Madagaskar: Wachablösung?

Die Krise in Madagaskar hat möglicherweise einen wichtigen Wendepunkt erreicht: der Anfang vom Ende des Regimes von Präsident Marc Ravalomanana. Während immer noch Unklarheit darüber herrscht, wer nun gerade das Sagen hat, scheint die Armee hinter dem früheren Bürgermeister Andry Rajoelina zu stehen. Das Büro des Premierministers sowie das staatliche Fernsehen stehen nun unter Rajoelinas Kontrolle. Twitterer in Madagaskar beschreiben die Abfolge der Ereignisse.

Virginie berichtet, dass am Samstag alles damit begann, dass der von Rajoelina ernannte Premierminister Monja Roindefo, sich Zugang zum Büro von Premierminister Charles Rabemananjara verschafft und die Kontrolle über das Gebäude (fr) übernommen hatte. Danach erkläre er, dass das Land nun unter Kontrolle seines Lager stehe. Später am Morgen berichtet Re_Hita, dass Rajoelina, der in der vergangene Woche untergetaucht war, an den Place du Mai 13 gekommen sei und den Rücktritt President Ravalomananas gefordert hätte (fr).

Einige Stunden später veröffentlichte die madagassische Website Topmanda eine Stellungnahme der Regierung, in der die Machtübernahme durch die Opposition dementiert und erklärt wurde, dass es immer noch darum ginge Verhandlungen zwischen den beiden rivalisierenden Seiten herbeizuführen (fr).

Am Place du 13 Mai trat Parlamentsvorsteher Jacques Sylla zusammen mit Rajoelina auf die Bühne und nannte diesen den neuen Führer der Nation (mg).

Barijaona schrieb, dass Rajoelina während seiner Rede abstritt, er wolle Ravalomananas Leben beenden und wiederholte mehrfach, er werde keine Truppen in den Präsidentenpalast schicken, weil er ein Blutbad vermeiden wolle. In der Tat heißt es in einem Bericht von Cyril Vanier vom Palast, dass einige hundert Menschen sich zum Schutz des Präsidenten vor dem Palast zu einem Sit-in zusammengefunden hätten.

Thierry postet, dass Rajoelina dem Präsidenten ein Ultimatum gestellt habe, innerhalb von 4 Stunden zurückzutreten.

In der Zwischenzeit schrieb Virginie, dass Brandstifter in den Präsidentenpalast eingedrungen seien, der zurzeit unbewohnt ist, da sich Ravalomanana an seinem Wohnsitz in Iavoloha befindet.
Vier Stunden später verstrich das Ultimatum ohne einen Rücktritt Ravalomananas. Thierry berichtete, die Armee würde den Präsidentenpalast nicht stürmen.

Am Sonntag wartete die madagassische Blogosphäre mit Sorge auf weitere Entwicklungen und war sich recht unsicher, wer denn nun wirklich das Sagen hatte.

Ravalomanana bot als potenziellen Ausweg aus der Krise ein Referendum an und warnte seine Anhänger mit den Worten “die Krise besteht nicht nur zwischen Madagassen” (fr).

Arinaina vermutet, dass die nationale Radiofrequenz erneut Opfer von Piraterie geworden sei.

Barijoana und Re_Hita verfolgten die ersten Fernsehnachrichten auf dem nun von Rajoelina kontrollierten staatlichen Fernsehkanal. Barijaona bemerkt, dass obwohl die Rede von Ravalomanana und seine Rücktrittsweigerung gesendet wurde, sein Aufruf zu einem Referendum jedoch aus der Rede herausgeschnitten worden war (fr).

In den Nachrichten kamen außerdem frühere Mitglieder der Präsidentengarde (die am Vortag gekündigt hatten) vor und die jetzt der Armee beigetreten sind. DotMG berichtet, dass die früheren Gardisten dazu aufriefen, die vor dem Palast sitzenden Zivilisten, notfalls mit Gewalt, zu entfernen. Die früheren Gardisten berichten außerdem von Söldnern und bewaffneten Zivilisten.

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