Netflix kommt nun auch nach Kuba — Aber gibt es überhaupt Kunden?

Yara Cinema in downtown Havana. Photo by Sandino235 via Wikimedia (CC BY-SA 2.5)

Das Yara Kino in Havana. Foto von Sandino235 via Wikimedia (CC BY-SA 2.5)

Netflix kündigte heute an, dass “Kubaner mit Internetanschluss und Zugang zu internationalen Zahlungsmethoden in Zukunft die Möglichkeit haben werden, sich bei Netflix anzumelden und ausgewählte Filme und Serien zu sehen.” Dem Unternehmen ist aber anscheinend nicht bewusst, dass auch die Kubaner mit Internetanschluss oft eine sehr schwache Verbindung haben, die nicht ausreicht, online Videos anzuschauen. Zudem haben sie keine Kredit- oder EC-Karten, mit denen sie bezahlen könnten.

Die benötigte Breitbandverbindung, um Filme und TV-Serien über Netflix abzuspielen, ist 0,5 Megabits pro Sekunde und die empfohlene Geschwindigkeit 1,5 Megabits pro Sekunde. Die Universität von Havanna verteilt zum Beispiel täglich 18 Megabits pro Sekunde an mehr als 6000 Studenten. Yudivián Almeida, Professor an der Fakultät für Mathematik und Informatik, berichtet Global Voices, “es ist möglich, Netflix nach 18 Uhr zu schauen, wenn der Großteil der Studenten den Campus verlassen hat.”

Die meisten Kollegen in Kuba schaffen es, Internetzugang für Professoren und Studenten zu schaffen, indem sie die Online-Zeit und das Datenvolumen pro Nutzer limitieren. Zum Beispiel kann ein Professor nur 80 MB an Daten pro Monat herunterladen. Mit all den Angeboten, die das Internet Wissenschaftlern auf Universitätsniveau bietet, ist es kaum vorstellbar, dass diese ihre Internetverbindung nutzen würden, um einmal pro Monat die Hälfte einer TV-Serie anzuschauen.

Die neuesten Statistiken des kubanischen Amtes für Statistik und Informationen für das Jahr 2013 zeigen, dass nur 26 Prozent der kubanischen Bevölkerung Zugang zum Internet oder einem Heimnetzwerk hat, welches das Nutzen von E-Mails und von Webseiten erlaubt, die in Kuba registriert sind. Dies ist eine der niedrigsten Internet-Penetrationsraten in ganz Lateinamerika und der Karibik. Die Statistiken zeigen auch, dass auf 1000 Bürger nur 90 Computer kommen.  

Kubas Internetpolitik erlaubt den privilegierten, freien Zugang an Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber beschränkt den Zugang für Privatpersonen mit sehr hohen Preisen im Vergleich zum Durchschnittseinkommen. Eine Stunde Internetsurfen kostet 4,00€ (4,50 US$) und nur 60 Cent, wenn es auf nationale Webseiten beschränkt ist. Weniger als ein Prozent der lokalen Bevölkerung hat Internetzugang zu Hause, und kaum eine ist schnell genug, um Videos zu streamen oder herunterzuladen.

Um Netflix zu nutzen, müssen kubanische Abonnenten auch Zugang zu “Internationalen Zahlungsmethoden” haben. Aber die meisten Kubaner haben keine Kredit- oder EC-Karte und können auch kein PayPal nutzen. Als Teil der erneuerten Beziehungen zwischen den Ländern hatte Barack Obama letzten Dezember versprochen, dass US-Staatsangehörige bald US-Kreditkarten auf der Insel nutzen können. Aber bisher gab es noch keine Anzeichen, dass dies in nächster Zeit auch für Kubaner möglich ist.

Der Mitbegründer von Netflix und Geschäftsführer Reed Hastings sagte, dass “wir erleichtert sind, nun Netflix auch endlich für die Menschen auf Kuba anzubieten und ihnen so den Zugang zu Geschichten aus aller Welt zu ermöglichen.” Aber wenn sie überhaupt jemanden erreichen, dann sind es wahrscheinlich ausländische Touristen, die in Luxushotels untergekommen sind, welche über eine Breitbandverbindung verfügen.

Hastings erwartet auch, dass es ihm bald möglich sein wird, dem globalen Publikum von Netflix mit über 57 Millionen Mitgliedern die Werke kubanischer Filmemacher zu zeigen. Obwohl dieser Teil der Bekanntmachung für relativ wenig Aufsehen in den Medien gesorgt hat, ist es vielleicht das realistischste [und lobenswerteste] Ziel für Kuba, zumindest vorübergehend.

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