Ein guter Tag, um Portugals Open Data Community zu stärken

A typical rabelo boat from Porto carrying the open data flag for the #OpenDataDay. Banner by Transparência Hackday.

Ein typisches Rabelo-Boot aus Porto. Es trägt die Open-Data-Flagge für den #OpenDataDay. Foto: Ana Carvalho / Transparência Hackday.

[Haftungsausschluss: Die Autorin dieses Artikels gehörte zu den Organisatoren der Veranstaltung.]

Alle Links in diesem Artikel führen, soweit nicht anders gekennzeichnet, zu englischsprachigen Webseiten.

Aus verschiedenen Städten Portugals kamen Pro-Transparenz-Aktivisten sowie Verfechter einer Anwendung von Technologien für Bürgerbelange zusammen und feierten den internationalen Open Data Day. Zu diesem Treffen, das am 22. Februar 2014 in Porto stattfand, hatte die Interessengruppe des Transparência Hackday [pt] eingeladen.

Den Samstagnachmittag widmeten Entwickler, Programmierer, Hacker, Medienleute und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes einem Erfahrungsaustausch über Transparenz sowie über die Erschließung bestimmter Datenbestände für die Öffentlichkeit.

Eine der Arbeitsgruppen beschäftigte sich mit dem lokalen Open Data Census der gemeinnützigen Open Knowledge Foundation. Dieser Census hat das Ziel, auf lokaler Ebene Daten zusammenzustellen, beispielsweise aus Fahrplänen, öffentlichen Haushalten und aus Messungen der Luftqualität:

We know there is huge variability in how much local data is available not just across countries but within countries, with some cities and municipalities making major open data efforts, while in others there’s little or no progress visible. If we can find out what open data is out there, we can encourage more cities to open up key information, helping businesses and citizens understand their cities and making life easier.

Wie wir wissen, gibt es große Unterschiede in der Verfügbarkeit lokaler Datenbestände. Nicht nur von Land zu Land, sondern sogar innerhalb eines Landes. Einige Städte und Gemeinden unternehmen große Anstrengungen, um ihre Daten nutzbar zu machen. Dagegen ist in anderen nur wenig oder gar kein Fortschritt zu sehen. Wenn wir herausfinden können, welche Daten es da draußen gibt, dann können wir auch mehr Städte ermutigen, zentrale Informationen transparent zu machenm, Unternehmen und Bürgern helfen, ihre Städte besser zu verstehen und somit das Leben zu erleichtern.

Am Ende dieses Tages hatten die Städte Coimbra und Porto ein ziemlich breites Spektrum an Informationen geboten. Die gemeinsam erstellte Dokumentation wird zur Aktualisierung von Datenbeständen verwendet, sobald die internationale Open Knowledge Foundation ihr Projekt für Portugal auf die Beine gestellt hat. 

Eine andere Gruppe nahm die Herausforderung der Open Food Facts an, Joghurt zu katalogisieren. Open Food Facts ist eine unabhängige, offene und von zahlreichen Unterstützern gemeinsam erstellte Datenbank für Nahrungsmittel aus aller Welt. Das Projekt “Was ist in meinem Joghurt?” basiert auf der Idee, an einem einzigen Tag aus so vielen Ländern wie nur möglich Nährwerte, Inhaltsstoffe und andere Daten zu diesem Milchprodukt zu sammeln. Die Portugiesen haben ihren Beitrag [pt/en] geleistet:

Wir haben unseren ersten Joghurt hinzugefügt! Es wird noch mehr kommen, sobald sich das Daten-Joghurt-Team die Hände dreckig macht!

Visuelle Inspiration

Pedro Cruz, Computerexperte und Wissenschaftler für Multimedia an der Universität Coimbra, zeigte seine künstlerischen Arbeiten zur Visualisierung von Daten. Diese Präsentation war das Sahnehäubchen der Veranstaltung.

The association for cultural intervention Maus Hábitos (Bad Habits) opened its door for the open data venue.

Die in Porto heimische Organisation für kulturelle Intervention Maus Hábitos [pt] [Unwirtliche Lebensräume] öffnete ihre Türen und stellte ihre Räumlichkeiten für den #OpenDataDay in Portugal zur Verfügung.


Die Reise begann mit Pedros zeitdynamischer Visualisierung historischer Daten über den Aufstieg und Fall der Kolonialmächte des 19. und 20. Jahrhunderts. Das britische, portugiesische, französische und spanische Weltreich wird in seiner jeweiligen zeitlichen Entwicklung durch sich stetig verformende Kreisflächen veranschaulicht. Andere seiner Arbeiten zeigen den Straßenverkehr von Lissabon: 31 Tage im Zeitraffer von 24 Stunden oder metaphorisch als Blutgefäße mit Kreislaufproblemen. Außerdem hat er eine Textanalyse visualisiert, Daten eines öffentlichen Nahverkehrs bildlich dargestellt und vieles mehr.

“An ecosystem of corporate politicians“ - interactive visualization at pmcruz.com/eco.

“Ein Ecosystem aus Management und Politik“ – interaktive Visualisierung bei pmcruz.com/eco.

Sein neuestes Werk, die interaktive Visualisierung “Ein Ecosystem aus Management und Politik” [pt] – über die Beziehungen zwischen Mitgliedern der portugiesischen Regierung und Unternehmen im Zeitraum 1975 bis 2013 –  hat eine lebhafte Diskussion entfacht.

Pedros eindrucksvolle Arbeit zeigt Konzerne, in denen Minister und Staatssekretäre ein Mandat wahrgenommen hatten. Durch Interaktion entdeckt man weitere Verflechtungen dieser Politiker und welche politischen Ämter sie in den betreffenden Zeitabschnitten ausübten. In der graphischen Darstellung erscheinen Firmen beziehungsweise Organisationen als Wirtsorganismen und Politiker als deren Parasiten:

Data is approached as an ecosystem, where each set of interdependent relations are regulated by physical conditions—each politician has a sequence of companies to visit, chasing them and jumping between them, in order to restart the sequence each time it is completed.

Die Daten sind als Ecosystem angelegt, in welchem alle Wechselbeziehungen physischer Natur sind – jeder Politiker hat seine Unternehmen, die er besucht und zwischen denen er hin und her läuft. Clickt man ein grafisches Element an, startet sofort eine neue Sequenz.

Als Datenquelle diente eine Studie über Politik und Wirtschaft, deren Erkenntnisse in dem Dokumentarfilm “Donos de Por­tu­gal” [pt] [Eigentümer Portugals] verarbeitet worden sind.

Die Community kennenlernen

Beim #OpenDataDay stellte eine dritte Großstadt Portugals ihr Projekt vor, nämlich “Verbessert Coimbra” [pt]. Ebenso wie der Veranstalter in Porto, Transparência Hackday, veranstaltet diese Organisation regelmäßig offene Treffen, an denen jeder teilnehmen kann, um zur Lösung städtischer Probleme beizutragen. Nach nur etwas mehr als einem Jahr sind mehrere Webseiten und mobile Apps entwickelt worden. Die Einwohner Coimbras haben jetzt beispielsweise einen durch Crowdsourcing geschaffenen Mietspiegel für Wohnungen [pt], ein Verzeichnis von Cafes mit WiFi-Anschlüssen [pt] und eine Webseite namens “Bürokratie” [pt], die Protokolle von Stadtratssitzungen veröffentlicht und dafür sogar eine Suchfunktion anbietet. 

Auch die im Norden gelegene Kommune Alfândega da Fé [de] war beim#OpenDataDay vertreten. Im Index kommunaler Transparenz [pt], der im Oktober 2013 von Transparência e Integridade Associação Cívica (TIAC) [Bürgervereinigung Transparenz und Integrität] eingeführt worden ist, belegt das Städtchen aus der Region Trás-os-Montes den zweiten Platz. Mit weniger als 6.000 Einwohnern lässt diese Gemeinde Anzeichen der Bereitschaft erkennen, Daten der Gemeindeverwaltung [pt] öffentlich zugänglich zu machen.

Genau darin bestand das ultimative Ziel dieser Veranstaltung, die Offenlegung staatlicher Datenbestände zu fördern. In Portugal ist #OpenData erneut ein bisschen stärker geworden. Immer mehr Basisorganistionen und Privatpersonen sind im Dialog, miteinander und mit der Welt.

Heiß und global, ODD14 Zeitleiste Teil 2: @thackdaypt (Portugal) @villum (Dänemark) @maliciarogue (Frankreich) @okfde (Deutschland)

Die Agenda des #OpenDataDay ist im Blog [pt] von Transparencia Hackdays dokumentiert, genau gesagt im Texteditor auf der Startseite. Über das internationale Event informiert die offizielle Webseite.

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