Deutschland: Kritik an „Ich will Europa“ in sozialen Medien

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Europa in der Krise.

Die Krisenmeldungen über den Euro und die Europäische Union sind den Bürgern seit einiger Zeit vertraut. Angesichts vielfach vermeldeter Untergangsszenarien könnte man fast schon verwundert sein, dass die Eurozone noch immer 17 Mitgliedsstaaten umfasst und auch die Bürger des krisengeplagten Griechenlands noch immer in Euro bezahlen.

Elf Stiftungen in Deutschland – zusammengeschlossen in der Vereinigung Engagierte Europäer – haben sich zum Ziel gesetzt, diesen negativen Stimmen ein positives Bild von Europa entgegenzusetzen. Die Kampagne „Ich will Europa“ möchte die Vorzüge Europas hervorheben und hat viele prominente Deutsche aus Politik, Sport, Kultur und Gesellschaft gewinnen können, um für die Vorteile der europäischen Integration zu werben. Die Schirmherrschaft der Kampagne hat Bundespräsident Joachim Gauck übernommen.

Screenshot von der Webseite ich-will-europa.de

Screenshot von der Webseite ich-will-europa.de

Ich will Europa“ versucht seine Ziele sowohl über klassische Medien zu erreichen, als auch über soziale Medien im Internet. Ein Blick in die sozialen Medien macht jedoch deutlich, dass „Ich will Europa“ nicht nur auf positive Resonanz stößt. Auf der Facebookseite von „Ich will Europa“ häufen sich kritische Kommentare, die sich über eine bürgerferne, technokratische und undemokratische EU beschweren. Und auch auf Twitter gibt es zahlreiche negative Stimmen:
Emmanuel Goldstein greift den häufig erhobenen Vorwurf auf, Europa und die EU seien nicht mit dem Euro gleichzusetzen:

@Silberstreiff: Der Euro hat nichts mit der europäischen Vielfalt zu tun, die gab es vorher auch schon !! #ichwilleuropa

Daniel Rhinow beklagt die Bürgerferne der Europäischen Union:

@DanielRhinow: #IchwillEuropa Ja,aber es soll ein Europa der föderalen Vielfalt sein, ein Europa von Marktwirtschaft und Demokratie, ein Europa der Bürger.

Twitternutzer @kosmopolit hat sich sogar unter dem Namen @ichwilleuropa registriert, weil es die Initiatoren der Kampagne offenbar versäumt haben, sich auch über Twitter in die Diskussionen einzuschalten:

@kosmopolit: so habe jetzt ‪@ichwilleuropa registriert. Mal schauen wie lange die Kampagne für eine email braucht. Was sollen wir twittern? ‪#ichwilleuropa

Über dieses Versäumnis macht sich Bernd Hüttemann bei Twitter lustig:

@huettemann: #ff @MercatorDE @BoschStiftung @Blumberry for courage to start #ichwilleuropa campaign without twitter & @ichwilleuropa for doing it 4 them

Es gibt bei Twitter auch positive Reaktionen, die jedoch meist ziemlich kurz ausfallen, wie jene von Michael Timm :

@michael_thim: Ich will #Europa. bit.ly/P2SKuA #ichwilleuropa

Der Blogger Eric B. wirft der Kampagne „Ich will Europa“ vor, dass sie Europa mit der EU gleichsetzt und sieht insbesondere das Video mit einem Grußwort von Bundeskanzlerin Merkel sehr negativ:

Daneben ist vor allem das Merkel-Video, das einen beim ersten Klick auf die Homepage anfällt (siehe oben). Daneben ist auch der Spruch, denn die EU ist nicht Europa, und die Eurozone schon gar nicht. Daneben ist schließlich das Timing: Die Initiative legt genau an dem Tag los, da Merkels Regierung die Weichen für einen Rausschmiss Griechenlands stellt (auch wenn die Kanzlerin das Gegenteil behauptet).

In dem Blog Die freie Welt schreibt Beatrix von Storch:

EUROPA braucht keine Werbemillionen. EUROPA hat kein Akzeptanzproblem. EUROPA ist in bester Ordnung. EUROPA- das sind etwa 50 Staaten. 27 davon sind in der EU. Und 17 davon leisten sich den Euro. Und diese 17 haben ein Problem. 17 von 50.  Das ist nicht EUROPA!

“Ich will Europa” wird von zahlreichen großen Medienhäusern unterstützt. Es wurden auch viele hochwertige Videos produziert, die auf YouTube abrufbar sind. Wie die Kommentare auf YouTube, Facebook und Twitter zeigen, erfährt die Kampagne in den sozialen Medien jedoch auch viel Gegenwind. Viele scheinen die Eurozone oder die gesamte heutige EU nicht mit Europa im Allgemeinen gleichsetzen zu wollen.

 
Dieser Bericht ist Teil unseres Dossiers über Europa in der Krise.

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