Ein wenig “Zeit passieren” (Zeit totschlagen)? Verschärfe Deinen Wortschatz mit #IndianEnglish

An example of Indian English - no sense of punctuation! Image from Flickr by user AK. CC BY-NC-ND 2.0.

Foto via Flickr von AK. CC BY-NC-ND 2.0.

Alle Links in diesem Artikel führen, soweit nicht anders gekennzeichnet, zu indisch-englischsprachigen Webseiten.

Als im letzten Monat der Twitter-Hashtag #IndianEnglish ein Trend [en] zu werden begann, war die heranströmende Flut der von Indern gesendeten Tweets, die humorvolle Beispiele ihrer einzigartigen Ausprägung des Englischen gaben, für mehr als nur ein kurzes Lachen gut (ja, man konnte sich beim Scrollen durch die Timeline nicht halten vor Lachen). 

Außerdem bot es einen flüchtigen Blick auf ein Indien, das sich heute ziemlich eigenwillig und dreist weigert, das Englisch der Königin zu sprechen. Eine wachsende Anzahl von Indern trachtet zwar danach, auf Englisch zu sprechen und verstanden zu werden, aber sie haben weder die Geduld noch die Gelegenheit, die letzten Feinheiten, die das britische oder amerikanische Englisch charakterisieren, in sich aufzusaugen. Stattdessen machen sie frisch von der Leber ihre eigenen Regeln. 

Lol über den #indianenglish Trend. Die Leute spucken tatsächlich die Wahrheit aus. Das heißt, wie sie in ihrem Alltag wirklich reden.

Liebt es, hasst es oder macht es lächerlich. Das indische Englisch hat eine Bedeutung, die nicht zu leugnen ist. Indien steht mit 125 Millionen [en] an Nummer zwei der Englisch sprechenden Weltbevölkerung, nach den USA mit 298 Millionen [en] und diese Zahl wird erwartungsgemäß weiter wachsen. Sogar wenn die bildungsbürgerliche “Englisch-gebildete” Elite Indiens ihre Nasen über diese Indienismen rümpfen, gewinnt das indische Englisch weiter an Popularität, Akzeptanz und Schwung. Einige Wörter haben es sogar geschafft, sich in das heilige Buch hineinzuschlängeln, in das Oxford Englisch Wörterbuch. Zu diesen Wörtern gehören solche wie “badmash” (von bösartig bis schurkenhaft könnte es alles bedeuten) und “prepone” [vorverlegen] (das Gegenteil von postpone [aufschieben]). 

In der Tat, seit den Tagen der britischen Kolonialherrschaft hat Indien viele neue Wörter und Redewendungen zum englischen Wortschatz beigesteuert [en], wie Shampoo und Juggernaut. Heute geht es andersherum. Anstatt bloß indische Wörter ins Englische einzuführen, denken sich Inder ihre eigenen englischen Formulierungen und Redewendungen aus. 

Poster inside a bus in Hyderabad, India, provides an Interesting example of #IndianEnglish. Image by Aparna Ray

Plakat, das in einem Bus in Hyderabad zu sehen war –  eine #IndianEnglish Mutation von Thank You. Das “Q” nimmt sich im Grunde einen Strich des K von Thank und fügt ihn fröhlich dem You hinzu. Foto von Aparna Ray.

Der Hashtag #IndianEnglish hat viele solcher Beispiele zutage gefördert, so wie man auf die ganz besondere indische Art beschreibt, wenn jemand seine oder ihre eigene Zeit verschwendet:

“Ich lasse Zeit passieren” #IndianEnglish

Dieser Ausdruck mit der Bedeutung “hoffnungslos” oder “nicht mehr zu helfen” erfordert vermutlich eine Erklärung, wenn er in einem nicht-indischen Umfeld verwendet wird, twitterte die Bloggerin und Podcasterin Kamla Bhatt:

Bin raus. Das habe ich vergangene Woche in einem Satz benutzt und musste meinem amerikanischem Gesprächspartner erklären, was es bedeutet #indianenglish

Einige Inder würzen ihr Englisch mit Wörtern aus anderen Sprachen, so wie der unten stehende Tweet, in dem das auf Hindi geschriebene Wort  तो die englische Entsprechung für “wahrlich” ersetzt:

Ich bin तो sehr glücklich ;) #IndianEnglish

Andere übernehmen beim Übersetzen die Satzstruktur der Quellsprache unverändert. Dieser Satz auf Hindi (जब दो बड़े बात कर रहे हों, तो बच्चों को बीच में मुंह नहीं खोलना चाहिए) wird im Englischen zu:

Kleine Kinder sollten nicht öffnen ihre Münder mittendrin wenn zwei erwachsene Leute sprechen #indianEnglish

Einige andere weit verbreitete Beispiele dafür, in Hindi zu denken (oder sogar bengalisch), wenn man Englisch spricht, ist bei der Vorstellung von Personen zu beobachten. In Indien haben die Leute meistens zwei Namen: Einen Spitznamen (oder ihren Namen aus der Kindheit, von dem er manchmal liebevoll abgeleitet worden ist), der üblicherweise von der Familie und von Freunden benutzt wird, um die Person anzusprechen, sowie einen richtigen Namen (auch als “guter” Name bezeichnet), der bei offiziellen Gelegenheiten sowie im persönlichen Umgang gebraucht wird.

Also wird die Redewendung auf Hindi (आपके शुभ नाम क्या है?) oder auf Bengalisch (আপনার ভাল নাম কি?) im Englischen zu:

Wie ist dein guter Name? #IndianEnglish

Genauso wie bei den Englisch sprechenden Menschen an anderen Orten auf der Welt, kann die Abweichung zwischen der Aussprache eines Wortes und seiner Schreibweise auch in Indien zu drolligen Fehlern führen. Bei Twitter gepostete Fotos mit Bilderfolgen, Symbolen und anderen Drucksachen aus dem ganzen Land:

“Have a fosfuhrahi new year” und eine Auswahl anderer urkomischer Formulierungen auf Twitter

Warum Briefe mit Verspätung ankommen #IndianEnglish

Auf Facebook warf Bharat Pathiabadi einen nicht ganz erst gemeinten Blick auf das indische Englisch. “Die Daseinsberechtigung für das indische Englisch: Die Briten haben unser Vaterland vermasselt, wir vermasseln ihre Muttersprache”, schrieb sie.

Aber nicht jedem gefällt dieser Hashtag. Einige dachten, er wirft ein schlechtes Licht auf Indien. “Ihr Jungs macht euch absichtlich über Leute lustig, die #IndianEnglish sprechen”, beobachtete [en] die selbsternannte SAP-Software-Kanone @Ace_Of_Pace.

Euch Sprachpuritanern da draußen drehen wir eine lange Nase: Die kompromisslose Respektlosigkeit der #IndianEnglish sprechenden Massen kann am besten zusammengefasst werden in diesem humorbeladenen Beitrag der Bloggerin Gauri, auch bekannt als ‘litterateuse’. Offen und selbstbewusst verkündet sie auf Indisch-Englisch, wir sind wer wir sind:

No apologies, we’re Indian – and so is our English. What to do? We are like that only!

Keine Ausflüchte, wir sind indisch – und so ist unser Englisch. Was tun? Nur wir sind wie das!

An diesem Beitrag hat Aparna Ray mitgeschrieben.

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