Mazedonien: Meinungen aus dem Ausland zu den Protesten gegen Polizeibrutalität


Dieser Artikel ist Teil unserer Sonderberichterstattung Mazedonische Proteste 2011.

Die Reaktionen der meisten Menschen auf die Proteste gegen die Brutalität der Polizei in Mazedonien zeigen zum einen die Dominanz der traditionellen Medien auf, die wenig Interesse daran haben, über diese Vorkomnisse zu berichten. Auf der anderen Seite zeigt sich aber auch ein Möglichkeit zu internationaler Solidarität, wenn die Nachrichten erst bekannt werden.

Jovana Tozija, eine in Deutschland lebende Mazedonierin, schrieb [mk, en] den folgenden Beitrag über die Reaktionen ihrer Freunde:

Viele meiner internationalen Freunde fragten mich, was in Mazedonien vor sich ginge, nachdem sie gesehen hatten, dass ich zahllose Links mit seltsamen Buchstaben auf Facebook veröffentlicht hatte sowie mein Profilbild verändert hatte. Ich erklärte ihnen den Vorfall mit dem Mord an Martin Neshkovski. Hier sind ihre Reaktionen und meine persönliche Analyse.

Eine Russin: Na und? Die Polizei hat einen Mann umgebracht. Warum regst Du Dich so darüber auf? Du kannst ja sowieso nichts tun.

Hier wird deutlich, dass die Menschen in Russland noch nicht besonders für Redefreiheit sensibilisiert worden sind. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass sie Angst haben oder ob Russland noch nicht entwickelt genug ist. Aber ich weiß, dass die Oligarchen in Russland sehr mächtig sind und dass man dagegen machtlos ist.

Ein Iraner: Es ist nur eine Person zu Tode gekommen?

Das war seine erste Reaktion. Es ist nicht einfach für ihn: Er hat viel Schlimmeres gesehen. Letztes Jahr, während der sogenannten „Grünen Revolution“ im Iran sind viele junge Menschen ums Leben gekommen, weil [Ahmadinejad] nicht eingestehen wollte, dass die Wahlergebnisse gefälscht worden waren. Eine Gruppe junger, progressiver Menschen protestierten  – ohne Erfolg. Viele von ihnen wurden umgebracht und Ahmadinajad ist noch immer an der Macht.

Eine Deutsche: Wie kann es sein, dass die Identität des Jungen zwei Tage lang unbekannt war und dass der Fall nicht gemeldet wurde?

Die Menschen dieses Landes sind daran gewöhnt, dass die staatlichen Institutionen ihre Aufgaben gewissenhaft ausführen. Sie (meine Freundin) interessierte sich mehr für das Scheitern der Behörden als dafür, wie es dazu kommen konnte, dass ein Mitglied der Special Police Units einen jungen Mann umbrachte.

Ein Kroate: Oh mein Gott, die Polizei wird uns noch alle ins Grab bringen.

Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. I nehme an, er ist ein Befürworter der ACAB (All Cops Are Assholes) Theorie.

Mehrere Tage nach Beginn der Proteste schrieb [bg] der bulgarische Blogger Yurukov in seinem Blog:

Warum haben die bulgarischen Medien seit einer Woche nicht über die Proteste berichtet? Warum muss ich erst über Twitter von den Protesten erfahren – und dass auch nur durch Zufall, da ich einigen Mazedoniern auf Twitter folge? Auf was warten sie? Eine offizielle Stellungnahme des Innenministeriums oder des [Premierministers Boyko Borisov]? Ist es schon so weit gekommen? Haben wir Angst, dass die Medien beschuldigt werden könnten, Unruhe zu stiften, sollten die Proteste auf Bulgarien übergreifen? Warum schweigen sogar die Zeitungen, die für ihre Unabhängigkeit bekannt sind?  Oder müssen wir erst warten, bis die Nachrichten populär werden, bevor wir über sie sprechen dürfen?

Yurukov merkte an, dass in der Woche, in der die Proteste begannen, nur zwei bulgarische Internetportale darüber berichteten: Dir.bg und News.bg. (Allerdings blieb es dabei; es gab keine Folgeartikel in der nächsten Woche)

Die Website Stop police violence veröffentlichte einen Artikel [mk/sr] über den slowenischen Frauenchor „Kombinat“ [sl], der die Proteste unterstützt:

Wir schicken ein Foto, um euch zu unterstützen. Es wurde auf unserem Konzert in [Celje], aufgenommen. Wir widmen es euch allen, die ihr gegen Polizeibrutalität protestiert. Wir schicken euch zudem [eine Petition] für die wir auf dem Konzert Unterschriften gesammelt haben. Die Menschen in Slowenien haben keine Ahnung was gerade in Mazedonien vor sich geht, weil unsere Medien weder darüber reden noch darüber schreiben… Wir senden euch unsere Solidarität und unsere Unterstützung. Wir sind mit euch in unseren Gedanken und in unseren Herzen…

No Pasaran!

Konzert des Chors „Kombinat“ in Celje, Slowenien. Foto von Kombinat, mit freundlicher Genehmigung.

Mazedonische Demonstranten laden Menschen aus dem Ausland dazu ein, ihre Unterstützung für die Proteste zu zeigen, indem sie darüber berichten oder Videos darüber aufnehmen.

Dieser Artikel ist Teil unserer Sonderberichterstattung Mazedonische Proteste 2011.

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