Senegal: Werbung für eine Creme zur Hautaufhellung sorgt für Empörung

Die Aufhellung der Haut ist in Afrika sehr verbreitet; der Verkauf von hautaufhellenden Produkten ist in vielen Ländern des Kontinents legal. Die Anwendung von Cremes zu diesem Zweck ist jedoch nicht ungefährlich: Sie kann Streifen, Pickel und Behaarung verursachen, außerdem besteht ein Bluthochdruck- und Diabetesrisiko. Im Senegal sorgt ein Produkt dieser Art, “Khess Petch”, im Internet für Aufruhr.
Kiné Fatim Diop erklärt in “Weißere Haut in 2 Wochen” [fr] :

“Toute blanche”, c’est la traduction de l’expression en Wolof « Khess Petch », du nom d’une toute nouvelle crème aux vertus prétendument éclaircissantes.

“Khess Petch” bedeutet auf Wolof [de] “Ganz weiß”. Dies ist der Name einer neuen Creme auf dem Markt, die angeblich die Haut heller macht.

Amadou Bakhaw DIAW schreibt auf der Seite Ndarinfo [fr] in Die “Khess Petch”-Werbung – eine Beleidigung unserer Identität [fr]:

Depuis une vingtaine de jours environ, un nouveau produit le « Khess Petch » a fait son apparition dans l’agglomération dakaroise, sur plus de 100 panneaux publicitaires de 12 m2.

Vor ungefähr zwanzig Tagen ist im Großraum Dakar auf über 100 12 m2 großen Werbeplakaten ein neues Produkt aufgetaucht: “Khess Petch”.

In “Die hellstmögliche Haut um jeden Preis: ein afrikanisches Phänomen verstehen” [fr] schreibt Carole Ouédraogo auf der Seite NextAfrique [fr], dass das Phänomen verschiedene afrikanische Länder betrifft:

Les chercheurs estiment que 25 % des femmes à Bamako au Mali utilisent des produits éclaircissants … en Afrique du Sud 35 % … au Sénégal 52 % …

Forscher schätzen [en], dass in Bamako in Mali 25% der Frauen hautaufhellende Produkte verwenden… in Südafrika sollen es 35% sein… im Senegal 52%…

Sie fährt fort:

Les femmes au Sénégal associent la peau claire avec la beauté, l’élégance et un statut social élevé. Une étude menée en Tanzanie a révélé que nombre de Tanzaniens ont embrassé les idéaux de beautés eurocentriques.

Die Frauen im Senegal assoziieren helle Haut [en] mit Schönheit, Eleganz und einem höheren sozialen Status. Eine in Tansania durchgeführte Studie [en] hat ergeben, dass sehr viele Einwohner des Landes eurozentrische Schönheitsideale verinnerlicht haben.

http://www.youtube.com/watch?v=ADrWc2I0xzA
Ein Video von myskreen über die Risiken der Hautaufhellung und den Handel mit diesen Produkten.

Die Bloggerin “Une toubab [So bezeichnet man in Westafrika die Abendländer] [fr] à Dakar” versucht in ihrem Artikel Xessalisierung oder das unsinnige Streben nach weißer Haut [fr] die Frage zu beantworten, warum man sich die Haut bleicht:

Certaines pensent que les Sénégalais aiment la chair claire, elles se dépigmentent alors pour leur plaire …
D’autres parlent de « complexes » …

Manche Frauen glauben, dass die Männer im Senegal weißes Fleisch mögen, also machen sie sich heller, um ihnen zu gefallen…
Andere sprechen von “Komplexen”

Die Bloggerin Fatou geht auf Blackbeautybag in ihrem Artikel BLEICHEN DER HAUT: METHODEN, PROBLEME, VERANTWORTUNG [fr] noch weiter:

Il y a les séquelles de l'esclavage et la colonisation. D'un point de vue psychologique, ce passé a laissé des séquelles chez beaucoup de personnes. Ce sentiment d'infériorité n'a pas totalement été éradiqué malheureusement. …
Il y'a des filles qui ne sont pas complexées à la base, mais à force de railleries venant de leurs proches, elles sautent le pas. Les remarques comme: TU ES NOIRE COMME LA NUIT, SI TU ES TROP NOIRE AUCUN HOMME NE VOUDRA DE TOI, et j'en passe des meilleures …

Sklaverei und Kolonialzeit haben Spuren hinterlassen. In psychologischer Hinsicht ist diese Vergangenheit in vielen Menschen noch lebendig. Das Gefühl, minderwertig zu sein ist leider noch nicht vollständig verschwunden…
Es gibt Mädchen, die von sich aus gar keine Komplexe haben, sich dann aber doch durch Sticheleien des Umfelds hinreißen lassen. Es kommen Bemerkungen wie: DU BIST JA SCHWARZ WIE DIE NACHT, KEIN MANN WIRD DICH WOLLEN, WENN DU ZU DUNKEL BIST und das sind noch nicht einmal die schlimmsten…

Über das Gefühl der Minderwertigkeit hat die Bloggerin Mama Sarate ihrerseits einen Artikel verfasst, um zu kontroversen Diskussionen anzuregen: Von Schwarz zu Weiß – der rassische Aufstieg [fr].

Welche Lösungen schlagen die Internetnutzer für dieses Problem vor, wenn doch z.B. im Senegal das Bleichen der Haut seit 1979 für Schülerinnen der Grund- und weiterführenden Schulen per Dekret verboten ist [fr] und die Frage in Jamaika ebenfalls als Problem der öffentlichen Gesundheit betrachtet wird [en]? In den USA erschien im vergangenen Jahr der Dokumentarfilm Dark Girls, der Vorurteile gegen dunkelhäutige Frauen aufzeigte und zur Diskussion stellte, und in Kenia hat das Topmodel Ajuma Nasenyana [en] eine Kampagne gegen Produkte zur Hautaufhellung gestartet.


Der Teaser zum Dokumentarfilm Dark Girls 

Eine erste Antwort [fr] von Kiné Fatim Diop :

Très rapidement, une mobilisation citoyenne dénonçant les risques de cette lotion [Khess Petch] est née sur les réseaux sociaux. Lancée sur Internet le 8 septembre, une pétition en ligne appelant le ministère de la Santé à mettre fin à cette campagne publicitaire a recueilli plus de 1.000 signatures en quatre jours.

Sehr schnell ist in den sozialen Netzwerken eine Bürgerbewegung entstanden, die die Risiken dieser Lotion [Khess Petch] anprangert. Eine Online-Petition, die am 8. September im Internet gestartet wurde und das Gesundheitsministerium auffordert, diese Werbekampagne zu stoppen, konnte nach vier Tagen bereits 1.000 Unterschriften verzeichnen [fr].

@K_Sociial scherzt auf Twitter:

Je vais bientôt créer : “Nioul kouk” [toute noire] vous allez voir. Les filles deviendront bleues !

Ich werde bald “Nioul kouk” [Ganz schwarz] kreieren, ihr werdet schon sehen. Davon werden die Mädchen dann blau!…

Internetnutzer und Computergrafiker, die die gleiche Idee hatten, organisieren so eine Gegenkampagne: Khess Petch (Ganz weiß) bekommt ihr Gegenstück Nioul Kouk (ganz schwarz) [fr].

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