Ungarn: Olympia-Inhalte sozialer Medien bleiben dürftig

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Olympia 2012 in London.

Mit inzwischen insgesamt vier olympischen Medaillen samt zwei Goldmedaillen nimmt das ungarische Team nun Rang 12  im Medaillenspiegel ein. Das ist natürlich ein Grund, stolz zu sein – aber Debatten über diese Ergebnisse und andere olympische Meldungen sind in den ungarischen sozialen Medien kaum zu finden.

Zum Beispiel hat die Geschichte des Fechtmeisters Áron Szilágyi, der Ungarns erstes olympisches Gold gewonnen hat und sich dann eine falsche Version der Nationalhymne anhören musste, bis jetzt gerade einmal zehn ‘Gefällt mir’ und drei ‘Teilen’ [hu] auf der Facebookseite des Ungarischen Olympiakomitees erhalten. (Laut einem ungarischen Musiker, der für Index.hu [hu] kommentiert, war die Hymne, die während Szilágyis Medaillenzeremonie gespielt wurde, an einigen Stellen in einer viel höheren Tonhöhe als das Original abgespielt worden. Das ungarische Team hat das Londoner Organisationskomitee für die Olympischen und Paralympischen Spiele (LOCOG) darum gebeten, die Hymne in zukünftigen Goldmedaillenzeremonien anders abzuspielen, und das Komitee hat zugestimmt.)

Fünf Tage vor der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele versuchte der Blogger Medeaeva, die Aufmerksamkeit [hu] auf den verhältnismäßig niedrigen Anteil offizieller ungarischer Social-Media-Berichterstattung über den Event zu lenken, in der Hoffnung auf eine Steigerung in den künftigen Tagen:

[…] Es ist einfach im Interesse der Athleten, Fans und besonders der Sponsoren, eine hohe Aktivität auf ihren offiziellen Kanälen zu haben. Offizielle Kanäle, von denen wir jetzt insgesamt 1,5 haben: Die FB-Seite des Ungarischen Olympiakomitees–HOC, auf der die Meldungen der HOC-Website ohne Kommentar geteilt werden (423 ‘Gefällt mir’) und die bislang ziemlich billig aussehende (ich hoffe, dass sie nicht vom HOC oder dem MTVA betrieben wird) “Lasst uns das ungarische Team anfeuern” -Seite (290 ‘Gefällt mir’). Das ist alles. Nichts. Null. Gar nichts. Nicht die Bohne. Die Präsenz der ungarischen Athleten in den Sozialen Medien ist auf krankhaftem Niveau. Sogar die Seite des Wasserpolo-Teams, die ich mir in letzter Hoffnung angeschaut habe, war enttäuschend. (Im Grunde kann man sie nur finden, wenn man sehr nach ihr sucht. :-/) Das IOC hat eine ziemlich verlockende Website aufgestellt, die auch verwendet werden könnte. […]

Laut den Socialbakers’ stats gibt es etwa 4,5 Millionen ungarische User auf Facebook. Bei Erscheinen dieser Meldung hat das Ungarische Olympiakomitee 1279 ‘Gefällt  mir’, “Lasst uns das ungarische Team anfeuern” hat 687 ‘Gefällt mir’, und das Wasserpolo-Team konnte schon 15.706 ‘Gefällt mir’ verbuchen.

Ágnes Urbán äußerte in ihrem Blog Standards Media Monitor Beunruhigung über diese der Realität widersprechenden Fakten. Laut einer Pressemitteilung hat der Medienfonds MTVA -Ungarns öffentlich-rechtliche Mediengruppe- eine 72-köpfige Crew aufgewandt, um Fernseh- und Radioshows über Olympia zu produzieren, sowie Webseiten und Apps, und sogar eine 3D-Ausstrahlung wurde angekündigt. Urbán schrieb [hu]:

[…] Es ist geradezu unverständlich, wie die Sozialen Medien aus dieser großen Aufbereitung herausgehalten wurden:  Es hätten noch nicht einmal große Mengen an Geld investiert werden müssen. Aus dem produzierten Inhalt und den ständig hereinkommenden Meldungen hätten ein oder zwei Kollegen, die in dem Schreibstil sozialer Kommunikation versiert sind,  eine populäre Nachrichtenquelle während der Spiele schaffen können. Verglichen dazu hat es das olympische Team der MTVA nicht geschafft, auf Twitter und Tumblr zu erscheinen, und die Facebook-Präsenz von MTVA Sport ist, um das mindeste zu sagen, schwach. Während diese Zeilen am dritten Abend der Olympischen Spiele geschrieben werden, hat die “offizielle Sportseite des MTVA” gerade einmal 2000 ‘Gefällt mir’ erhalten, was quasi von jeder xbeliebigen Sportseite erreicht wird, die sich mit beliebten Themen wie Olympia befasst. […]

Telefonközpont [hu], ein Blog über Telekommunikation im digitalen Zeitalter, führt bis zum Ende der Spiele eine Befragung [hu] auf seiner Facebookseite durch, wie die Ungarn die Nachrichten über die Olympischen Spiele 2012 in London verfolgen. Bislang nehmen Presse und Fernsehen die Führung ein, und Facebook ist auf Platz 3.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Olympia 2012 in London.

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