“Dies ist nicht unser Krieg”: Pakistaner wollen mit Saudis im Jemen nichts zu tun haben

Citizens staged a protest against the involvement of Pakistan in the current Saudi-Yemen dispute, during a demonstration in Karachi. Image by ppiImages Copyright Demotix (6/4/2015)

Während einer Demonstration in Karatschi protestieren Bürger gegen eine Teilnahme Pakistans an dem gegenwärtigen Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen. Foto: ppiImages, Copyright Demotix (6/4/2015)

Dieser Beitrag erschien im Original bereits am 10. April 2015.

Nach tagelangen Debatten hat Pakistans Parlament einstimmig eine Resolution angenommen, wonach “Pakistan im Jemen seine Neutralität bewahren sollte”. Das bedeutet, Pakistan wird seine militärische Macht nicht in die von Saudi-Arabien angeführte Militäroffensive gegen Huthi-Kämpfer einbringen, die seit Januar weite Teile des Jemen kontrollieren.

Gut gemacht Pakistans Parlament, die Regierung zu bitten im Jemen-Konflikt völlig neutral zu bleiben.

Saudi-Arabien hatte Pakistan formell aufgefordert, sich an dem Kraftaufwand im Jemen zu beteiligen und brachte damit den demokratisch gewählten Premierminister Nawaz Sharif innenpolitisch in eine schwierige Zwickmühle.

Die Anfrage der Saudis folgte auf Berichten, die darauf hindeuteten, dass Pakistan an dem Kampf zwar nicht teilnimmt, aber Saudi-Arabien im Falle eines Falles bei der Verteidigung seines eigenen Territoriums beistehen würde.

Der in seiner dritten Amtszeit regierende Premierminister Sharif unterhält gute Beziehungen zum saudischen Königshaus. Er war dort im politischen Exil zu Gast, nachdem 1999 seine Regierung durch einen Staatsstreich gestürzt worden war. Der überwiegend sunnitisch geprägte Golf-Staat Saudi-Arabien ist ein langjähriger Verbündeter von Pakistan und der wichtigste Geldgeber des mehrheitlich sunnitischen Pakistans; im Jahre 2014 gaben die Saudis umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar.

Auf Antrag der größten Oppositionsparteien berief Sharif am 6. April das Parlament zu einer Plenarsitzung ein. Die pakistanische Öffentlichkeit hat unverhohlen den Krieg verurteilt und jede Einmischung durch Pakistan abgelehnt: “Dies ist nicht unser Krieg” ist ein gängiger Ausspruch, der im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und an den Teeständen zu hören ist.

Der Verkaufstrainer Ashraf Chaudhry behauptet bei Facebook, dass man den Pakistanern sechs Lügen aufgetischt habe, um den Angriff auf den Jemen zu rechtfertigen und wegen Saudi-Arabiens Aufruf pakistanische Truppen entsenden zu können.

Malik Siraj Akbar, ein pakistanischer Journalist und Aktivist erörtert in einem Blogbeitrag unter der Überschrift “Pakistans Jemen-Spiel”, dass Pakistan sich bei einem Beitritt zur acht Nationen umfassenden Militärallianz schuldig machen würde:

While some see the crisis in Yemen as a proxy battle between the Sunni and Shia camps led respectively by Saudi Arabia and Iran, the people in Pakistan have already seen the glimpses of this war, although in a different form, for nearly three decades. The Pakistan-based religious schools, which are allegedly substantially funded by Saudi Arabia and several other oil-rich Arab states, have been blamed for churning out Islamic terrorists and providing sanctuary to similar local and foreign fugitives. In addition, hundreds of Shias are killed each year in Pakistan in sectarian violence.

Während einige Leute die Krise im Jemen als einen Stellvertreterkrieg zwischen den Hochburgen der Sunniten und Schiiten betrachten, der von Saudi-Arabien und dem Iran ausgefochten wird, konnten die Menschen in Pakistan in den zurückliegenden dreißig Jahren ein ziemlich gutes Gefühl für derartige Auseinandersetzungen bekommen, wenn auch in anderer Form. Den in Pakistan ansässigen Koranschulen, die angeblich im Wesentlichen durch Saudi-Arabien und andere reiche arabische Ölförderländer finanziert werden, ist vorgeworfen worden, sie würden am laufenden Band islamistische Terroristen produzieren und eine Zuflucht für entsprechende in- und ausländische Flüchtlinge bieten. Ergänzend sei bemerkt, dass in Pakistan jedes Jahr hunderte Schiiten durch konfessionell motivierte Gewalttätigkeiten umkommen.

Die entfernte Möglichkeit, dass pakistanische Truppen entsandt werden, hat einen enormen politischen Druck durch Parteien und die Zivilgesellschaft ausgelöst. Die Partei des vom Kricketspieler zum Politiker mutierten Imran Khan, die Pakistanische Tehreek-i-Insaaf (PTI), zog nach einem sechsmonatigen Boykott wieder in das Parlament ein und nahm am Montag an der Plenarsitzung zu diesem Thema teil.

Der politische Karikaturist Sabir Nazar porträtierte die Parlamentsdebatte in einem Cartoon, der von Khurram Zaki auf Facebook geteilt worden ist:

Pak-Saudi ties on Yemen Sabir Nazar

Posted by Khurram Zaki on Friday, April 3, 2015

Pak-Saudi Bindung wegen des Jemens, Sabir Nazar

Angehörige der Zivilgesellschaft wenden sich gegen Pakistans Einbindung in den Konflikt und initiierten über Change.org eine Onlinepetition:

We are already cleaning the mess created in 1970's. It's been four decades and another century and it doesn't seem to end. We have already lost thousands and thousands of Pakistanis because of policies of the few. We are a much informed and politically engaged nation now and we will not let our government fight other's wars. We will not let our forces to get dragged in the self-created mess of Middle East. PM Nawaz Sharif don't try to pay back to Saudi Arabia at the expense of 180 million people.

Wir haben immer noch mit dem Chaos zu tun, das 1970 angerichtet worden ist. Es ist vier Jahrzehnte her und ereignete sich in einem anderen Jahrhundert, scheint jedoch nie zu Ende zu sein [Abspaltung Bangladeschs nach annulierten Wahlen, bei denen die Awami-Liga über die Muslim-Liga siegte]. Wir haben tausende und abertausende Pakistaner verloren, nur wegen der taktischen Manöver von einigen wenigen. Wir sind jetzt eine gut informierte und politisch lebendige Nation und wir werden es unserer Regierung nicht gestatten, den Krieg der Anderen auszutragen. Wir werden es nicht zulassen, dass unsere Streitkräfte in das selbstverschuldete Durcheinander im Mittleren Osten hineingezogen werden. Premierminister Nawaz Sharif versucht nicht, Saudi-Arabien zulasten von 180 Millionen Menschen zu entschädigen.

Auch bei Twitter haben sich Leute gegen solche Ideen ausgesprochen:

Nur wenige Tage vor dem 10. April, bevor Pakistan sich zur Wahrung seiner Neutralität durchringen konnte, sagte Pakistans Premierminister, dass sein Land “keine Eile” habe, den einen oder den anderen Weg einzuschlagen.

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