçado de grande parte de nossa sociedade hipócrita, especialmente a de classe mais “abastada”,usando um simples exemplo: PREOCUPAÇÃO EM TRATAR BEM, ANIMAIS DE ESTIMAÇÃO, (não que eles não mereçam ) gastando seus recursos financeiros de forma exagerada,em detrimento aos seus semelhantes carentes de tudo, que poderiam simplesmente ajudar. Na defesa de seus interesses e de ponto de vista, preferem dizer que isto é tarefa do Estado ou dos políticos, afinal, para tal foram eleitos, considerando a carga tributária que lhes são impostas, cuja arrecadação, não recebe prioridade de aplicação em áreas sociais em geral.

(…) es gibt eine geheime Verbindung in einem größeren Teil unserer heuchlerischen Gesellschaft, besonders bei den Reichen (was nachgewiesen werden kann) durch ein einfaches Beispiel: Betreuung der Haustiere (nicht, dass sie das nicht verdienten), Ausgaben von Ressourcen in einer übertriebenen Weise, wobei die bedürftigsten Menschen, denen diese Leute helfen könnten, unberücksichtigt gelassen werden. Zur Verteidigung ihrer Interessen und Ansichten sagen sie gerne, dass dies eine Pflicht des Staates sei, oder die Aufgabe der Politiker, denn immerhin wurden sie dafür gewählt, besonders in Anbetracht der auf die Gesellschaft auferlegten Steuern, Geldmittel, die für die Finanzierung im Sozialbereich im Allgemeinen keine Priorität haben.

Earthlingorgeous macht eine klare Aussage: Das Problem geht darüber hinaus, nichts zu essen zu haben:

Die meisten Leute glauben Unterernährung liegt daran, nicht genug zu essen zu haben. Aber für viele dieser Milliarde hungriger Menschen liegt das Problem darin, dass sie zu wenig Mineralien und Vitamine erhalten, die sie dazu benötigen, um physisch und geistig zu gedeihen.

Kate sagt mit anderen Wörtern:

Die 1,02 Milliarde Menschen sagt uns lediglich, wie viele unterernährt sind, es sagt nichts darüber aus, wie viele “schlecht ernährt” sind, diejenigen, die zu essen haben, aber nicht die komplette Diät bekommen.

Laut Jacques Diouf, Generaldirektor der FAO, ist ein hungriger Mann ein zorniger Mann. Intensive Videobotschaften fördern die 1billionhungry Kampagne mit Jeremy Irons, der erklärt er sei “wahnsinnig wütend”, weil 1 Milliarde Menschen in chronischem Hunger leben. Sehen Sie sich sein Video an und Sie werden verstehen, warum der FAO-Direktor auch wütend ist.
Die Gesellschaft ist sich nicht immer bewusst, wie sie zu handeln hat. Stop den Rassismus, stop Kriege, stop Hunger … so viele Probleme, so viele Möglichkeiten zum Wohle der Gemeinschaft zu arbeiten: durch Bloggen, Freiwilligenarbeit, Spenden und so weiter. Eine andere Art zu helfen ist bei Online-Bittgesuchen mitzumachen, welche heute durch E-Mails und andere Web-Tools an Dynamik gewonnen haben. Ergänzend zu den herkömmlichen Tür-zu-Tür Ersuchen, oder sogar innovativen Aufführungen in der Öffentlichkeit, haben Bittgesuche jetzt ein globales Maß erreicht. Einer der wichtigsten Aspekte der 1billionhungry Kampagne ist, wie leicht es ist sich daran zu beteiligen – so einfach wie ein Formular auf einer Webseite auszufüllen. Außerdem zählt auch die Kommunikationsstrategie der Webseite, die in mehreren Sprachen geschrieben worden ist und, in anderen Worten, globale Reichweite hat. Je nach dem Ergebnis dieser Kampagne könnten die Online-Gemeinden neue Hinweise für ein bürgerliches Engagement erhalten.

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