Guatemala: Äußerungen zum Genozid an eingeborenen Frauen

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Dieser Artikel ist Teil unser Sonderberichterstattung über die Rechte von Eingeborenen. [en]

Der 36 Jahre dauernde Bürgerkrieg, der 1960-1996 Guatemala verwüstete, kostete mehr als 200 000 Menschen das Leben und führte zur Vergewaltigung von mindestens 100 000 Frauen. Die meisten Opfer waren Maya. Erst vor Kurzem haben die Frauen erstmals über die Gewalt gesprochen, die sie durch die Armee und durch paramilitärische Kräfte erfahren haben. Und im Rahmen des Genozidverfahrens untersuchen spanische Strafgerichte endlich die sexuelle Gewalt gegen Mayafrauen.

International Lawyer Almudena Bernabeu with Maria Toj and other survivors of Genocide in Guatemala. CC by Renata Ávila

Die internationale Rechtsanwältin Almudena Bernabeu mit Maria Toj und anderen Überlebenden des Genozids in Guatemala. CC Renata Ávila

Die Dokumentation The Invisible Genocide of Women der Fotojournalisten Ofelia de Pablo und Javier Zurita berichtet über die raue Realität weiblicher Überlebender, die schockierende Geschichten von Missbrauch, Folter und Gewalt erzählen, und über die Bemühungen, die fortdauernden forensischen und gesetzlichen Ermittlungen zur Anklage des ehemaligen guatemaltekischen Präsidenten Efraín Ríos Montt voranzubringen.

Die 2008 produzierte Dokumentation Women, Violence, Silence von Javier Bauluz bringt die Geschichte von Manuela ans Licht, einer alleinerziehenden Mutter, die in einem Familienintegrationszentrum in Verapaz arbeitet, einer der Gegenden, die am stärksten betroffen waren, als der 36-jährige Bürgerkrieg das Land verwüstete. Durch Manuelas Arbeit wird uns die Realität der Situation von Frauen in Guatemala vor Augen geführt.

In einem Land, in dem pro Tag durchschnittlich zwei Frauen ermordet werden, sind Frauen fortwährend in Gefahr: Die massiven organisierten Vergewaltigungen, die sie während des Konflikts erlitten, chauvinistische Gewalt, Kindesmissbrauch und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht und Rasse sind nur einige der wichtigsten Probleme.

Patricia Simón vom Periodismo Humano beschreibt in Women, Violence and Silence in Guatemala die furchtbaren Verbrechen, die während des Völkermordes in Guatemala gegen Frauen verübt wurden.

Las violaciones, las mutilaciones, la explotación sexual, las esterilizaciones a fuerza de violarlas y desgarrarlas, de provocarles abortos forzados, de feticidios -rajarles el vientre y sacar los fetos-, fueron torturas cometidas sistemáticamente por el Ejército y por los paramilitares contra estas mujeres. Mientras se lo hacían, como podrán ver en el Especial, les decían, por ser indígenas, “no son gente, son animales”. Muchas de estas mujeres nunca contaron estos crímenes y las que lo hicieron, o se supo en su comunidad, fueron rechazadas, despreciadas, expulsadas.

Vergewaltigung, Verstümmlung, sexuelle Ausbeutung, Zwangssterilisierungen als Folge der brutalen Vergewaltigungen, das Hervorrufen von Fehlgeburten, Fötusmorde – wobei der Bauch aufgeschlitzt wurde und der Fötus entfernt wurde – waren Foltermethoden, die die Armee und paramilitärische Kräfte systematisch gegen diese Frauen einsetzten. Wie man im Special sehen kann, sagte man ihnen, während sie gefoltert wurden, dass sie als Eingeborene “keine Menschen sind, sondern Tiere”. Viele dieser Frauen haben nie jemandem von diesen Verbrechen erzählt. Und diejenigen, die es taten, oder in deren Gemeinden es bekannt wurde, wurden ausgestoßen, zurückgewiesen und vertrieben.

Der Grund dafür, dass diese Verbrechen erst vor Kurzem ans Licht kamen und während des Genozidverfahrens diskutiert werden, ist laut Maria Eugenia Solís, einer ehemaligen Ad-Hoc-Richterin des Inter-Amerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte, dass es die Vereinten Nationen während ihrer Untersuchung des Genozids versäumt hatten, nach diesen Verbrechen zu fragen – als ob diese gar nicht erst möglich wären. Diese Vergehen wurden einzig und allein deshalb dokumentiert, weil Frauen, die nach anderen Verbrechen gefragt wurden, diese kollateral erwähnten, als sie über die Gewalt sprachen, die ihre Ehemänner oder andere männliche Familienmitglieder erfahren hatten. Sie behielten das Wissen hautptsächlich für sich:

Está naturalizada la violencia contra las mujeres. Antes, durante y después del conflicto. Las mujeres han vivido en unos niveles de desigualdad descomunales con respecto al resto de la sociedad. No se reconocen como sujetos. El primer trabajo con ellas es conseguir que piensen que son seres humanos, que no es normal que abusen de ellas. Aunque lo hayan hecho desde pequeñas porque había mucho incesto. Y hay que tener en cuenta las reacciones después de que fueran violadas por los combatientes, que fueron muy diversas pero nunca de solidaridad: eran consideradas traidoras, sucias, como sus hijos si se habían quedado embarazadas de sus agresores… Se supone que ellas deberían haber hecho todo lo posible por morirse antes de ser violada. Por todo ello se sienten culpables. Pero además es que sus violadores siguen siendo sus vecinos. Están rodeadas de puro enemigo. Hay mujeres que a la vuelta de la presentación de un informe que recogía su testimonio, volvieron a ser violadas por los mismos.

Gewalt gegen Frauen hat sich eingebürgert. Vor, in und nach dem Konflikt. Das Leben von Frauen ist, verglichen mit dem Rest der Gesellschaft, von extremer Ungleichheit geprägt. Sie sehen sich selbst nicht als Menschen. Der erste Schritt, der unternommen wird, ist sie dazu zu bringen, sich als Menschen zu betrachten und zu begreifen, dass es nicht normal ist misshandelt zu werden. Selbst wenn es seit ihrer Kindheit geschieht. (Inzest ist ein häufiges Vorkommnis.) Außerdem muss man die Reaktionen berücksichtigen, die sie erfuhren, nachdem sie von Kämpfern vergewaltigt worden waren: die Reaktionen waren vielfältig, aber niemals solidarisch. Sie wurden als Verräter betrachtet, schmutzig, wie auch ihre Kinder, falls sie von ihren Angreifern geschwängert wurden… Man war der Meinung, dass sie alles Menschenmögliche hätten unternehmen sollen, um zu sterben, anstatt vergewaltigt zu werden. Aufgrund all dessen fühlen sie sich schuldig. Aber abgesehen davon sind ihre Vergewaltiger immer noch ihre Nachbarn. Sie sind von Feinden umstellt. Es gibt Frauen, die von denselben Männern erneut vergewaltigt wurden, nachdem sie ihre gerade ihre Zeugenaussage abgegeben hatten.



Verschiedene Organisationen bekämpfen diese Situation, indem sie Aktivitäten, Festivals und Treffen organisieren, wo Überlebende von Vergewaltigungen während des bewaffneten Konflikts sich äußern können und Hilfe in Anspruch nehmen können. Ein solches Festival ist das Regional Festival for Remembrance, das 2008 und 2011 stattfand. Ihm Rahmen dieses Festivals fanden verschiedene Aktivitäten statt, die das Erkunden von Themen wie Heilung und Machtgewinn beinhalteten, sowie die Präsentation von Zeugenaussagen, offene Diskussionen, Orte zum Nachdenken, eine Mayazeremonie und Kunst- und Tanzaktivitäten, um die Frauen mit einzubeziehen und ihnen zu helfen, sich stark genug zu fühlen, ihren Schmerz zu verarbeiten und sich mit anderen zusammenzutun, um dazu beizutragen, sexuelle Gewalt zu beenden.

Das Veröffentlichen dieser Geschichte ist ein Schritt in Richtung Gerechtigkeit für die guatemaltekischen Frauen, die auch nach dem Bürgerkrieg keine Verbesserung ihrer Lage erfahren haben. Laut Women Today wurden 2010 in Guatemala mehr als 685 Frauen ermordet. Guatemala ist somit auf dem amerkanischen Doppelkontinent das Land mit den meisten Frauenmorden, noch vor Ciudad Juarez in Mexiko. Außerdem werden nur 1 % der Fälle zur Verhandlung gebracht und der Verantwortliche für Entschädigung für die Opfer des Bürgerkriegs hat verkündet, dass er nicht glaube, dass Vergewaltigungen stattgefunden hätten. Rechtsanwältin Almudena Bernabeu, die den Fall in Spanien vor Gericht brachte, unterstreicht die Wichtigkeit des Prozesses:

A veces la justicia universal es la única oportunidad para las víctimas si les falla su propia justicia

Manchmal ist universelle Gerechtigkeit die einzige Chance für die Opfer, wenn ihr eigenes Justizsystem sie im Stich lässt.
Survivors and activists from Rabinal, Baja Verapaz Guatemala who declared as witnesses before Spanish Court on the genocide case and declared their testimonies of crimes against women. Image CC By Renata Ávila

Überlebende und Aktivisten aus Rabinal, Baja Verapaz in Guatemala, die vor Gericht in Spanien als Zeugen im Genozidverfahren aussagten und über Verbrechen an Frauen berichteten. Bild CC Renata Ávila

Dieser Artikel ist Teil unser Sonderberichterstattung über die Rechte von Eingeborenen.

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