Vor Ort: Explosionen und Schüsse im Dolmabahçe Palast (Istanbul)

The peaceful exterior of the Dolmabahçe Palace. Photo by Jack Hennessy.

Die friedliche Außenfassade des Dolmabahçe Palastes. Foto von Jack Hennessy.

Dieser Partner-Post wurden von Jack Hennessy verfasst und ursprünglich vom Global Student Square veröffentlich. Die Wiederveröffentlichung wurde genehmigt. 

Angeblich wurden bereits zwei Bewaffnete festgenommen, nachdem am Donnerstag aus dem Dolmabahçe Palast in Istanbul Schüsse und eine Explosion zu vernehmen waren. Der Palast ist eine beliebte Touristenattraktion und der Sitz des türkischen Premierministers Ahmet Davutoglu.

Die ängstliche Menge flüchtete durch die Tore in die Straßen, nachdem zwei Angreifer eine Blendgranate warfen und mehrere Runden aus ihren Automatikgewähren abschossen. Angeblich wurde dabei auch auf die Polizisten, die vor der Sehenswürdigkeit aus osmanischer Zeit Wache standen, gezielt. Die Polizei sperrte den Tatort umgehend ab.

Die Nachrichtenagentur Associated Press berichtete von einem leicht verletzten Polizisten.

Obwohl bisher noch keine Organisation die Verantwortung für den Angriff übernommen hat, berichtete, nach Angaben der Associated Press, die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu News, dass die Angreifer Mitglieder der Revolutionären Bürgerbefreiungsarmee (DHKP-C) seien. Die Zeitung The Guardian berichtet außerdem, dass die Nachrichtenagenturen sich auf Quellen innerhalb der Polizei berufen, die sagen, dass die DHKP-C für den Angriff verantwortlich ist.

Der Dolmabahçe Palast ist einer der noch wenigen, großartigen Überreste des Osmanischen Reiches in Istanbul. Mustafa Kemal Atatürk, der Gründer des modernen türkischen Staates, verstarb 1938 dort. Im Palast gibt es zwar eine Ausstellung für Touristen, doch in den anderen Arealen befinden sich Regierungsabteilungen, so auch der Sitz des türkischen Premierministers.

Dieser Vorfall ereignete sich inmitten der sich weiter zuspitzenden Anspannungen in der Türkei, denn der amtierende Präsident Reccip Tayyip Erdogan und seine Partei AKP führen weiter neue Offensiven gegen die Kurdische Armee im Norden Iraks und im Islamischen Staat in Syrien.

Image: Google maps

Bild: Google maps

Am Mittwoch erst wurden 8 Soldaten in Siirt, einer südöstlichen Region der Türkei, nahe der Grenze zu Syrien und dem Irak, durch eine Autobombe getötet. Laut BBC wurde der PKK die Schuld für diesen Angriff angelastet.

“Die Türkei befindet sich im Ausnahmezustand,” sagt Eyup Kabogan, ein 27-jähriger Kellner im Pierre Loti Hotel in Sultanahmet (Istanbul), etwa fünf Kilometer vom Palast entfernt. “Sogar ich muss aufpassen, wo ich hingehe, wenn ich jetzt auf die Straße gehe.”

“Ich bin Kurde, nur so nebenbei,” fügt Kabogan hinzu, “aber ich weiß, dass es auch andere Wege gibt, um (politische) Veränderungen zu erreichen.”

Touristen sollten sich von überfüllten Plätzen und Polizeistationen fernhalten, warnt uns Kabogan, obwohl er auch sagt, dass Terrororganisationen “nicht die Touristen ins Visier nehmen, sondern die Sicherheitsbeamten.”

Die politische Landschaft der Türkei befindet sich im Wandel, nach Davutoglus Versuche von letzter Woche, eine Koalition mit Machtaufteilung zu schaffen. Am Donnerstag übergab er den Regierungsbildungsauftrag an Erdogan, schon weit vor den im November erwarteten Wahlen.

“Ich weiß gar nicht, was ich (über die heutige Attacke) sagen soll,” so der 21-jährige Türke Berk Coker, ein aufstrebender junger Student an der Stanford Universität (USA).

Als Student der Computerwissenschaften plante Coker, nach dem Abschluss seines Praktikums als Softwareentwickler in San Francisco diesen Sommer, nach Hause zu fliegen.

“Wie sich auch durch die Angriffe und die noch immer unsichere Koalition zeigt, ist das politische Klima sehr angespannt und macht die Türkei damit zu einem unsicheren Reiseland,” meint Coker.

Als Antwort auf die steigende Gewalt hat die Regierung Erdogans, laut der Zeitung The Telegraph, bereits mehr als 2.000 angebliche Mitglieder des IS, der PKK und der DHKP-C festgenommen.

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