Griechen sehen nach der Wahl von Syriza neuen Grund zur Hoffnung

"Hope is coming" and "Hope has won": SYRIZA motto before elections (left) and the message after the winning elections of January 25 (right). Source: SY.RIZ.A. official Facebook page

“Die Hoffnung kommt” und “Die Hoffnung hat gewonnen”: SYRIZA's Motto vor den Wahlen (links) und nach dem Wahlsieg am 25. Januar (rechts). Quelle: SY.RIZ.A. offizielle Facebook Seite

Am 25. Januar, um ungefähr 19 Uhr zeigten die Hochrechnungen einen klaren Sieg für  die linke Partei Syriza in Griechanlands vorgezogenen Wahlen. Davor hatte das griechische Parlament es versäumt, genügend Stimmen für einen einzigen Kandidaten aufzubringen um ein neues Staatsoberhaupt zu wählen. Und die Nachricht der Partei nach den Wahlen? “Die Hoffnung hat gewonnen.”

Kurz nach dem historischen Wahlsieg feierten die Menschen die Neuausrichtung der griechischen Politik auf den Straßen Athens. Zum ersten Mal in der griechischen Geschichte seit dem Übergang zur Demokratie 1974 (bekannt als Metapolitefsi), ist die politische Linke in das Parlament eingezogen und Griechenlands größte Parteien, PASOK und Neue Demokratie, nicht. 

Leute versammeln sich vor der Universität Athen, um Alexis Tsipras Rede zu hören.

Die Schuldenkrise hat Griechenland hart getroffen und das Land war wie gelähmt durch den Einschränkungen die unter der sogenannten Troika– die Europäische Zentralbank, die Europäische Komission und der Internationale Währungsfonds — als Teil der zwei Rettungspakete die Griechenland erhielt, vorgeschrieben wurden.

Für viele Griechen bedeutet die Wahl Syrizas die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. 

‘Die Regierung hat keine Angst vor ihren Bürgern’ 

Syriza bildet nun zusammen mit den Unabhängigen Griechen (AN.EL.) die Regierung, eine konservativ-populistische rechtsorientierte Partei, die gegen das Referendum ist. Dies bezieht sich auf das Memorandum, unterschrieben von der griechischen Regierung und der Troika, welches die finanziellen Bedingungen beschreibt, die das Land erwartet wenn sie die Rettungspakete erhalten.

Die Partei hat seitdem begonnen ihren Wahlversprechen nachzukommen. In den sozialen Medien zeigten sich viele Nutzer optimistisch. @kotsos43 sendete einen Tweet zu dem neuen Premierminister Alexis Tsipras:

Zum ersten mal seit den letzten fünf Jahren habe ich nicht einen einzigen Cent in meinen Taschen, aber ich bin sehr stolz. Bravo, mach weiter und verdrück dich nicht.

Dagegen twitterte @adiasistos seine Beobachtungen der vorherigen Regierungen: 

Beispiellos und nicht akzeptabel:[die neue Regierung] besteht darauf, das zu tun was sie vor den Wahlen versprochen haben.

Eine der ersten Aktionen der neuen Regierung war es, die eisernen Gitter vor dem Parlament in Athen zu entfernen. “Die Regierung hat keine Angst vor ihren Bürgern”, sagte Giannis Panousis, stellvertretender Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz. Die eisernen Gitter wurden im Jahr 2011 aufgestellt, als Antwort auf Proteste die im Zentrum von Athen stattfanden. Seitdem wurden sie nicht mehr entfernt. Der symbolische Akt war das erste Versprechen, das von der neuen Regierung in die Tat umgesetzt wurde. 

Hier sehen Sie ein Foto des Monument des Unbekannten Soldaten vor dem griechischen Parlament, ohne Gitter, hochgeladen von dem Twitter Account Dromografos:

Das Monument des Unbekannten Soldaten ist auch geöffnet

Journalist Corina Vasilopoulou schrieb:

Ich sehe, dass die Gitter vor dem Parlament nun abgebaut sind und ich kann meinen eigenen Augen kaum glauben. :-))

Dagegen scherzte Nutzer @iKantTweet:

Die Gitter vor dem Parlament wurden entfernt. Die Bürger sind nicht mehr geschützt…

Am gleichen Tag kündigte der stellvertretende Minister Panousis an, dass die Polizeiwagen aus dem Viertel Exarchia, einem “Ghetto” mit intensiver Polizeipräsenz, geräumt werden.

Twitter-Reaktionen blieben allgemein sehr humorvoll. Nutzer @periklisp87, ein Mitglied von Syriza, schrieb:

Ich stimme der Entscheidung nicht zu, die Polizei aus Exarchia abzuziehen. Sie ist Teil der lokalen Architektur. Es ist wie Paris ohne den Eifelturm.

Die neue Regierung wurde auch schon härteren Tests unterzogen. Am 31. Januar marschierte die rechtsradikale, nationalistische Partei Golden Dawn in Athen auf. Sie starteten am Rigillis Platz, in Erinnerung an die Imia Krise und dem griechischen Helikopterunfall im Jahr 1966, verursacht durch Schüsse der Türkei.  Davor demonstrierte die antifaschistische Bewegung auf dem Omonoia Platz gegen Golden Dawn. 

Die Polizeipräsenz war sehr diskret. Die Polizisten trugen keine Waffen und die Spannungen schlugen nicht in Gewalt über. Es war das erste Mal in Jahren, dass Demonstrationen ohne eine intensive Polizeipräsenz abgehalten werden konnten, die nicht vor Gewalt gegen die Demonstranten zurückschrecken. So regierte man in den sozialen Medien: 

Anti-Faschisten und Dawn Mitglieder demonstrierten heute in Athen…und es gab gar keine Vorfälle! Verstehst du nun wer Athen so viele Male verbrannt hat?

Ohne MAT [Bereitschaftspolizei]

Twitter Nutzer @n_skyftoulis schrieb:

Ein schöner Tag heute. Wir waren bei den Demonstrationen und sahen keine Polizisten. Sie haben uns nie respektiert. Das wurde heute bewiesen.

Wohingegen Nutzer @menacius hervorhebt:

Athen wandelt sich von einer polizeistaatlichen Stadt zu einer Demokratie.

Eine spätere Demonstration am fünften Februar in Athen gegen die Entscheidung der Europäischen Zentralbank die griechischen Anleihen nicht als Tausch für weitere Finanzierung zu akzeptieren, hat den Punkt bestätigt. Die Bürger nahmen an einer friedlichen Demonstration Teil und zeigten, dass die Gitter niemals nötig gewesen wären.

Unprecedented rallies in #Greece: Pro-government! Police nowhere to be seen #syriza pic.twitter.com/fn0tKKxHtR

— Άρης Πορνοστάρλετ (@Arhsx) February 5, 2015

Beispiellose Kundgebungen in Griechenland: Pro-Regierung! Die Polizei ist nirgendwo zu sehen

 

V für Varoufakis

Der neue Wirtschaftsminister Yanis Varoufakis weigerte sich mit der Troika, während seinem offiziellen Treffen mit dem Chef der Eurogruppe Jeroen Dijsselbloem am 30. Januar, zu kooperieren. Das griechische Twitter war voll von Kommentaren: 

Mach weiter so, Yanis.

@giuseppe_vieri parodierte den Liedtext von “the roof is on fire” als Verweis auf den Minister: 

Varouf Varouf Varouf is on fire #varoufakis_songs

@Krogias wies auf Varoufakis’ Ähnlichkeit zu Star Trek's Charakter “Spock”:

Varoufakis besänftigt Bänker, Märkte, Troika und Eurogruppe.

Die Facebook Seite “V for Varoufakis”, ein Verweis auf den Film “V für Vendetta”, die extra dem Wirtschaftsminister gewidmet wurde, erreichte innerhalb einer Woche mehr als 57.000 Fans.

    Satirical Facebook page dedicated to new Greek Financial Minister, Yanis Varoufakis. Screenshot from Facebook.

Satirische Facebookseite, dem neuen Wirtschaftsminister Griechenlands Yanis Varoufakis gewidmet. Quelle: Bildschirmabdruck.

Andere betonten, dass dieses das erste Mail sei, dass die griechische Regierung aktiv die Verhandlungen der Schuldenkrise mitgestalte. Die vorherigen Regierungen hatten sich den ausländischen Befehlen meist untergeordnet. Journalist Kostas Vaxevanis kommentiert:

Was sie hier sehen, nennt sich “Verhandlungen”. Oh, und diejenige die es macht ist die griechische Regierung.

Twitter Nutzer Gath empfiehlt dem Premierminister neue Wahlen anzukündigen, damit er noch mehr Wählerstimmen gewinnen kann:

Alexis, gehe zu den Wahlen nächste Woche, erreiche 60% und mach uns alle verrückt, mein Junge ;-)

Politischer Eid und keine Krawatte 

Premierminister Alexis Tsipras, ein bekennender Atheist, verbuchte eine weitere Premiere mit seiner Entscheidung einen politischen Eid abzulegen, anstatt eines traditionell religiösen Eides. Es gab ganz unterschiedliche Reaktionen. Einige — vor allem seine politische Opposition — fand die Entscheidung inakzeptabel, während andere gar nicht betroffen waren oder seiner Entscheidung zustimmten.

In den sozialen Medien kommentierten die Nutzer auch die Entschidung der Minister, mit ein paar Ausnahmen, Krawatten zu tragen.

In Griechenland sind die “Nicht-Krawatten” an der Macht. 

Ich freue mich schon auf die Bekanntmachung der Neuen Demokratie Partei, nachdem Tsipras ohne eine Krawatte erschienen ist [Neue Demokratie hat zuvor eine Bekanntmachung veröffentlicht, indem sie sich über das Fehlen des religiösen Eides des Premierministers beschwerten]

Wir sind Zeuge eines historischen Moments. Erstes Mal: politischer Eid. Erstes Mal: Premierminister ohne Krawatte. Erster Mal: Einige haben sich in die Hosen gemacht. 

Was für eine Dekadenz! Tsipras wurde als Premierminister eingeschworen, mit politischen Eid und ohne Krawatte. Wo soll es mit diesen Land bloß noch hinführen?

Tatsächlich hat der italienische Premierminister Matteo Renzi Alexis Tsipras auf einem Meeting eine Krawatte geschenkt. Der griechische Premier hatte zuvor erwähnt, dass  er nur eine Krawatte tragen wird, wenn es auch einen “Haarschnitt” in den politischen Debatten geben wird. 

Jetzt wo die neue Regierung ihre Wahlversprechen einlösen wird, ist sicher dass in Zukunft viel passieren wird. Twitter Nutzer @menacius unterstreicht:

Politik mit Syriza ist sogar spannender als House of Cards [TV Serie]!

Wird die Regierung es schaffen all ihre Wahlversprechen einzulösen? Nur die Zeit wird dies sagen können. Bis dahin scheint es so, dass die Griechen ein wenig Hoffnung, Würde und Optimismus zurückerlangt hätten.

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