Diese Ägypter sagen Nein zur Wehrpflicht

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“Nein zur Wehrpflicht. Nein zum System der Sklaverei und zu Zwangsarbeit.” Von der Facebookseite der Kampagne “Nein zur Wehrpflicht”.

Ägypterinnen und Ägypter zeigen öffentlich ihre Unterstützung für die Aktivistinnen und Aktivisten, die sich mit einer Kampagne für ein Ende der militärischen Dienstpflicht oder Wehrpflicht in Ägypten einsetzen.

Die meisten ägyptischen Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren müssen bis zu drei Jahre lang dem Militär dienen, wobei die Dauer der Wehrpflicht von der Ausbildung und Stellung abhängt. Ausnahmen werden erteilt für Männer unter bestimmten medizinischen Umständen oder in besonderen familiären Verhältnissen.

Herzstück der Kampagne ist die Facebookseite “Nein zur Wehrpflicht” [en], die ein ägyptischer Aktivist eingerichtet hat. Die Seite hat bereits tausende Likes und rief Ägypterinnen und Ägypter letzte Woche dazu auf, über Blogs, Twitternachrichten und das Teilen ihrer Fotos zu zeigen, dass sie die Kampagne unterstützen.

Die Kampagne der Aktivistinnen und Aktivisten ist inspiriert vom Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung, der jedes Jahr am 15. Mai ist. Kriegsdienstverweigerung bedeutet, jedwede Teilnahme am Militärdienst und den damit verbundenen Tätigkeiten abzulehnen. Bei einigen geht das auf den Glauben oder die Religion zurück, wie im Fall der Zeugen Jehovas. Andere können die Wehrpflicht nicht mit ihrer pazifistischen Überzeugung und der Ablehnung von Militarisierung und Kriegen vereinbaren. Das weltweit aktive, pazifistische Netzwerk War Resisters’ International [die Internationale der Kriegsdienstgegnerinnen und Kriegsdienstgegner] stellt fest, der 15. Mai biete Aktivistinnen und Aktivisten eine gute Gelegenheit, für Kriegsdienstverweigerung als eine Form gewaltfreien Widerstands zu werben und es als ein Instrument einzusetzen, um Militarisierung in Frage zu stellen:

Hundreds of people worldwide are imprisoned for rejecting conscription, or leaving the armed forces having developed a conscientious objection to war.

Überall auf der Welt kommen Hunderte ins Gefängnis, weil sie den Kriegsdienst verweigern oder die Streitkräfte verlassen, da sie den Wehrdienst aus Gewissensgründen ablehnen. 

"I am against forced conscription because everyone has the right to refuse carrying weapons", photo shared by No for Compulsory Military Service Facebook page.

“Ich bin gegen die Wehrpflicht, weil es das Recht eines jeden Menschen ist, es abzulehnen, eine Waffe zu tragen.” Bild von der Facebookseite der Kampagne “Nein zur Wehrpflicht”.

Der Aktivist Ahmed Hassan, mit dem Global Voices bereits zuvor ein Interview geführt hat, in dem es darum ging, dass er die Teilnahme an militärischen Trainings an seiner Schule [en] verweigert hatte, veröffentlichte dieses Bild.

"I will not carry a weapon. I will not serve an institution that kills", photo shared by No for Compulsory Military Service Facebook page

“Ich werde keine Waffe tragen. Ich werde keiner Institution dienen, die tötet.” Bild von der Facebookseite der Kampagne “Nein zur Wehrpflicht”.

 

"I'm against forced conscription because humans are free , not obliged to your violence", photo shared by No for Compulsory Military Service Facebook page

“Ich bin gegen die Wehrpflicht, weil der Mensch frei ist und nicht zu eurer Gewalt gewzungen werden kann.” Bild von der Facebookseite der Kampagne “Nein zur Wehrpflicht”.

 

"Against forced conscription, because carrying guns is the defeat of humanity", photo shared by No for Compulsory Military Service Facebook page

“Gegen die Wehrpflicht, weil das Tragen einer Waffe die Menschlichkeit zunichtemacht.” Bild von der Facebookseite der Kampagne “Nein zur Wehrpflicht”.

Der Aktivist Mark Nabil berichtet auf seinem Blog davon, wie er vom militärischen Nachrichtendienst in Kairo verhört wurde. Nabil war zur Musterung und für die ärztliche Untersuchung zur Wehrdienststelle in Assiut gegangen. Er füllte dort einen Fragebogen aus, in dem nach seiner Meinung zur Stellung des Militärs und der Rolle des Militärs in der Politik Ägyptens gefragt wurde. Als er seine Ablehnung der Praktiken des Militärs kundtat, wurde er bedroht und zu einer Vernehmung gebracht.

Activist Mark Nabil in front of Military Intelligence HQ in Cairo following his interrogation, declaring his conscientious objection to military service, photo from his blog

Der Aktivist Mark Nabil vor dem Hauptsitz des militärischen Nachrichtendienstes in Kairo nach seiner Vernehmung. Er erklärt hiermit seine Kriegsdienstverweigerung. Foto von seinem Blog.

Der Twitternutzer Semary macht sich lustig über diejenigen, die einen Zwang zur Einberufung beim Militär befürworten, gleichzeitig aber versuchen, um ihren eigenen Wehrdienst herum zu kommen.

Wenn die Armee so schön ist, warum gratuliert ihr euch dann, wenn ihr befreit oder ausgemustert werdet? Wenn der Wehrdienst so charmant ist… und die Armee patriotisch, warum geht ihr dann nicht freiwillig?

Der Blogger Che Mottos schreibt in einem Beitrag auf seinem Blog [ar]:

ماذا لو كان هذا الشاب من الكارهين لأسلوب و طريقة إدرارة المؤسسة التى سوف يكون أحد رجالها حال إلتحاقه بـ الجيش و هى المؤسسة العسكرية ؟! ماذا لو كان هذا الشاب من الرافضين لـ تدخل هذه المؤسسة فى الحياة المدنية و السياسة المصرية ؟!

Was, wenn dieser junge Mann es hasst, wie und auf welche Art diese Institution geführt wird, von deren Männern er einer sein wird, wenn er einberufen wird, und damit meine ich die Institution des Militärs?! Was, wenn dieser junge Mann dagegen ist, dass diese Einrichtung in das zivile und politische Leben Ägyptens eingreift?!

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