Griechenland: Die Inspiration hinter der schockierenden “modernen Mänade”

Dieser Bericht ist Teil unseres Dossiers über Europa in der Krise.

“Wir haben einen Traum. Wir sind noch am Leben. Wir wollen doch nur Frieden. Aber… wir müssen kämpfen.” Dies sind die vier Sätze, die eines der neuesten Bilder von Fotograf und Blogger ‘Dimitris the Athens‘ [el, en] begleiten. Das Foto trägt den Titel “Griechische Mänaden” und zeigt eine junge, nackte Frau, die aus dem Bauchnabel blutet und die griechische Flagge wie ein Neugeborenes in ihren Händen hält – ein Symbol einer modernen Mänade, Anhängerin Dionysos’ in der Mythologie.

Das Foto, das über soziale Medien um die ganze Welt ging, unterstreicht die gegenwärtige psychische Verfassung der Griechen und zeigt deren verlorenen Stolz und ihren Zorn in den Zeiten der Krise.

Die Inspiration für das Bild holte sich Dimitris the Athens vom Mythos über die antiken, griechischen Nymphen, die sogenannten Mänaden. In seinem Blog, schreibt [el, uk] er über sie:

Maenades were nymphs, the female companions and followers of the god Dionysus, their name literally translates as “raving ones. (…) Indeed, the main characteristic of the Maenads was their ecstatic frenzy where often inspired by Dionysus and through a combination of dancing and drunken intoxication, they would lose all self-control, begin shouting excitedly and engage in uncontrolled, hyperactive and beyond logic violent behavior. In modern day Greece, the Maenads exist and continue to upset…

Mänaden waren Nymphen, sie waren die Begleiterinnen und Anhängerinnen des Gottes Dionysos. Ihr Name wird wörtlich mit “die Tobenden” übersetzt (…). Tatsächlich war das Hauptmerkmal der Mänaden ein ekstatischer Wahn, der oftmals von Dionysos hervorgerufen wurde und sich in einer Kombination aus Tanz- und Alkoholrausch zeigte. Sie verloren die Macht über sich, begannen aufgeregt zu schreien und verfielen in ein unkontrolliertes, hyperaktives und gewaltsames Verhalten jenseits jeder Logik. Im modernen Griechenland gibt es sie noch immer und sie sorgen weiter für Aufregung…

Moderne griechische 'Mänade'. Foto von Dimitris the Athens, dimitristheathens.blogspot.gr.

Moderne griechische ‘Mänade&#39. Foto von Dimitris the Athens, dimitristheathens.blogspot.gr

Dimitris the Athens gab für Global Voices ein exklusives Interview zu seinem Foto. Dabei erzählt er, dass er von den fehlenden Reaktionen der Menschen und dem Elend, das uns zur Zeit umgibt, motiviert und inspiriert wurde.

I was sick and tired by seeing photos in foreign media showing only homeless, immigrants, incapable politicians. Future…. Rebirth… Pride…. nowhere…

Ich hatte es satt, in ausländischen Medien immer nur Bilder von Obdachlosen, Immigranten und unfähigen Politikern zu sehen. Nirgendwo Zukunft…Wiedergeburt…Stolz…

Über die Mänaden des heutigen Griechenlands sagt er:

I cannot identify them yet quite clearly but I can “smell” them intensely and nice. They are on their road, they are getting prepared. They are next to us. You can find them in the basis, in the clear folk proud souls, which will react without the god Dionysus, this time.

Ich kann sie noch nicht eindeutig identifizieren, aber ich kann ihren intensiven und angenehmen “Geruch” bereits wahrnehmen. Sie sind auf dem Weg, sie machen sich bereit, sie sind unter uns. Ihr könnt sie an der Basis finden, in den stolzen Seelen der Bevölkerung, die dieses Mal ohne den Gott Dionysos reagieren werden.

Da eine der klaren Nachrichten seines Bildes die Notwendigkeit von Taten und Kampf anspricht, erklärt Dimitris the Athens, was Kampf in seinen Augen bedeutet:

The fight begins by turning off TVs and reacting to everything that has crystallized as a dogma and lowers our pride (self-esteem). This war is neither financial or political, it is an Ethical war.

Der Kampf beginnt mit dem Abschalten des Fernsehers und mit Reaktionen auf all das, was sich als Dogma herauskristallisiert hat und unseren Stolz – unser Selbstvertrauen – mindert. Dies ist weder ein finanzieller noch politischer Krieg, hier geht es um Ethik.

Er glaubt fest daran, das es sich bei Griechenlands Krise eindeutig um eine ethische Krise handelt.
Aber:

The days which are ahead will be strange but wonderful days.

Die Tage, die uns bevorstehen, werden seltsame aber wunderbare Tage sein.

schließt er mit dem Zitat eines griechischen Liedes ab.

Das Foto zog die Aufmerksamkeit der sozialen Medien und vieler Nachrichten-Webseiten Griechenlands und der ganzen Welt auf sich. Twitter User, Papapetrou Patroklos:
@ppapapetrou76: You really need to see it / read it: #MAENADS http://dimitristheathens.blogspot.com/2012/05/maenads.html Really shocking photo of a woman bleeding holding the #greek flag
@ppapapetrou76: Das müsst ihr sehen bzw. lesen: #MAENADS http://dimitristheathens.blogspot.com/2012/05/maenads.html Ein wirklich schockierendes Bild einer blutenden Frau, die die #griechische Flagge hält.
Die Nachrichtenseite Greek Reporter schreibt [en] über die Auswirkungen der blutenden Mänade:
Users of several social media all around the world, such as Facebook and Twitter, have published the picture in their personal profiles, creating a giant chain of the Greek bloodied Maenad, sharing the message of the concept. (…) The few-words-long slogan is what every Greek person thinks these days, that Greece struggles with the financial crisis and this may be a reason why this image became immediately popular.

User unterschiedlichster sozialer Medien weltweit, wie Facebook und Twitter, haben dieses Bild auf ihrem persönlichen Profil veröffentlicht und somit eine gigantische Kette der blutenden griechischen Mänade ausgelöst und die Botschaft des Konzepts verbreitet. (…) Der kurze Slogan reflektiert das, was jeder Grieche an jenen Tagen denkt, an denen sein Land mit der finanziellen Krise kämpft. Das wird der Grund dafür sein, dass das Foto sofort bekannt wurde.

Die Reaktionen der Menschen, geben dem Kommentar des Fotografen recht: Im modernen Griechenland gibt es die Mänaden immer noch und sie sorgen weiter für Aufregung…

Dieser Bericht ist Teil unseres Dossiers über Europa in der Krise.

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